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29.09.1999 08:13

Legasthenie: Probleme beim Lesen und Rechtschreiben

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Fast fünf Prozent der deutschen Schulkinder haben besondere Schwierigkeiten beim Erlernen von Lesen und Rechtschreiben. Die Ursachen für diese so genannte Legasthenie sind bis heute nicht bekannt. Der neueste Wissensstand wird vom 7. bis 10. Oktober in Würzburg diskutiert: Hier kommen die in Deutschland führenden Forscher und Praktiker auf der 13. Fachtagung des Bundesverbandes Legasthenie zusammen. Es werden mehr als 1.200 Teilnehmer erwartet.

    Die Probleme beim Lesen und Rechtschreiben treten häufig bereits in den ersten beiden Schuljahren auf und bleiben nicht selten bis ins Erwachsenenalter bestehen. Den Ergebnissen einer aktuellen Untersuchung zufolge weisen fast sechs Prozent der deutschen Erwachsenen eine Rechtschreibfähigkeit auf, die dem Niveau von Viertklässlern entspricht. Viele dieser Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen entwickeln psychische Erkrankungen, zum Beispiel depressive Störungen, Emotionalstörungen und aggressive Verhaltensweisen, weil ihre Probleme in der Schule nicht erkannt werden und sie großem psychischen Druck ausgesetzt sind. Obwohl verschiedene Ansätze zur Behandlung der Legasthenie vorliegen, sind die wenigsten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht.

    Die Tagung des Bundesverbandes Legasthenie, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, findet zusammen mit einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Symposium über neurobiologische Ergebnisse aus der Lese- und Rechtschreibforschung im Philosophiegebäude am Hubland statt. Vorgestellt werden die international bedeutendsten Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre zur Genetik, zu den Auffälligkeiten in der Gehirnrinde sowie zur visuellen und auditiven Informationsverarbeitung.

    Prof. Shelley D. Smith (USA), die als erste eine genetische Ursache der Lesestörung auf Chromosom 15 beschrieben hat, berichtet über die Bedeutung einer weiteren Genregion für die Lesestörung. Bei Leseschwachen zeigen sich die Störungen bereits in der Gehirnrinde: Sie verarbeiten Laut- und Wortmaterial deutlich langsamer (Prof. Rita Samelin, Finnland) und qualitativ anders (Prof. Judith M. Rumsey, USA; Dr. Eraldo Paulesu, Italien).

    In den vergangenen Jahren wurde den Fähigkeiten, die einzelnen Sprachlaute differenziert wahrzunehmen, eine besondere ursächliche Bedeutung für die Lese-Rechtschreibschwäche zugesprochen (Prof. Usha Goswami, England, Dr. Karin Landerl, Salzburg). Bereits die Förderung dieser Fähigkeit im Kindergartenalter kann helfen, den Erwerb von Lese- und Rechtschreibfähigkeiten positiv zu beeinflussen (Prof. Wolfgang Schneider, Würzburg).

    Bei der Tagung werden außerdem in Praxisseminaren Programme zur Förderung durch Schulen und Eltern sowie zur Individualförderung angeboten. Den Veranstaltern zufolge hat eine solche Verbindung von praxisorientierter Forschung und Grundlagenforschung bereits zu einem wesentlich besseren Verständnis und zu neuen Ansätzen der Therapie der Lese-Rechtschreibstörung geführt.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Tiemo Grimm, Abteilung für Medizinische Genetik, Biozentrum, T (0931) 888-4076, Fax (0931) 888-4069, E-Mail:
    tgrimm@biozentrum.uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/humangenetics/leg/tagung.html
    http://selbsthilfe-online.de/bv/legasthenie/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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