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20.10.1999 17:02

Musik der Karolingerzeit - Internationale musikwissenschaftliche Tagung

Tibor Werner Szolnoki Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Paderborn

    An der Tagung nehmen etwa 40 Wissenschaftler aus Europa und den USA teil. Fragen beantwortet gern: Prof. Dr. Annegrit Laubenthal (Detmold/Paderborn): Tel.: 05231-975664, E-Mail: laubenthal@muwi.upd.de. Weitere Informationen und Teilnehmerliste: http://www.hfm-detmold.de/texte/sonder.htm.

    Paderborn (Städt. Galerie am Abdinghof), 24. - 26. Oktober 1999

    Von der Musik im politischen Einflußbereich Karls des Großen ist bekannt, dass sie wichtig war für die, die sie hörten, vor allem aber für eine Bildungsschicht, für die die Faszination des Gesangs immer mehr zum Thema wurde. In den großen Unternehmungen der Karolinger, die angesichts der riesigen räumlichen Distanzen und immensen kulturellen Unterschiede im Frankenreich sehr viel mit Administration, Logistik und Wissensvermittlung zu tun hatten, hatte Musik, so bescheiden sie sich darstellen mochte, für das zentrale kulturelle Anliegen, die Etablierung der christlichen Religionsausübung nach römischem Vorbild, eine existentielle Bedeutung. Musik besaß Schlüsselfunktion innerhalb einer Gedächtniskultur, der sie in solchem Maße als Stütze diente, wie es unserer heutigen Welt, die schöne Klänge gewohnheitsmäßig als Background nutzt, kaum vorstellbar erscheint.

    No songs, no rules. Diese aus ethnologischen Beschreibungen entlehnte Formulierung passt also auch auf die wichtigste musikalische Kunst unter Karl dem Großen, den aus römischer Tradition übernommenen gregorianischen Choral. Mit den administrativen Unternehmungen der Karolinger setzte seine schriftliche Fixierung ein - der Beginn dessen, was die abendländische Musik bis heute ausmacht. Notenschrift, Regeln zu Melodiebildung und Rhythmik, zum Gebrauch der verfügbaren Töne, ihrer Anordnung nach Tonarten, ihrem Zusammengehen im polyphonen Klang - all diese Lerninhalte eines heutigen Musikunterrichts lassen sich in ihren ersten, zuweilen etwas verwischten Spuren bis ins Karolingerreich zurückverfolgen. Verkompliziert werden diese Sachverhalte durch das Faktum eines kulturellen Imports, der "Rom-Kopie", und damit eines Vorgangs, der in zahllosen späteren und oft weit entfernten Prozessen der Akkulturation seine Nachfolge finden sollte - bis in unsere Gegenwart.

    Musikwissenschaftliche Forschung zum Frühmittelalter gleicht kriminalistischer Kleinarbeit. Das Gesamtbild erschließt sich nur aus mühsamem Zusammentragen von Indizien, von direkten und mehr noch von indirekten Zeugnissen, und immer wieder aus kontroversen Diskussionen mit kritischen Kollegen. Hierzu wird diese Veranstaltung Gelegenheit geben. International renommierte Experten werden ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentieren. Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch; die Vorträge und Podiumsdiskussionen sind öffentlich.

    Prof. Dr. Annegrit Laubenthal (Detmold/Paderborn)/Prof. Dr. Hartmut Möller (Freiburg i.Br.).
    Die Tagung ist möglich dank der Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Rückfragen an dasMusikwissenschaftliche Seminar der Universität Paderborn und der Musikhochschule Detmold, Gartenstraße 20, D-32756 Detmold, ++49-(0)5231 975 664, E-Mail: laubenthal@muwi.upd.de

    Programm/Zeitplan:

    Sonntag, 24.10.99

    9-12 ROM - FRANKENREICH, LEITBILD "ROMKOPIE" (ARLT)

    Rankin: The Context of Chant Transmission in the 9th Century.
    Heinzer: Liturgisches Gebet und liturgischer Gesang - oder: Leistet Sakramentarforschung einen Beitrag zum Verständnis der karolingischen Gesangbücher? Steiner: Frankish Tonaries and Roman Chant. Pfisterer: Gab es eine fränkische Redaktion des römischen Chorals?
    Kruckenberg: Division of an Empire, Division of a Chant Tradition: The Sequence during and after the Age of Charlemagne.
    Llewellyn: A Paulinus of Aquileia versus in 11th Century Italy.

