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04.05.2006 18:28

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Leipzig

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Vor 100 Jahren wurde mit Martha Beerholdt die erste Frau in Leipzig regulär immatrikuliert. Seitdem hat sich viel verändert: Inzwischen sind mehr als 50 % der Studierenden weiblich, in manchen Studiengängen sind die Männer rar. Welch steinigen Weg die Frauen zurücklegen mussten und wo sie heute stehen ist Thema einer Festveranstaltung.

    Zeit: 09. Mai 2006, 09:30 Uhr bis 10. Mai 2006, 15:00 Uhr
    Ort: Biocity
    Am Deutschen Platz 5

    Ein Festakt mit der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Barbara Ludwig, und dem Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. Franz Häuser, findet am 9.5. 2006, um 18:30 Uhr im Alten Senatssaal, Ritterstraße 26, statt. Den Festvortrag hält Prof. Dr. em. Ute Gerhard aus Frankfurt am Main.

    Einladung zur Pressekonferenz (s.u.)

    "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes" ärgerte sich noch um die Jahrhundertwende der Leipziger Professor Paul Möbius, als immer mehr Frauen begannen, die akademische Festung des Mannes zu erobern. Schon seit den 70iger Jahren des 19. Jahrhunderts sah man hin und wieder Frauen als Gasthörerinnen in Vorlesungen und Seminaren an der Leipziger Universität, aber erst mit einem Erlass des königlich-sächsischen Ministeriums für Kultus und öffentlichen Unterricht wurde Anfang 1906 auch dem weiblichen Geschlecht die Möglichkeit zugestanden, sich in Sachsen an einer Universität zu immatrikulieren. Allerdings waren Frauen in den Hörsälen noch lange eine Seltenheit.

    Brauchen wir bald eine Männerquote?

    Das Bild hat sich gewaltig geändert. Inzwischen sind weit mehr als 50 % der Studierenden weiblich und es scheint, als müssten bald die Männer um ihre Zulassung an den Universitäten kämpfen. Mit dieser Problematik setzt sich die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Leipzig, Dr. Monika Benedix, auseinander. Sie gibt einen Überblick über die Entwicklung des Frauenstudiums an der Universität Leipzig und erklärt, warum Frauen sich vor einer Männerquote nicht fürchten.

    Studentinnen ja, Professorinnen nein?

    Sieht man sich allerdings an, wie viel Frauen in der Wissenschaft Karriere machen, folgt die Ernüchterung: Nach wie vor sind die Frauen an der Universität eine, man kann fast sagen, verschwindend kleine, Minderheit. Selbst an Fakultäten, in denen die Studentinnen fast unter sich sind wie in den Erziehungswissenschaften, muss man die Professorinnen mit der Lupe suchen. In der Juristischen Fakultät wird man selbst so nicht fündig werden. Der Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. Franz Häuser, selbst von Haus aus Jurist, wird erzählen, warum Frauenförderung nach wie vor ein Thema an der Universität Leipzig ist, und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Frauen hier bessere Karrierechancen zu geben. Die Ausgangsposition ist verhältnismäßig gut, da die Universität Leipzig in punkto Frauenförderung im Vergleich mit anderen Universitäten noch relativ gut dasteht.

    Leipziger Stipendiatin - erste Professorin an der Havard University

    Amerikanerinnen als Gasthörerinnen gab es in Leipzig bereits ab 18777/78. Darunter 1895/96 die Medizinstudentin Alice Hamilton, die später (1919) die erste Professorin an der Harvard University/USA wurde. Bis 1914 haben nachgewiesenermaßen mehr als 80 Amerikanerinnen in Leipzig studiert, meist als Gasthörerinnen. Ehemalige Studentinnen empfahlen Leipzig weiter. War Leipzig als akademische Ausbildungsstätte also besonders frauenfreundlich? Bis Mitte der 1890er Jahre wurde Leipzig zumindest oft als positiv im Vergleich zu anderen deutschen Universitäten hervorgehoben, auch wenn die weibliche Gasthörerschaft nur geduldet, aber nicht offiziell war. Warum das Studium den Frauen auch nach der Immatrikulationserlaubnis noch viel Mut abverlangte, geht aus zahlreichen Quellen amerikanischer Studentinnen hervor. Diese stellt Anja Becker vor, Doktorandin in amerikanischer Kulturgeschichte am Institut für Amerikanistik der Universität Leipzig, die im Sommer als Post-Doktorandin an die Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, gehen wird.

