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Wissenschaft
Unveröffentlichte Fotografien zur Widerstandsszene in Osteuropa 1956 bis 1989
Vaclav Havel, Jelena Bonner, Andrej Sacharow und Raissa Orlowa: Dissidenten, deren Namen im Kampf gegen autoritäre Regime berühmt geworden sind. Vergessen sind aber oftmals die Namen all derer, die im Untergrund gewirkt haben, sei es in illegalen Druckereien zur Herstellung von Flugblättern, als Kuriere wichtiger Nachrichten oder gar als Künstler, die ihre bildenden oder schriftstellerischen Werke in kleinen geheimen Kreisen verbreitet haben. Die Kunsthistorikerin und Slawistin Heidrun Hamersky von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen arbeitet seit vielen Jahren zu diesem Thema und hat jetzt den Fotoband "Gegenansichten - Fotografien zur politischen und kulturellen Opposition in Osteuropa 1956 - 1989" vorgelegt. In Expertenkreisen gilt das Werk bereits jetzt schon als einzigartig - nicht nur weil es bislang unveröffentlichte Materialien zeigt, sondern auch weil es die politische Widerstandsgeschichte der einzelnen Länder vergleichend beschreibt.
Dass die europäische Geschichte 1989/90 eine Wende nahm, ist auch ihnen zu verdanken: den Widerständlern und Unangepassten, die in Osteuropa über drei Jahrzehnte auf einen demokratischen Aufbruch hinwirkten. Stets von Repressionen bedroht, agierten sie im Verborgenen, trafen sich in Privatwohnungen, debattierten in Kellern und Kirchenräumen und erkämpften sich öffentliche Räume. Der Fotoband gibt Einblicke in die Welt der kulturellen Alternativszenen und der politischen Opposition in der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR. Die Aufnahmen wurden meist von den Beteiligten selbst gemacht und erlauben somit einen Blick in die Innenwelt dieser Bewegungen. Zu sehen sind Untergrunddruckereien, Schnappschüsse von Akteuren der Bürgerrechtsbewegungen, Studierende und Lehrende in "fliegenden Universitäten" sowie illegale Kunstwerke.
Am persönlichsten sind die Fotografien der politischen Häftlinge in Internierungslagern und Gefängnissen. "Lächeln war unsere einzige Waffe", erklärten viele von ihnen der Bremer Wissenschaftlerin, die Zeitzeugen in Moskau, Prag und Budapest besuchte. Dieses Lächeln ist auf schmerzliche Weise in den Dokumenten festgehalten.
Bemerkenswert ist neben der großen Bandbreite der Materialien, dass es der Autorin gelungen ist, die Stimmungslage jener besonderen Zeitumstände einzufangen. Einzelne Schicksale werden in mehreren Fotos dokumentiert - manchmal bis hin zu einer Beerdigung. Es ist die Geschichte der Andersdenkenden, die hier erzählt wird, und die auf diese Weise unvergessen bleiben. So schließt der Bildband mit einem Foto von Vaclav Havel und Alexander Dubcek, das den Moment wiedergibt, als während einer Theateraufführung der Rücktritt der kommunistischen Partei bekannt gegeben wird.
Die bisher weitgehend unbekannten Fotografien stammen aus privaten und öffentlichen Archiven aus Russland, Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen, den USA und der großen Samizdat Sammlung des Bremer Forschungsinstituts für Osteuropa. In einem Vorwort von Vaclav Havel und einem Essay von Wolfgang Eichwede werden die historischen Zusammenhänge erläutert. Der Bremer Osteuropawissenschaftler Wolfgang Schlott verfasste die ausführlichen Bildunterschriften. Das Buch ist im Ch. Links Verlag erschienen und kostet 29,90 Euro; ISBN 3-86153-373-1.
Achtung Redaktion: In der Pressestelle kann digitales Bildmaterial aus dem Bildband angefordert werden.
Weitere Informationen:
Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen
Heidrun Hamersky
Tel.: 0421 218 7888
E-Mail: hamersky@osteuropa.uni-bremen.de
http://www.forschungsstelle-osteuropa.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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