idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.05.2006 15:41

Museum für Naturkunde: Wettrüsten im Tierreich - Neue Forschungsergebnisse zur Evolution

Annette Kinitz Museum für Naturkunde Berlin
Humboldt-Universität zu Berlin

    Die Rolle von hartschaligen Meeresbewohnern auf die Evolution wurde von einem deutsch-amerikanischen Wissenschaftlerteam unter Beteiligung von zwei Wissenschaftlern des Museums für Naturkunde untersucht. Ausgangspunkt der Studie war die Eskalations-Hypothese, die besagt, dass im Tierreich ein evolutives Wettrüsten über geologische Zeiträume stattfand.
    Die Ergebnisse wurden heute im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.

    Die Wissenschaftler des Museums für Naturkunde, Prof. Dr. Martin Aberhan und Prof. Dr. Wolfgang Kießling, untersuchten mit amerikanischen Kollegen die sogenannte Eskalations-Hypohese, die besagt, dass im Tierreich ein evolutives Wettrüsten über geologische Zeiträume stattfand. Dabei spielen biotische als auch abiotische Faktoren eine Rolle. Im ersten Teil der Studie wurde die Räuber - Beute - Beziehung von Meeresbewohnern der geologischen Vergangenheit untersucht. Die Ergebnisse wurden heute im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science (Band 312: 897-900) veröffentlicht.

    Bei ihren Untersuchungen analysierte die Arbeitsgruppe um Aberhan und Kießling fossile, hart-schalige Meeresbewohner während des Phanerozoikums (vor 540 Millionen Jahren bis heute), darunter Muscheln, Schnecken, Armfüßer, Seeigel und Korallen. Diese sahen sich einer zunehmen-den Zahl räuberischer Schnecken, Krebse, Seesterne und Kopffüßer gegenüber. Zusätzliche Gefahr ging von der über geologische Zeiträume intensiver werdenden Durchwühlung (Bioturbation) des Meeresbodens durch Würmer, Krebse und grabende Seeigel aus. Vor allem frei auf dem Meeres-boden liegende Tiere (Epifauna) liefen dadurch Gefahr, von Sediment verschüttet oder in eine für das Wachstum ungünstige Position gebracht zu werden.

    Die Analyse der erhobenen Daten, maßgeblich unterstützt von einer Datenbank (Paleobiology Database, http://paleodb.org) zeigt, dass während des Phanerozoikums sowohl räuberische als auch im Sediment grabende Tiere in ihrer Diversität zunahmen. Zeitgleich gewannen über den gleichen Zeitraum auch diejenigen Gruppen an Bedeutung, die gegen Fressfeinde und Bioturbation besonders gut gewappnet waren. So nimmt der Anteil von mobilen und von im Sediment lebenden Organismen deutlich zu. Sie konnten vor ihren Feinden fliehen bzw. entzogen sich deren Zugriff durch eine eingegrabene Lebensweise. Dagegen nimmt der Anteil der frei lebenden Epifauna mit der Zeit ab.

    Nach Auswertung der Daten mittels einer statistischen Analyse zeigt sich jedoch, dass die beobach-teten Trends voneinander unabhängig sind. Eine durch Feinddruck angetriebene Evolution, d.h. Eska-lation, spielt demnach keine entscheidende Rolle bei phanerozoischen marinen wirbellosen Tieren.

    So wird die Arbeitsgruppe um Martin Aberhan und Wolfgang Kießling die spannende Suche nach den verantwortlichen Faktoren weiterführen. Dabei werden im zweiten Schritt auch die abiotischen Einflüsse untersucht werden.

    Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden heute erstmals im Science-Magazine veröffentlicht. Science 12 May 2006 312: 897-900 http://www.sciencemag.org/cgi/reprint/312/5775/897.pdf

    Weitere Informationen und Kontakt:

    Prof. Dr. Martin Aberhan, Prof. Dr. Wolfgang Kießling
    Museum für Naturkunde
    Abteilung Forschung
    Tel.: +49 (0)30 2093 8578, 2093-8576
    martin.aberhan@museum.hu-berlin.de
    wolfgang.kiessling@museum.hu-berlin.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).