    Mutter - Tochter - Enkeltochter: Studie zu Bildungswegen dreier Generationen in Ostdeutschland

    Zielstellung der Studie ist die qualitative Untersuchung von Bildungswegen von Frauen über drei Generationen Mutter - Tochter - Enkeltochter in Ostdeutschland. Im Ergebnis zeigten sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Generationen. Deutlich sichtbar ist, dass die Bildungsabschlüsse insbesondere die Schulabschlüsse höher sind, je jünger die Frauen sind. Die Besonderheit für ostdeutsche Frauen bestand in der Gleichzeitigkeit von Erwerbs- und Familienarbeit, im Unterschied zum westdeutschen sogenannten Drei-Phasen-Modell. Was sich dahinter verbirgt und die spezielle Problemlage ostdeutscher Frauen nach der Wiedervereinigung - darüber spricht Dr. Marion Annett Lehnert vom Lehrstuhl für Erwachsenenpädagogik an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät.

    Geschlechterforschung gleich Frauenforschung?

    Frauenforschung ist dringend vonnöten, befanden engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Leipzig, als sie in den 90er Jahren begannen, die Gründung eines Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung (FraGes) vorzubereiten. Inzwischen stehen auf dem Programm des Zentrums Problemstellungen, die sich mit der besonderen Rolle der Männer ebenso beschäftigen wie mit der der Frauen. Unter den Forschungsprojekten findet man deshalb "Frauen in der Medizin" ebenso wie "Männlichkeit im modernen Japan"; die Veranstaltungen finden statt zum "Welttag des Mannes" ebenso wie zu 100 Jahren Frauenstudium". "Dennoch ist nötig, dass wir Frauen besonders unterstützen.", sagt die Direktorin von FraGes, Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt. "Nach wie vor werden die attraktiven Stellen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vorrangig von Männern besetzt." Projekte wie ELISA, Unterstützung von Frauen-Netzwerken und Forschungsprojekte, die sich mit der Rolle der Frauen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen, tragen das Ihrige dazu bei. Prof. Nagelschmidt wird einige spannende Projekte und wichtige Aktivitäten vorstellen.

    Interessierte Frauen und Männer sind herzlich eingeladen, an unserer Veranstaltung teilzunehmen.

    Einladung zur Pressekonferenz

    Anlässlich der Festveranstaltung zu "100 Jahre Frauenstudium an der Universität Leipzig" laden wir herzlich zu einer Pressekonferenz mit einem kleinen Sushi-Imbiss ein, auf der sie Einzelheiten und Höhepunkte des Studiums von Frauen an unserer Universität erfahren.

    Zeit: 09. Mai 2006, 11:15 Uhr
    Ort: Biocity
    Deutscher Platz 5

    Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie an unserer Pressekonferenz teilnehmen können (Tel.: 0341 97 35 022 oder adams@uni-leipzig.de).

    Aufnahmemöglichkeiten für die bildgebenden Medien können gern abgesprochen werden.

    weitere Informationen:
    Dr. Monika Benedix
    Telefon: 0341 97-30090
    E-Mail: benedix@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/gleich/benedix.htm

    Sokrates/Erasmus-Programm
    Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt
    Telefon: 0341 97 37 406
    E-Mail: nagelsch@rz.uni-leipzig.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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