    14-16 ROM - FRANKENREICH, LEITBILD "ROMKOPIE" (ARLT)

    [Fortsetzung der Vormittagssitzung]

    17-19 MÜNDLICHKEIT (HERMES)

    Dobszay: Two Paradigms of Orality: The Office and the Mass.
    Szendrey: Die Unterstützung des musikalischen Gedächtnisses - Choralgesang und Volksmusik.
    Lug: Deskriptive Musikaufzeichnung in Mittelalter, Romantik und Gegenwart.

    Montag, 25.10.99

    9-12 SCHRIFT - VERSCHRIFTLICHUNG (RANKIN)

    Arlt: Das Wolfenbütteler Gradualfragment der Zeit um 900 (Cod. 510 Helmst.).
    Klaper: Das Schriftlichwerden karolingerzeitlicher Gesangsformen - Ein Evangeliar des 9. Jh. als musikhistorische Quelle.
    Wälli: Notkers Sequenz-Melodien des 9. Jh: Möglichkeiten ihrer Rekonstruktion und Aspekte der Rezeption.
    Torkewitz: Die Musica enchiriadis und Werden an der Ruhr.

    14-15 FREIE REFERATE I (LUG)

    Bücker: Some Observations on the Places of Carolingian Musical Thought.
    Petersen: 'Theology in Carolingian Music' or 'Theology and Carolingian Music'. An Interpretative Sketch

    16-17 FREIE REFERATE I [Fortsetzung]

    Hoffmann: Zur Datierung und Provenienz der Handschrift Vaticana Palat. lat. 235.

    17-19 ROUNDTABLE: KAROLINGISCHE LIEDER UND LIEDERHANDSCHRIFTEN
    (HAUG)

    Haug: Zur Einführung: 'Ritmus' als Gattung und als Formprinzip gesungen vorgetragener Versdichtung.
    Björkvall: Form and Performance in Two Carolingian 'Rithmi' (MGH, Poetae IV, nos. XXXV and LXXXVIII).
    Barrett: Reading around Carolingian verse.
    Richter: Carmina autem quaecumque in laude dei dicuntur, hymni vocantur.
    Stella: Il Corpus of Latin Rhythmical Poems IV-IX secolo: primi resultati delle ricerche e i problemi di metodo che presenta.

    Dienstag, 26.10.1999

    9-10 (PADERBORN) FREIE REFERATE II (LUG)

    Klassen: 'Cum satis curiosa sum' - Zur Erkundung des Jerusalemer Kirchengesangs der Pilgerin 'Egeria' in der Spätantike.
    Bobeth: Aspekte musikalischer Vergilrezeption.

    11-13 (CORVEY)

    Lobbedey: Zum Kloster Corvey.
    Hermes: Buchstabennotation? Graffiti im Westwerk.

    16-20 (PADERBORN) ROUNDTABLE: SCHRIFT - VERSCHRIFTLICHUNG (TREITLER)

    Arlt, Atkinson, Barrett, Colette, Ganz, Haug, Klaper, Livljanic, Nowacki, Rankin, Stenzl

    Organisation: Prof. Dr. Annegrit Laubenthal (Paderborn) und Prof. Dr. Hartmut Möller (Freiburg i.Br.)


    Weitere Informationen:

    http://www.hfm-detmold.de/texte/sonder.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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