idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.10.1999 17:32

Epilsepie-Behandlung mit Hirnschrittmachern

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    als Ergänzung zum Pressedienst Nr. 52 vom 26.10.99
    zur Erinnerung - Pressedienst Nr. 7 (aus 12/98)

    Epilepsie: Manchmal können Neurochirurgen helfen
    Hirnschrittmacher senkt Anfallrate um die Hälfte

    Auch wenn viele vollständig geheilt werden können - bei einigen Epilepsie-Patienten schlagen weder Arzneimittel an noch die chirurgische Entfernung des Krampfherdes im Gehirn. In solchen Fällen hilft eine NeuroCybernetische Prothese (NCP), eine aus den USA stammende Methode, die weltweit bereits 3.000 mal angewandt wurde, in Deutschland jedoch erst in einigen Dutzend Fällen. Ein Zentrum der weiteren Erforschung dieses speziellen "Hirnschrittmachers" ist die Neurochirurgische Klinik des Fachbereichs Humanmedizin der FU Berlin/Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF). In Zusammenarbeit mit dem Epilepsiezentrum am Evangelischen Krankenhaus Herzberge wurde das NCP-System bisher zehn Patienten eingesetzt.
    Dabei wird ein batteriebetriebener Stimulator unter die Haut im Brustbereich gesetzt. Ein dünnes, ebenfalls unter der Haut verlaufendes Kabel verbindet den Schrittmacher mit drei Elektroden am linken Vagus-Nerven am Hals. Die Impulse werden von dort in die Hirnregion weitergeleitet, in der die anfallverursachenden Entladungen auftreten. Dadurch kann in vielen Fällen sowohl die Anfallfrequenz als auch die Dauer der epileptischen Anfälle deutlich gesenkt werden. Nötigenfalls kann der Patient, wenn sich ein Anfall ankündigt, mittels eines Magneten, der kurz über den Impulsgeber gehalten wird, eine zusätzliche Stimulation auslösen, die den drohenden Anfall oft verhindert.
    Von Epilepsie (umgangssprachlich: "Fallsucht") spricht man, wenn Anfälle mit anormalen Bewegungen (u.a. "Zuckungen") und meist auch Bewußtseinsstörungen über längere Zeiträume wiederholt auftreten. Während einzelne ("nicht-epileptische") Anfälle durchaus häufiger sind, kommt die "echte" Epilepsie durchschnittlich in rund 0,7 Prozent der Bevölkerung vor. In Deutschland sind immerhin an die 800.000 Bürger betroffen. Die Anfälle treten auf, wenn die notwendige Erregungsübertragung in den Schaltzellen des Gehirns "enthemmt" wird. Die Ursachen dafür sind nur zum geringeren Teil bekannt. Epilepsie beeinträchtigt die Lebensqualität ganz erheblich. Wo immer es geht, ist das Ziel der Ärzte eine - oft durchaus erreichbare - vollständige Heilung, definiert als Anfallfreiheit von mindestens drei Jahren. Dazu wird versucht, bekannte "Anfallauslöser" zu vermeiden. Wenn nötig, werden Medikamente (Antiepileptika) gegeben. Wo auch das nicht hilft, kann - nach sorgfältiger Diagnose - eine Operation am offenen Schädel oder ein stereotaktischer Eingriff die Anfallsherde beseitigen.
    Bei "therapieresistenten" Patienten mit sehr schweren Epilepsie-Formen implantiert die Neurochirurgische Klinik des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (Leiter der Arbeitsgruppe: Oberarzt Dr.med Thomas Funk; Leiter der Klinik: Prof. Dr.med. Mario Brock) seit 1996 die NeuroCybernetische Prothese. Der Impulsgeber ist zu fast 100 Prozent verträglich; die häufigste bekannte Nebenwirkung ist eine vorübergehende Heiserkeit, die während der Stimulation auftreten kann. Sie entsteht durch die Irritation des Stimmbandnerven, der vom Vagus-Nerven ausgeht. Allerdings ist bisher nicht verläßlich vorhersehbar, welche Patienten am besten auf diese Behandlung ansprechen. Am UKBF wird auch erforscht, welche Wirkungen im Gehirn die NCP genau auslöst; dazu bedienen sich die Berliner Forscher unter anderem der Positronenemmissionstomographie. Das NCP-System wurde von der amerikanischen Firma Cyberonics entwickelt und ist seit 1997 sowohl von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA als auch in Europa zugelassen.

    Ansprechpartner:
    Dr. Jan Vesper, UKBF, Neurochirurgische Klinik
    Tel.: (030) 8445-2531; Fax: (030) 8445-4256;
    e-mail: neurochirurgie@medizin.fu-berlin.de
    Pressekontakt:
    UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
    Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
    Tel.: (030) 803 96 86; Fax: 803 96 87
    E-Mail: ukbf@mwm-vermittlung.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).