idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.02.1999 15:35

Schwarzarbeit: 1999 Rekordanteil von 15,5% am Bruttosozialprodukt

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Mit einem Anteil von 15,5% am Bruttosozialprodukt wird die Schwarzarbeit in Deutschland 1999 ein neues Rekordniveau erreichen. Davon geht der Linzer Ökonom Friedrich Schneider aus. Das Volumen der Schattenwirtschaft betrage damit in diesem Jahr 602 Mrd. DM, sagte Schneider heute auf der Otto-von-Freising-Fachtagung "Der Sozialstaat zwischen Markt und Hedo-nismus" an der Katholischen Universität Eichstätt. "Die Schwarzarbeit wächst damit drei mal schneller als die offizielle Wirtschaft", so Schneider, der diese Zahlen in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) erarbeitete. Als Grund für diesen neuerlichen Anstieg sieht der Wissenschaftler besonders die Diskussion um die 630-Mark-Jobs.

    Allerdings zeigen Studien, daß der Anteil der Schwarzarbeit in den letzten fünf Jahren in nahezu allen OECD-Ländern gestiegen ist; in Deutschland setzte diese Entwicklung bereits 1975 ein. Lediglich in den USA beobachtete Schneider eine gegenläufige Tendenz: Dort nahm der Anteil der Schwarzarbeit am Bruttosozialprodukt von 9,4% im Jahr 1994 auf 8,8% in 1998 ab. Im in-ternationalen Vergleich zeigt sich darüber hinaus, daß Schwarzarbeit besonders in Entwicklungsländern verbreitet ist: Dort beträgt der Anteil der Schwarzarbeit am Bruttosozialprodukt im Schnitt 39,2%, in Übergangsländern 23,2%, ermittelte Schneider in einem Vergleich von 67 Ländern. In OECD-Staaten liegt dieser Anteil bei 14,2%.

    Für die auch in der Bundesrepublik starke Verbreitung von Schwarzarbeit fand Siegfried Lamnek von der Katholischen Universität Eichstätt eine Erklärung: Eine bundesweit repräsentative Befragung zeigt, daß der größte Teil der Bevölkerung die Steuerlast als viel zu hoch und als nicht gerecht verteilt betrachtet. Ähnliches gilt für Umfang und Verteilung von Sozialabgaben. Hierin sind aus Sicht der Forscher mögliche Gründe für soziale Devianz zu sehen - darunter fallen Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Mißbrauch staatlicher Leistungen. Außerdem stellte Lamnek fest, daß Schwarzarbeit in der Bevölkerung als am wenigsten schwerwiegendes Delikt gegenüber dem Sozialstaat gesehen wird. "Oft wird sie dem Bereich der Nachbarschaftshilfe zugeordnet", so Lamnek. Entsprechend wird - im Vergleich zu anderen Delikten gegenüber dem Sozialstaat - auch keine strenge Bestrafung dieses Vergehens gefordert. "Schwarzarbeit wird meist als Kavaliersdelikt gesehen", sind sich Schneider und Lamnek einig.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).