Karl der Große und das Erbe der Kulturen
8. Symposion des Mediävistenverbandes vom
15.-18. März in der Universität Leipzig
Daß Karl der Große keine Erfindung von späteren Geschichtsfälschern ist, wie eine in letzter Zeit Aufsehen erregende These eines Sachbuchautors behauptet, ist ihnen Gewißheit: den Mediävisten (Mittelalterforschern) aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die sich vom 15. - 18. März 1999 in der Universität Leipzig zu ihrem 8. internationalen Symposion versammeln und über "Karl den Großen und das Erbe der Kulturen" nachdenken werden.
Karl der Große, dessen Kaiserkrönung sich im Jahre 2000 zum 1200. Male jährt, gehört ohne Zweifel zu jenen Persönlichkeiten aus dem Mittelalter, die auch heute noch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind. Sein Bild jedoch schwankte im Verlauf der Jahrhunderte. Galt er den einen als Idealherrscher, so beschimpften ihn andere, in besonderem Maße die Nationalsozialisten, als "Sachsenschlächter". Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er besonders als Baumeister Europas zu Ehren, auf den sich Deutsche und Franzosen gleichermaßen berufen können. An ihn erinnert daher der 'Karlspreis', der jedes Jahr in Aachen an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich in besonderem Maße um das zusammenwachsende Europa verdient gemacht haben.
Die von Karl angestoßene Karolingische Renaissance, die in Wirklichkeit überhaupt keine Renaissance, keine Wiedergeburt der Antike war und sein wollte, sondern die vielmehr eine der erfolgreichsten Bildungsreformen der Weltgeschichte wurde, schuf bis heute wirksame Grundlagen für die Kunst und die Wissenschaft. Unsere heutige Schrift etwa geht auf die "karolingische Minuskel" zurück. Die Karolingerzeit war daher eine Epoche, die antikes Erbe annahm, seinem eigenen kulturellen Streben anverwandelte und in dieser Form der europäischen Nachwelt als besonderes Erbe hinterließ. Daher blicken die Mittelalterforscher im Verlauf ihrer Tagung nicht nur auf den Karolingerherrscher allein, sondern auch auf dieses Erbe der Kulturen.
Sie reagieren damit aber auch auf ein verbreitetes Interesse am Mittelalter, das sich in gut besuchten Ausstellungen oder sog. Mittelaltermärkten widerspiegelt und in deutlichem Gegensatz steht zum Abbau der Vermittlung mittelalterlicher Geschichtskenntnisse an den Schulen. Indem sie ein zweifellos am exotisch anmutenden Erscheinungsbild der vermeintlich dunklen Jahrhunderte entzündetes Interesse befriedigen, hoffen sie zugleich, zum besseren Verständnis einer Epoche beizutragen, die zwar längst untergegangen, aber trotzdem mit der Gegenwart verbunden ist.
Nähere Informationen: Prof. Dr. Franz-Reiner Erkens, Tel.: 0341/ 97 37081
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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