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10.04.2006 13:17

Leipziger Wissenschaftspreis an Jürgen Haase

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Nach 2001 (Autoren des Nationalatlas der Bundesrepublik Deutschland) und 2003 (Prof. Dr. Svante Pääbo) wurde jetzt zum dritten Male der von der Stadt und der Universität Leipzig und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gestiftete Leipziger Wissenschaftspreis verliehen. Er ging an Prof. Dr. Jürgen Haase, der zuletzt am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden tätig war, dessen wissenschaftliche Entwicklung aber eng mit der Universität Leipzig verbunden ist und der jüngst einen Ruf auf die Professur für Festkörperphysik an der Universität Leipzig annahm.

    Mit dem Preis werden seine bahnbrechenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (NMR) gewürdigt. Der Preis gilt auch den enormen Impulsen, die von seinen Forschungen auf die Entwicklung der Festkörperphysik an der Universität Leipzig ausgehen und die das Ansehen der Stadt Leipzig als einer Stadt der Wissenschaften nachhaltig stärken.

    Dr. Haase nahm den Preis am 7. April 2006 in der Alten Börse entgegen. Zu den Laudatoren zählte auch Rektor Prof. Dr. Franz Häuser, der betonte: "Mit dem Leipziger Wissenschaftspreis 2006 wird Exzellenz geehrt, die in Leipzig ihren Ursprung hatte und die - mit der Besetzung des Lehrstuhls von Dieter Michel - wieder nach Leipzig zurückkehren wird."
    Prof. Häuser schilderte den Entwicklungsweg von Jürgen Haase, der seine Ausbildung an der international renommierten Leipziger NMR-Schule, aus der das heutige Zentrum für Magnetische Resonanz der Universität Leipzig hervorgegangen ist, wie folgt:
    "Hier hat er Diplom und Doktortitel erworben, hier wurde er habilitiert und hier hat er mit ersten originellen Arbeiten für Aufsehen gesorgt, so z.B. gemeinsam mit seinem akademischen Lehrer Harry Pfeifer bei der Entwicklung eines Zwei-Impuls-Verfahrens zur Untersuchung von Quadrupolkernen, dem Vorgänger der später populären Mehrquantenverfahren, und in einem mit Dieter Freude verfassten Review-Artikel über die NMR an Quadrupolkernen.
    Gemeinsam mit der NMR-Diffusometrie, zu deren Entwicklung Jürgen Haase in dieser seiner Leipziger Zeit gleichfalls beigetragen hat, haben sich diese Verfahren zu profilgebenden experimentellen Methoden der angewandten und Grundlagenforschung an unserer Universität entwickelt.
    1990 ging Professor Haase in die USA und war in den folgenden Jahren mit Unterbrechungen an der University of Illinois in den Arbeitskreisen von Eric Oldfield und Charles Slichter sowie an der University of St. Luis im Arbeitskreis von Marc Conradi tätig.
    Ab 1997, nun mit einem Heisenberg-Stipendium ausgezeichnet, arbeitete er erneut im Arbeitskreis von Charles Slichter und kam 1999 zurück nach Deutschland, wo er zuerst im Arbeitskreis von Michael Mehring in Stuttgart, später am Max-Planck-Institut für Chemische Physik in Dresden und seit 2003 am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden tätig war. Dort erreichte ihn auch der Ruf an die Universität Leipzig auf die Nachfolge der Professur von Dieter Michel. Diesen Ruf hat er angenommen und ich hatte das Vergnügen, ihm kürzlich die Ernennungsurkunde auszuhändigen.
    Die Arbeitskreise, in denen Professor Haase tätig war, gehören zu den berühmtesten auf dem Gebiet der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie. Mit seinen Beiträgen zur Weiterentwicklung der Methode hat er selbst zum Glanz dieser Zentren beigetragen.
    In St. Luis entwickelte er seine Ideen des Populationstransfers bei Quadrupolkernen zu einer Methode, auf die heute häufig bei Routineanwendungen der Festkörper-NMR-Spektroskopie von Quadrupolkernen zurückgegriffen wird.
    Die Entwicklung leistungsfähiger Methoden in der Festkörper-NMR-Spektroskopie stand im Zentrum seiner Aufenthalte in Urbana. Dazu zählt die Etablierung eines speziellen Spin-Echo-Verfahrens, das in der Industrieforschung sogar zur Klärung von Patentrechtsstreitfällen eingesetzt werden konnte.
    Er entwickelte einen NMR-Probenkopf mit neuartigen elektronischen Schwingkreisen, der durch Doppelresonanz-Experimente den Horizont der NMR bei Hochtemperatur-Supraleitern wesentlich erweitern konnte.
    Mit diesem Gerät entdeckte er räumliche Modulationen von NMR-Parametern infolge elektronischer Nanostrukturen, die mit den damals vorhandenen Theorien nicht erklärt werden konnten.
    Damit wurde die Existenz von Inhomogenitäten in Supraleitern bewiesen. Er konnte außerdem nachweisen, dass die NMR-Ergebnisse an Hochtemperatur-Supraleitern nur mit der Existenz von mindestens zweikomponentigen Quasi-Flüssigkeiten erklärbar sind, einer wichtigen Erkenntnis für die Weiterentwicklung der Theorie der Hochtemperatur-Supraleitung.
    Nach erfolgreicher Fortsetzung dieser Arbeiten in Stuttgart hat Jürgen Haase für sich nach seinem Wechsel nach Dresden ein völlig neues Forschungsgebiet erschlossen, in dem sich sein experimentelles Geschick und sein Spürsinn für Erfolg versprechende Experimente in hervorragender Weise mit seinen ausgezeichneten theoretischen Fähigkeiten verbinden.
    Seine hier begonnenen Messungen in gepulsten Magnetfeldern von 60 Tesla bedeuten eine Revolutionierung der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie.
    Dies wird augenfällig, wenn man bedenkt, dass weltweit in den Leistungszentren der NMR - so auch an unserer Universität - gegenwärtig Magnete von weniger als 20 Tesla, also mit einer um den Faktor 3 schwächeren Induktion, verwendet werden. Mit dieser gewaltigen Steigerung in den einsetzbaren Magnetfeldstärken gelang es ihm im vergangenen Jahr, Kernresonanz-Experimente bei unglaublichen -und bisher im Bereich der NMR auch undenkbaren - Frequenz von 2,4 Gigahertz durchzuführen und damit die konventionelle Obergrenze der Frequenz um ein Vielfaches zu überschreiten.
    Die vielfältigen Perspektiven, die sich damit für die Anwendung der NMR in Grundlagenforschung und Industrie auftun, sind bisher bestenfalls zu erahnen.
    Mit Namen wie Pfeifer, Freude, Slichter, Oldfield, Conradi und Mehring - und nicht zuletzt mit Alex Müller, Nobelpreisträger und Entdecker der Hochtemperatur-Supraleitung - vermitteln die einzelnen Stationen von Jürgen Haases Laufbahn eine Art Who is Who in der Geschichte der Entwicklung der Magnetresonanz-Spektroskopie."


    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Franz Häuser
    Telefon: 0341 97-30000
    E-Mail: rektor@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/rektorat/rektor.html


    Bilder

    Prof. Dr. Jürgen Haase
    Prof. Dr. Jürgen Haase

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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