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22.06.1999 16:56

Sucht und Psychose

Dr. Wolfgang Mathias Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Schizophrenie und Suchtkrankheiten tre-ten häufig gemeinsam auf. In Deutschland sind bis zu einem Drit-tel aller an Schizophrenie Erkrankten alkoholkrank. Auch der Kon-sum illegaler Drogen ist bei diesen Menschen deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Dennoch führt Drogenkonsum nicht zwangsläufig zu einer Psychose. Bei Drogenabhängigen sind die Un-terschiede zwischen Normalität und Wahn allerdings sehr gering. Das ergibt eine Studie von Dr. Roland Kaiser, die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln ange-fertigt wurde.

    121/99/sucht
    Sucht und Psychose
    Drogenabhängige mit oder ohne Psychose unterscheiden sich kaum

    Schizophrenie und Suchtkrankheiten tre-ten häufig gemeinsam auf. In Deutschland sind bis zu einem Drit-tel aller an Schizophrenie Erkrankten alkoholkrank. Auch der Kon-sum illegaler Drogen ist bei diesen Menschen deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Dennoch führt Drogenkonsum nicht zwangsläufig zu einer Psychose. Bei Drogenabhängigen sind die Un-terschiede zwischen Normalität und Wahn allerdings sehr gering. Das ergibt eine Studie von Dr. Roland Kaiser, die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln ange-fertigt wurde.

    Dr. Kaiser befragte an einer Rehabilitationsklinik für junge Dro-genabhängige schizophrene und nicht-schizophrene Patienten nach ihrem Rauschmittelkonsum. Dabei wurde nach Alkohol, Cannabis, He-roin, Kokain, Ecstasy, Valium, LSD, Schnüffelstoffen und halluzi-natorischen Pilzen unterschieden. Es zeigte sich, daß der Konsum von Cannabis-Produkten, wie Haschisch oder Marihuana, die Tendenz zu Psychosen erhöht. Abhängige ohne gleichzeitige Schizophrenie nehmen dagegen mehr Opioide (Heroin) und Kokain ein.

    Beide Gruppen, schizophrene und nicht-schizophrene Patienten ge-ben mehrheitlich an, nervös und innerlich unruhig zu sein. Auch Angstzustände treten bei beiden Patientengruppen auf. Zwei von drei der Drogenabhängigen sind leicht verletzbar, scheu, leiden an Schuldgefühlen oder machen sich unberechtigt viele Selbstvor-würfe. Auch eigenartige Körpergefühle, wie Kribbel-, Kälte- oder Druckempfindungen werden erlebt.

    An einer Psychose leidende Abhängige erleben ihre Gedanken als "durcheinander". Sie leiden unter starken Stimmungsschwankungen. Häufig tritt das Gefühl auf, daß seltsame Dinge vor sich gehen und die Mitmenschen sich verändern. Alles kann dann als bedroh-lich und gegen sich selbst gerichtet empfunden werden. Die eige-nen Gedanken sind fremd, können von anderen gelesen werden oder hallen im Kopf wie ein Echo. Es treten Halluzinationen, Verfol-gungs- oder Größenwahn auf.

    Diese Erscheinungen, die eine schizophrene Erkrankung auszeich-net, stehen im Wechselspiel zum Drogenkonsum des Psychotikers. Der Verlauf einer Erkrankung läßt sich auch im Drogenkonsum able-sen. Überraschenderweise findet sich - so Dr. Kaiser - das glei-che Wechselspiel von Drogenmißbrauch und krankhaften Erscheinun-gen bei Drogenabhängigen, die nicht als psychotisch krank einge-stuft werden. Der Unterschied zwischen schizophrenen und nicht-schizophrenen Abhängigen verschwimmt, zumindest bei den schwer suchtkranken Patienten dieser Spezialklinik. Nicht-schizophren erkrankte Abhängige können also ganz ähnliche Krankheitsmuster aufweisen wie schizophrene Patienten. Eine traditionelle Suchtbe-handlung kann für diese Menschen ungeeignet sein.

    (49 Zeilen á 60 ca. Anschläge)
    Verantwortlich: Wolfgang Lemme

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Martin Hambrecht unter der Telefonnummer 0221/478-6098, der Fax-Nummer 0221/478-5593 und der Email-Adresse martin.hambrecht@medizin.uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im Word Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html.

    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dank-bar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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