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08.12.2004 14:31

Arbeitsmarktexperte Prof. Scherl legt Memorandum zu "Ein-Euro-Jobs" vor

Ute Missl Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollen für die Empfänger des neuen Arbeitslosengeldes II möglichst schnell bis zu 600.000 Gelegenheiten für gemeinnützige Arbeiten in sozialrechtlichen Dienstverhältnissen - so genannte "Zusatzjobs", bzw. "Ein-Euro-Jobs" - geschaffen werden. Prof. Dr. Hermann Scherl, Professor für Sozialpolitik und Arbeitsmarktexperte an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) der Universität Erlangen-Nürnberg, warnt nun in einem Memorandum vor einem überstürzten Ausbau von Zusatzjobs, der hauptsächlich darauf ausgerichtet sein könne, die Arbeitslosenstatistik zu schönen. Anfang des Jahres hatte Prof. Scherl als einer der Ersten öffentlich dafür plädiert, die bei "Hartz IV" vorgesehene Möglichkeit zur Verpflichtung von Langzeitarbeitslosen für gemeinnützige Arbeiten als beschäftigungspolitische Chance zu nutzen.

    Wie Prof. Scherl darlegt, gibt es zu der Frage, wie Zusatzjobs auszugestalten seien - zum Beispiel ob überwiegend als Angebote zu freiwilliger gemeinnütziger Arbeit oder mit Arbeitspflicht, ob mit einem Stundenlohn bis zu 2 Euro oder nur mit einer Entschädigung für tatsächlichen Mehraufwand, ob kurz befristet oder möglicherweise auf lange Dauer angelegt - noch viele unterschiedliche Vorstellungen, ebenso über die anzustrebenden Ziele und über zielrelevante Wirkungen. "So lange noch Unklarheiten bestehen, wäre bei einer politisch forcierten raschen Ausweitung der Zahl der Zusatzjobs, bei der die Ausgestaltung weitgehend den jeweiligen lokalen Akteuren überlassen ist, ein Wildwuchs mit vielen unzweckmäßigen Ausformungen zu erwarten", erklärt Prof. Scherl.

    Der Arbeitsmarktexperte fürchtet, dass die in politischen Verlautbarungen herausgestellten Ziele einer besseren Wiedereingliederung und von mehr Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt dabei eher konterkariert als gefördert werden. "Die besonderen arbeitsmarktpolitischen Chancen, die das Konzept sozialrechtlicher Zusatzjobs bietet, würden damit leichtfertig vertan, und der Ansatz möglicherweise vorzeitig diskreditiert", so Prof. Scherl weiter.

    Auf der Basis einer systematischen Darlegung von in Betracht kommenden Zielen und dafür relevanten Wirkungsaussagen skizziert Prof. Scherl einen konstruktiven Vorschlag für ein zweckmäßig ausgeformtes Angebot von Zusatzjobs mit "Produktdifferenzierung" und "Kundensegmentierung". Er plädiert jedoch grundsätzlich dafür, Ausbaukonzepte erst vorsichtig zu erproben, bevor man sie auf breiter Basis und in großem Umfang umsetzt.

    Das Memorandum steht im Internet zum Download zur Verfügung:
    http://www.sozialpolitik.wiso.uni-erlangen.de/down/zusatzjobs.pdf

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Hermann Scherl
    Tel.: 0911/5302-653
    scherl@wiso.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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