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05.12.2005 14:39

"Ich denke also bin ich Ich?" - Tagung zu Geist und Gehirn

Ulrike Jaspers Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Die Frage, was denn der Geist sei, und wie sich der Geist zum Gehirn verhält, ist eine entscheidende Frage für das menschliche Selbstverständnis und beschäftigt die Menschheitsgeschichte traditionell als Leib-Seele Problem. Über diesen spannenden Themenbereich diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geistes- und Naturwissenschaften bei der Internationalen Fachkonferenz "Ich denke also bin ich Ich? - Das Selbst zwischen Neurobiologie, Philosophie und Religion" , die vom 15. bis 17. Dezember auf dem Campus Westend der Universität Frankfurt veranstaltet wird. Die Tagung ist Auftaktveranstaltung der "Templeton Research Lectures", die das Institut für religionsphilosophische Forschung (IRF) der Johann Wolfgang Goethe-Universität eingeworben hat.

    In den vergangenen Jahren förderten die Ergebnisse der empirisch arbeitenden Wissenschaften Erkenntnisse zutage, die für das menschliche Selbstverständnis des Geistes von großer Tragweite zu sein scheinen. In diesem Kontext spielen vor allem die Biowissenschaften, insbesondere die Neurobiologie, eine tragende Rolle. Die Resultate dieser Forschungsrichtung sind von großer Wichtigkeit, wenn es um die Deutung des menschlichen Selbstbewusstseins geht. Neurobiologie klärt uns nach ihrem eigenen Anspruch über die materiellen Bedingtheiten unseres Denksystems auf. Allerdings ist die entscheidende und sehr unterschiedlich beantwortete Frage, welche Konsequenzen die neurobiologischen Ergebnisse für die Konzeption unseres Bewusstseins haben. Der vermeintliche Determinismus der empirischen Kognitionswissenschaften erscheint als eine eminente Herausforderung der klassischen philosophischen und theologischen Konzepte von Willensfreiheit und innerem Selbst.

    Wenn sich herausstellen sollte, dass freie Handlungen gar nicht möglich sind, ist jegliche Ethik überfällig. Wenn es nur sehr begrenzt freie Handlungen gibt, müsste dies gesellschaftlich berücksichtigt werden. Der Umgang der Menschen untereinander ist eben auch von dem theoretischen Konzept von Geist und Seele abhängig. Es ist politisch, juristisch und sozial folgenreich, ob man sein Gegenüber als determinierte Biomaschine oder als frei handelndes Subjekt ansieht. Auch religiöse Konzepte von Geist und Seele setzen voraus, dass diese nicht nur ein determiniertes Epiphänomen sind. Wie lässt sich also das Verhältnis zwischen Neuronenfeuer und einer Philosophie des Geistes verbinden? Oder lässt sich letztere auf ersteres reduzieren? Die Brisanz dieser Thematik und deren gesellschaftliche Relevanz liegt auf der Hand, das werden die Diskussionen bei dieser Auftaktveranstaltung der "Templeton Research Lectures" eindrucksvoll dokumentieren, an der auch der erste Fellow dieses Programms, der renommierte Philosoph und Theologe Prof. Dr. Philip Clayton aus Claremont (USA) teilnehmen wird. Das Ziel der "Templeton Research Lectures", die mit zirka 500.000 Dollar dotiert sind, ist den interdisziplinären Dialog zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Religion zu intensivieren. Die Fachkonferenz ist auch in den universitären Schwerpunkt "Religion im Dialog" eingebunden.

    Folgende international renommierte Wissenschaftler aus den Gebieten Neurobiologie, Medizin, Philosophie, Psychologie, Religionswissenschaft, Physik und Theologie werden als Referenten an der Tagung teilnehmen: Michael von Brück (Universität München), Philip Clayton (Claremont School of Theology and Claremont Graduate University, USA), Thomas Görnitz (Universität Frankfurt), Hans Goller (Universität Innsbruck, Österreich), Jürgen Habermas (Universität Frankfurt), Christoph Jäger (University of Aberdeen), Hans-Dieter Mutschler (Universität Krakau, Polen), Michael Pauen (Universität Magdeburg), Günter Rager (Universität Fribourg, Schweiz), Louise Röska-Hardy (Universität Frankfurt), Wolf Singer (Universität Frankfurt), Henrik Walter (Universität Frankfurt), Marcus Willaschek (Universität Frankfurt).

    Am Donnerstag (15.12.) und Freitag (16.12.) um jeweils 19 Uhr öffnet sich der Kongress einem breiteren Publikum mit zwei öffentlichen Abendvorträgen, zu denen interessierte Bürger auf den Campus Westend eingeladen sind: "Subjektivität ohne Dualismus. Wie über das menschliche Subjekt sprechen ohne Cartesianer zu werden?" ist der Titel des ersten öffentlichen Abendvortrags, den Prof. Dr. Philip Clayton halten wird. Am Freitag setzt sich dann der Frankfurter Hirnforscher, Prof. Dr. Wolf Singer vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung, mit der Frage "Warum postulieren wir in unserem Gehirn einen autonomen Beweger?" auseinander.

    Nähere Informationen und Anmeldung für die Tagung: Tobias Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Professur für Religionsphilosophie, Fachbereich Katholische Theologie, Telefon 069/798-32939, E-mail: Tobias.Mueller@em.uni-frankfurt.de;
    Weitere Hintergrundinformationen: Pünktlich zu dieser Fachkonferenz erscheint das Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt mit dem Sonderthema "Geist und Gehirn" (Heft 4/2005); einige der Tagungsteilnehmer sind auch Autoren in dem Magazin, das kostenlos über die Abteilung Marketing und Kommunikation (E-Mail: jaspers@ltg.uni-frankfurt.de) zu beziehen ist.


    Weitere Informationen:

    http://www.trl-frankfurt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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