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Orientalische Philologie: Der Sprachatlas von Syrien - ein Meilenstein in der arabischen Sprachwissenschaft
Der arabische Sprachraum, der sich vom Arabisch-Persischen Golf bis an den Atlantik, von der suedoestlichen Tuerkei bis nach Zentralafrika erstreckt und in mehrere grosse Dialektregionen mit einer schier unueberschaubaren Fuelle von Einzeldialekten zerfaellt, war bisher sprachwissenschaftlich nur unzureichend erschlossen. Sprachatlanten, wie sie fuer die grossen Sprachen Europas teilweise schon seit Jahrzehnten vorliegen, existierten nur fuer Aegypten und den Nordjemen. Die Veroeffentlichung des "Sprachatlas von Syrien" von Peter Behnstedt, hervorgegangen aus einem von der DFG gefoerderten Projekt des Lehrstuhls fuer Orientalische Philologie (Prof. Dr. Otto Jastrow) an der Universitaet Erlangen-Nuernberg, ist deshalb fuer die arabische Sprachwissenschaft von einer kaum zu ueberschaetzenden Bedeutung. Durch das nun erschienene Werk wird die Sprache eines zentralen arabischen Landes in einer bislang einzigartigen Praezision und Detailgenauigkeit dokumentiert.
Der "Sprachatlas von Syrien" umfasst 518 doppelseitige Karten in Grossformat sowie einen Begleitband von 242 Seiten. Er beruht auf mehrjaehrigen Feldforschungen in Syrien, die der Verfasser, Dr. phil. Dr. phil. habil. Peter Behnsteft, waehrend seiner Taetigkeit als Lektor an der Universitaet Aleppo auf eigene Kosten durchfuehrte. Dazu wurden anhand eines Fragebogens an 508 Untersuchungspunkten in Syrien Daten erhoben. Die Ausarbeitung der Materialien und die Erstellung des Sprachatlas wurde durch ein DFG-Projekt ermoeglicht, das am Lehrstuhl fuer Orientalische Philologie angesiedelt ist. Damit wird erneut die fuehrende Rolle unterstrichen, die dieser Lehrstuhl international in der Erforschung der semitischen Sprachen der Gegenwart einnimmt. Seinen Abschluss wird das Projekt in ungefaehr einem Jahr mit der Veroeffentlichung einer zweibaendigen Sammlung von Dialekttexten aus allen Regionen Syriens finden.
Dialektgruppen und Sprachgeschichte
Die ersten 130 Karten des Atlas befassen sich mit der Lautentwicklung in den syrisch-arabischen Dialekten, die folgenden 180 mit der Formenlehre (insbesondere der Verbalflexion, den Formen der Pronomina und der Pluralbildung der Substantive). Rund 190 Karten sind dem Lexikon gewidmet, wobei neben dem Grundwortschatz (Koerperteile, haeufige Nomina und Verben) sehr viel Volkskundliches beruecksichtigt ist (z. B. Bezeichnungen fuer Haustiere und landwirtschaftliche Geraete). Die letzten 20 Karten fassen den dialektologischen und sprachgeschichtlichen Ertrag des Materials zusammen und stellen die verschiedenen Dialektgruppen und -untergruppen anhand ihrer charakteristischen Merkmale dar. Der Begleitband enthaelt das Inhaltsverzeichnis der Karten, ein Verzeichnis der Ortsnamen (Aufnahmepunkte), dialektologische Anmerkungen zu den Karten, ein Literaturverzeichnis sowie schliesslich eine Reihe von Glossaren, in denen saemtliche auf den Karten belegte Woerter und Formen aufgefuehrt sind.
Es ist nicht moeglich, in wenigen Worten die Fuelle des sprachlichen Materials zu beschreiben, das dieser Sprachatlas in durchdachter und leicht ueberschaubarer Form zur Verfuegung stellt. Gewiss war eine Anzahl von Einzeldialekten aus frueheren Publikationen schon bekannt, doch ist der syrisch-arabische Sprachraum hier zum erstenmal flaechendeckend erfasst. Der Sprachatlas begnuegt sich jedoch nicht mit einer umfassenden Bestandsaufnahme; seine eigentliche Bedeutung erhaelt er durch die systematische Zusammenfuehrung und Deutung der Daten, wodurch er einen voellig neuen Einblick in die sprachliche Gliederung und historische Schichtung des syrisch-arabischen Sprachraums ermoeglicht. Zu Recht galt Syrien schon immer als eines der zentralen Laender arabischer Kultur. Der vorliegende Sprachatlas laesst erkennen, dass Syrien fuer die arabische Sprachgeschichte und Dialektologie von ebenso zentraler Bedeutung ist. Fuer diese beiden Disziplinen stellt Behnstedts "Sprachatlas von Syrien" einen Meilenstein in der Forschung dar. Veroeffentlicht wurde das Werk als Band 17 der "Semitica Viva" im Harrassowitz Verlag, Wiesbaden. O. Jastrow
Kontakt: Prof. Dr. Otto Jastrow, Lehrstuhl fuer Orientalische Philologie, Bismarckstrasse 1, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85 -9343, Fax: 09131/85 -6022
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
überregional
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Deutsch
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