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Wissenschaft
Kieler Forscher beweisen: Pilze entwickeln chemische Waffen gegen Feinde
Warum sind Pilze giftig? "Die Evolution hat ihnen ein chemisches Schutzschild gegen ihre natürlichen Feinde, die Pilz fressenden Insekten verpasst", erklärt Dr. Marko Rohlfs, Tierökologe an der Kieler Universität. Er und seine Botanikerkollegen der Christian-Albrechts-Universität und der University of Wisconsin in Madison haben hierfür jetzt den eindeutigen Beweis im Experiment erbracht. Die Studie ist gerade online in den Biology Letters erschienen.
Die Forschergruppe experimentierte mit dem Pilz fressenden Bodeninsekt Folsomia candida - einem Springschwanz, der auch in Blumentöpfen vorkommt - und dem Schimmelpilz Aspergillus nidulans. Sie boten den Insekten zwei Pilze an: einen natürlichen und einen genetisch veränderten, der nahezu keine Gifte - so genannte Mykotoxine - mehr produziert. In letzterem hatten sie das Gen laeA ausgeschaltet, das die Produktion der Pilzgifte steuert. Das Ergebnis war eindeutig: Wenn Insekten die Wahl haben zwischen einem giftigen Pilz und einem genetisch veränderten ungiftigen, wählen fast 90 Prozent der Tiere den letzteren. Darauf produzieren sie dann auch dreimal so viele Nachkommen. Der Pilz ohne Giftproduktion wurde viel stärker von Springschwänzen angefressen als der natürliche, der sein gesamtes chemisches Arsenal entwickeln konnte. "Ein Schutzschild, das funktioniert. Das beweist, dass diese Gifte als Fraßschutz bei Pilzen evolutiv entstanden sind", erläutert Rohlfs.
In weiteren Studien wollen die Kieler Forscher gemeinsam mit ihren US-amerikanischen Kollegen herausfinden, welche chemischen Substanzen diesen Fraßschutz vermitteln und wie genau die Pilze ihre Abwehr steuern.
Die Studie zum Download als pdf-Datei:
http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-065-biologyletters.pdf
Ein Foto zum Thema steht zum Download bereit unter:
http://www.uni-kiel.de/download/pm/2007/2007-065-1.jpg
Bildunterschrift: Springschwänze und Schimmelpilze: An ihnen belegten die Kieler Forscher erstmals, dass Pilzgifte als Schutzschild gegen Fraßfeinde wirken können. Ein Springschwanz hat eine Größe von etwa 2 Millimetern.
Copyright: Marko Rohlfs
Kontakt:
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Zoologisches Institut
Dr. Marko Rohlfs
Tel: 0431/880-4145, Fax: 0431/880-2403,
E-Mail: rohlfs@zoologie.uni-kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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