idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.11.2006 12:06

Eine Denkzeit, bevor es zu spät ist. Methode zur Behandlung jugendlicher Straffälligkeit wird jetzt vorbeugend bei dissozialen Schülern eingesetzt

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Mit rund 640.000 Euro fördert die Stiftung der Deutschen Klassenlotterie Berlin ein Projekt zur Prävention jugendlicher Straffälligkeit der Denkzeit-Gesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Sozialpädagogik der Freien Universität Berlin. Mithilfe der von Professor Jürgen Körner und seiner Arbeitsgruppe entwickelten Denkzeit-Methode werden in den nächsten drei Jahren 240 aggressiv-auffällige Schüler im Alter von 14 bis 16 Jahren betreut, bevor sie in die Kriminalität abrutschen.

    Bisher kam die Denkzeit-Methode erst zum Zuge, wenn der Jugendliche bereits eine schwere Straftat begangen hatte. Nicht zuletzt wegen zahlreicher Hilferufe aus den Schulen machte sich Körner daher für eine vorbeugende "Denkzeit" in der Schule stark, unterstützt von Berlins Senator für Bildung, Jugend und Sport, Klaus Böger (SPD).

    Rund 50 im Denkzeit-Verfahren trainierte Sozialpädagogen stehen bereit, die sozialkognitiven Fähigkeiten der jungen Teilnehmer zu fördern: Einfühlungsvermögen, moralisches Urteil und Entscheidungsfähigkeit. "Am Ende ist der Jugendliche in der Lage, in entscheidenden Situationen nicht unreflektiert zu handeln, sondern einen Augenblick nachzudenken. Diese 'Denkzeit' ist der entscheidende Faktor", sagt Jürgen Körner von der Freien Universität Berlin.

    Kurzfristige Konflikte mit dem Gesetz sind in der Pubertät durchaus typisch. Sie lassen sich meist durch Maßnahmen innerhalb der Familie aus der Welt schaffen. Andererseits gibt es Jugendliche, die in den Schulen früh durch beständiges dissoziales Verhalten auffallen und Gefahr laufen, eine delinquente Karriere einzuschlagen. An sie richtet sich das aktuelle Projekt. Zwar werden nur etwa fünf Prozent aller Jugendlichen zu "Intensivtätern", doch gehen auf deren Konto mehr als die Hälfte aller Straftaten. Ein rechtzeitiger Eingriff kann in vielen Fällen die delinquente Karriere verhindern.

    Senator Klaus Böger: "Wir wollen diesen Jugendlichen zeigen, wohin der Weg der Kriminalität führt und wie sie diesen Weg abbrechen können. Dazu brauchen sie Denkzeit. Nach einem Jahr Denkzeit zeigt sich, dass wir früher mit diesen Jugendlichen arbeiten können und müssen. Um schon in der Schule mit der Präventionsarbeit zu beginnen, hat der Senat die finanzielle Förderung von Denkzeit aufgestockt."

    Die Wirksamkeit der Denkzeit-Methode ist wissenschaftlich belegt: In einer Studie der Freien Universität Berlin erzielte das Training gute Effekte und das Rückfallrisiko der Jugendlichen wurde sehr deutlich (statistisch signifikant) verringert.

    Das Denkzeit-Training hebt sich vor allem durch die Haltung des Pädagogen von den herkömmlichen sozialpädagogischen Maßnahmen ab. Die Trainer sind darauf ausgebildet, sich auch in sehr konfliktreichen Beziehungen zurechtzufinden. "Sie lassen sich weder durch Provokation noch durch Verführung mit erwünschtem Verhalten von ihrer wohlwollend-zugewandten Rolle abbringen", sagt Jürgen Körner.

    Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
    Prof. Dr. Jürgen Körner und Rebecca Friedmann, Arbeitsbereich Sozialpädagogik der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55807, E-Mail: info@denkzeit.com

    Im Internet unter: http://www.denkzeit.com


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).