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07.05.2007 10:09

Feuerbrand gefährdet Apfelernte: Ökologin der Universität Wien sucht nach Abwehrstoffen

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien

    Milde Winter wie der heurige bedeuten gute Jahre für den Feuerbrand, eine hochinfektiöse bakterielle Erkrankung von Kernobstgehölzen. Sie hat den gewerblichen Obstanbau in Vorarlberg bereits weitestgehend zum Erliegen gebracht und bedroht nun Oberösterreich, aber auch die "Apfelkammer" Österreichs, die Steiermark. Die Ökologin Doris Engelmeier von der Universität Wien sucht in den Blattwachsen verschiedener Rosengewächse nach Mitteln, um diese Infektionskrankheit zu bekämpfen.

    "In harten Wintern erfriert ein Großteil der Feuerbranderreger. In warmen Wintern wie dem letzten überwintert ein großer Teil und die Gefahr einer weiteren Ausbreitung erhöht sich", warnt Doris Engelmeier vom Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung vor einem möglichen bösen Jahr für Österreichs Obstanbau. Seit Februar 2007 ist sie im Rahmen des vom Lebensministeriums geförderten Projekts "Feuerbrand auf Kernobst: Blattoberflächenchemie und sortenspezifische Resistenz" auf der Suche nach einem geeigneten Abwehrstoff gegen die Obstbaumseuche.

    Epidemie aus dem Westen

    Der vermutlich um 1957 aus den USA nach Europa gelangte Feuerbrand breitet sich seit 1993 in Österreich von Westen nach Osten epidemisch aus. Von den Obstgehölzen werden Apfel, Birne und Quitte befallen. Weitere Wirtspflanzen sind Ziergewächse wie Weiß- und Rotdorn, Feuerdorn, diverse Zwergmispelarten, die Vogelbeere, die Felsenbirne und andere Pflanzen aus der Familie der Rosengewächse.

    Kahlschlag und Antibiotika

    "In Teilen der Steiermark holzt man als Feuerbrand-Prävention gerade alle nicht gewerblich genutzten Quittenbäume ab. Aus ökologischer Sicht eine Tragödie und als Maßnahme mehr oder weniger sinnlos", so Engelmeier. Auch die Behandlung mit Antibiotikum Streptomycin ist problematisch: Sie kann laut Global 2000 zu resistenten Erregerstämmen (auch von für den Menschen gefährlichen Erregern) und überhöhten Streptomycin-Konzentrationen im Honig von Bienen, die auf Apfelblüten weiden, führen.

    Stoffe aus resistenten Sorten

    Engelmeier will ein weniger radikales Mittel finden, einen Stoff, der den Feuerbrand daran hindert, Obstbäume zu befallen. Häufig nutzt der Feuerbrand die Blüten oder Verletzungen als Weg in die Pflanze, er gelangt aber auch über die Oberfläche ursprünglich gesunder Blätter in den Baum. Da manche Kernobstsorten und andere Rosengewächse resistenter gegen den Feuerbrand sind als andere, konzentriert sich Doris Engelmeier bei ihrer Suche nach einem Gegenmittel auf diese. Dabei geht sie davon aus, dass der Feuerbrand für ihn geeignete bzw. ungeeignete Pflanzen auf der Basis chemischer Signalstoffe in deren Blattwachsen erkennt.

    Krankheitsbarriere Wachsschicht

    "Die äußerste Schicht der Blätter, die Wachsschicht, ist eine Barriere gegen Krankheitserreger", weiß Engelmeier. Um durch die Wachsschicht vorzudringen, braucht es eine gewisse Menge an Organismen. Diese müssen sich zuerst vermehren und in den Baum "hineinfressen". "Wenn sie aufgrund gewisser chemischer Signalstoffe entschlüsseln können, dass sich das für sie nicht auszahlt, warten die Bakterien mit der Vermehrung, bis die Umstände sie zu einem geeigneteren Wirt bringen", erörtert Engelmeier die ökologische Arbeitshypothese ihres Projekts.

    Signalstoffe isolieren

    Genau nach diesen Signalstoffen, die die Bakterienvermehrung hemmen, sucht die Ökologin. Dabei werden die Blätter von Feuerbrand-resistenten Pflanzen in ein Lösungsmittel getaucht. "Aber nur ganz kurz, so dass gerade nur der oberste Teil der Wachsschicht, in dem wir die relevanten Stoffe vermuten, in Lösung geht", so Engelmeier. Die gelösten Stoffe werden anschließend als Reinstoffe gewonnen und auf einfache Glasobjektträger aufgebracht. Anschließend beobachtet die Forscherin, wie gut oder schlecht sich der Feuerbrand in Gegenwart der diversen Blattwachsstoffe vermehrt. Stoffe, in deren Gegenwart sich der Feuerbrand besonders schlecht vermehrt, kommen in die engere Wahl und werden in speziellen, isolierten Quarantäne-Gewächshäusern auf Obstbäume aufgebracht, an denen anschließend Infektionsversuche mit Feuerbrand durchgeführt werden sollen. Bis Anfang 2009 will Engelmeier ein wirksames Mittel gefunden haben.

    Kontakt:
    Mag. Dr. Doris Engelmeier
    Department für Chemische Ökologie und Ökosystemforschung
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14
    T +43-1-4277-542 55
    doris.engelmeier@univie.ac.at

    Rückfragehinweis:
    Mag. Alexandra Frey
    Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Wien
    1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
    T +43-1-4277-175 31
    alexandra.frey@univie.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://www.univie.ac.at/175 Medienservice (mit Foto-Download) der Universität Wien


    Bilder

    Apfelblüte, infiziert mit Feuerbrand
    Apfelblüte, infiziert mit Feuerbrand
    Dr. Eva Wilhelm, Seibersdorf
    None

    Doris Engelmeier, Ökologin
    Doris Engelmeier, Ökologin
    Universität Wien
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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