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01.03.1999 16:03

Wichtiger als Pornographie

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    47/99

    Religiöse Angebote im Internet

    5000 Menschen besuchen jährlich Partenia - die erste, nur im Internet existierende Diözese. Der französische Bischof Jacques Gaillot schuf 1995, vom Papst nach Meinungsverschiedenheiten in eine verlassene Diözese an den Rand der Sahara verbannt, die "Diözese ohne Grenzen". Heute erhält er über das Internet jeden Monat mehr als 250 Zuschriften. Der Erfolg der virtuellen Diözese zeigt, daß sich über das Internet Menschen auch ohne persönliche Kommunikation für religiöse Belange motivieren und organisieren lassen, so der Religionssoziologe Dr. Christof Wolf in einer am Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln durchgeführten Studie.

    Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge wird die Masse und Vielfalt religiöser Angebote im Internet auch in Zukunft weiter wachsen. Neben virtuellen "Zweigstellen" herkömmlicher religiöser Organisationen ist dabei auch mit einer wachsenden Zahl von ausschließlich im Netz präsenten Gruppierungen zu rechnen. Im World Wide Web finden sich unter dem Suchbegriff religi* über 1,3 Millionen Eintragungen. Entgegen dem in der Öffentlichkeit vorherrschenden Bild spielen damit religiöse Zusammenhänge im weitesten Sinne auf den Webseiten eine weitaus wichtigere Rolle als Sex oder Pornographie.

    Mit der Vielfalt religiöser Angebote steigt auch die Nachfrage, da mit der zunehmenden Vielfalt die individuellen Identifikationsmöglichkeiten und damit die Attraktivität der Angebote wachsen. Ob bei "Catholic online", der "Transzendentalen Meditation" oder dem "Lebensquell" - aus einer nahezu unbegrenzten Auswahl religiöser Anbieter kann sich jeder Internet-Nutzer eine für ihn maßgeschneiderte Glaubensrichtung aussuchen. Im Internet sind zudem die Kosten für Aufbau und Verwaltung einer religiösen Gemeinschaft extrem niedrig. Auch kleinere, wenig finanzkräftige Gruppen haben dadurch die Möglichkeit, sich im Internet zu präsentieren und um neue Mitglieder zu werben.

    Etwa vier Prozent der befragten Organisationen gründeten sich im Internet und präsentieren ihre Angebote ausschließlich in der virtuellen Welt. So etwa die "First Church of Cyberspace", die nach eigenem Bekunden "Hinweise auf die Präsenz des Schöpfers im kreativen Chaos des Internet" geben will. Die vergleichsweise unpersönliche Kommunikation über das Massenmedium Internet reicht demnach für die Gründung einer religiösen Gemeinschaft vollkommen aus, so die Ergebnisse der Studie.

    An der Umfrage beteiligten sich ca. 300 katholische, evangelische und buddhistische Gruppen, sowie Anhänger des "Hare Krishna Bewußtseins". Es zeigt sich, daß neuere, d.h. nach 1945 gegründete Organisationen die Möglichkeiten des Internet im Durchschnitt ein bis zwei Jahre früher als die traditionellen Religionsgemeinschaften nutzten. Bei der großen Mehrheit der befragten Anbieter handelt es sich um lokale Gruppen, die sich im Internet präsentieren und ihre Mitglieder informieren wollen. Wesentlich seltener vertreten sind überregionale Organisationen und Dachverbände. Neben diesen virtuellen Zweigstellen meist herkömmlicher Religionsgemeinschaften bietet aber auch eine "Web Kapelle" ihre Dienste an. Sie verspricht gleich einer Autobahnkapelle dem Reisenden im Cyberspace einen Platz der Ruhe und Besinnung - Gebetswünsche inklusive.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Christof Wolf unter der Telefonnummer 0221/470-4397, der Fax-Nummer 0221/470-5180 und der Email-Adresse Christof.Wolf@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.htm).

    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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