Neben der international renommierten Thomas Mann-Sammlung beherbergt die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf nun einen weiteren bedeutenden Bestand: das Janusz Korczak-Archiv.
Neben der international renommierten Thomas Mann-Sammlung beherbergt die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf nun einen weiteren bedeutenden Bestand: das Janusz Korczak-Archiv. In einer Ausstellung mit dem Titel "Janusz Korczak: Frieden - Menschenrechte - und die Kinder" (20. Januar bis 26. Februar) werden die Bücher, Schriftstücke und Materialien jetzt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Der polnisch-jüdische Arzt, Erzieher und Schriftsteller (1878 bis 1942, eigentlich Henryk Goldszmit) gilt in der Wissenschaft als Klassiker der Pädagogik, in einer Reihe mit Pestalozzi, Montessori oder Fröbel. Bekannt bis heute ist er jedoch auch durch sein kompromissloses Engagement für die Rechte der Kinder. Und die Liebe zu ihnen. 200 jüdischen Waisen stand er im Warschauer Ghetto zur Seite. Als sie am 5. August 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden, begleitete er sie freiwillig. Auch in die Gaskammer.
"Im Westen ist Korczak als Klassiker der Reformpädagogik etabliert und ein humanistisches Vermächtnis. Im Osten war er eher eine politische Symbolgestalt", so Prof. Dr. Gisela Miller-Kipp, Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Historische Bildungsforschung. Zusammen mit Universitätsarchivar Dr. Max Plassmann organisiert sie die Korczak-Ausstellung (20. Januar bis 26. Februar 2005), in der der Archivbestand der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Wie kam das Material nach Düsseldorf?
Zur Vorgeschichte: Auf einer Vernissage traf Barbara Engemann-Reinhardt den Düsseldorfer Historiker em. Prof. Dr. Kurt Düwell und erzählte ihm von ihrer großen Privatsammlung. Die 1940 in Berlin geborene ehemalige Lehrerin und spätere Lektorin in
einem DDR-Verlag war erstmals 1972 mit Werk und Lebensgeschichte Korczaks in Berührung gekommen. Damals wurde der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
posthum an den Pädagogen und Arzt verliehen, zugleich kam sein pädagogisches Hauptwerk ("Wie man Kinder lieben soll") in einem Göttinger Verlag heraus. Die ostdeutsche Lizenzausgabe betreute Barbara Engemann-Reinhardt. Sie war fasziniert von diesem Menschen, auch in der DDR sollte man unbedingt von Korczak erfahren. Und war nicht bereits 1922 eine russische Ausgabe des polnischen Pädagogen von höchster Stelle empfohlen worden?
Fortan warb die Ostberlinerin für Korczak-Editionen in der DDR und den sozialistischen Bruderstaaten. Und sammelte. Primär- und Sekundär-Literatur, Erstausgaben, "graue" Literatur, Materialien zur Rezeptionsgeschichte, bis hin zu Medaillen, Münzen, Briefmarken. Barbara Engemann-Reinhardt wurde 1979 Mitbegründerin der Internationalen Korczak-Gesellschaft in Warschau, war von 1982 bis 2003 in deren Präsidium, leitete zwei Jahre die Forschungsgemeinschaft Janusz Korczak in Ost-Berlin, war im Vorstand der deutschen Gesellschaft.
Dann die Übersiedlung in den Westen der Republik und der Kontakt zu Düwell. Was fest stand: Aus Raummangel wollte/musste sich Barbara Engemann-Reinhardt von ihrer Sammlung trennen. Nur: Wer sollte die Bestände bekommen? Das Jüdische Museum in Berlin signalisierte Interesse.
Düwell sprach mit Miller-Kipp, der Plan zur Ausstellung und für das Universitätsarchiv entstand. Das überzeugte die Privatsammlerin, Düsseldorf erhielt den Zuschlag.
"Wir bekommen etwa vier laufende Meter Material", so Dr. Max Plassmann. "Es gibt auch anderswo Korczak-Sammlungen, aber das Besondere in diesem Bestand ist, dass hier in Düsseldorf nun konzentriert die DDR-Rezeption und -Forschung dokumentiert werden kann, bis hin zu Diplomarbeiten oder interner Korrespondenz von Ost-Verlagen. Man muss nicht nach Berlin fahren."
Informationen:
Dr. Max Plassmann, Tel. 0211-81-15635;
Prof. Dr. Gisela Miller-Kipp, Tel. 0211-81-12369
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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