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Wissenschaft
Ein neuartiger Prothesenfuß ahmt die natürliche Gehbewegung nach. Das schont die intakten Gelenke. Weiterer Vorteil: Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Benutzer eine Prothese trägt. Der Prototyp wird auf der MEDTEC in Stuttgart vorgestellt.
Zehntausende von Menschen müssen allein in Deutschland jedes Jahr zum zweiten Mal das Gehen lernen, weil sie durch Krankheit, Unfall oder Gewalteinwirkung Gliedmaßen verloren haben und nun auf Prothesen angewiesen sind. Rund 44 000 Amputationen von Zehen, Füßen, Unterschenkeln oder ganzen Beinen zählte das wissenschaftliche Institut der AOK für das Jahr 2001. "Und diese Zahl steigt," weiß Dr. med. Urs Schneider von der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG, Stuttgart. "Denn die meisten Amputationen sind heute Folgen von Diabetes oder arteriellen Verschlusserkrankungen - Krankheiten, die statistisch gesehen mit zunehmendem Alter häufiger auftreten. Vor allem ältere Menschen brauchen dann eine prothetische Versorgung, mit der sie beim Gehen möglichst wenig umlernen müssen." Genau daran hapert es bisher, obwohl das einfache Holzbein längst ausgedient hat. Moderne Beinprothesen können weit mehr als nur stützen: Aus einem umfangreichen Baukasten standardisierter Module setzen Orthopädietechniker heute künstliche Gliedmaßen zusammen, die individuell auf ihre Träger zugeschnitten sind und im Extremfall sogar Leistungssport zulassen.
Ein wichtiger Bestandteil jeder Beinprothese ist der Prothesenfuß. Derzeit gibt es Prothesenfüße, die sich um drei Achsen im Raum bewegen und flexibel an Bodenunebenheiten anpassen. "Noch existiert jedoch noch kein Prothesenfuß, der die natürlichen Bewegungsabläufe beim Gehen nachbildet", sagt Schneider. Mit seinem Team hat er einen Prothesenfuß entwickelt, der dies kann - rein mechanisch, ohne aufwändige Elektronik. Bei jedem Schritt führt der menschliche Fuß eine kleine Rotationsbewegung aus, die kaum jemand bewusst wahrnimmt: Nach dem Aufsetzen der Ferse kippt der Fuß zunächst nach innen und dreht sich dann beim Abrollen über eine gerade Position nach außen, während sich die Hüfte für den nächsten Schritt nach vorne schiebt. Genau diese Drehbewegungen ahmt der Prothesenfuß nach. Indem er den natürlichen Bewegungsablauf beim Gehen imitiert, erspart er frisch amputierten Menschen nicht nur das oft mühsame Umlernen. Er schont auch die intakten Knie- und Hüftgelenke sowie die Lendenwirbelsäule. "Klinische Tests haben gezeigt, dass durch das naturnahe Gangbild kaum jemandem die Prothese auffällt," resümiert Schneider. Der Prothesenfuß ist bereits zum Patent angemeldet.
Ein Kardangelenk überträgt beim laufen die Längsrotation des Unterschenkels auf den Prothesenfuß.
© Fraunhofer TEG
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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