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Wissenschaft
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft:
Schlaganfallbehandlung: Telemedizin kann Stroke Units nicht ersetzen
Berlin - Qualität und Zeitpunkt der Erstbehandlung eines Schlaganfalls sind entscheidend für das weitere Schicksal eines Betroffenen. Noch immer haben rund die Hälfte aller Schlaganfallpatienten keinen Zugang zu Schlaganfall-Spezialstationen, den sogenannten Stroke Units. Betroffen sind vor allem ländliche und strukturschwache Gebiete. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) fordert deshalb seit Jahren die Einrichtung weiterer Stroke Units und die Etablierung von strukturierten Versorgungsnetzen. Die Fachgesellschaft warnt allerdings davor, zu große Hoffnung in die Telemedizin zu setzen. Telemedizin kann notfalls Bestandteil von Versorgungsstrukturen sein, allerdings keinesfalls Ersatz für eine qualitativ hochwertige Behandlung in Stroke Units, stellt die Fachgesellschaft klar.
"Krankenhäuser müssen für eine strukturierte Schlaganfallbehandlung die entsprechenden Voraussetzungen schaffen. Denn erst dadurch steigen die Überlebens- und Heilungschancen deutlich", sagt Professor Dr. med. Martin Grond, 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen. "Es gibt bisher keine wissenschaftliche Studie, die den Nutzen von Telemedizin im Sinne der technischen Ausrüstung in der Schlaganfall-Behandlung gezielt untersucht hat. In den bisher vorliegenden Studien war die Telemedizin immer nur Teil komplexerer Versorgungsprojekte, deren Inhalte weit über die technische Ausrüstung mit telemedizinischen Apparaten hinausgingen. Ausschlaggebend war schließlich eine ganzheitliche Qualitätsoffensive mit Verbesserung der personellen und strukturellen Ressourcen, Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter in den peripheren Kliniken sowie deren engmaschige Supervision. So wird im Idealfall mit viel Aufwand eine Therapie auf Stroke Unit Niveau erreicht", sagt Professor Dr. med. Bernd Ringelstein, 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.
Hessen gehörte bislang zu den Schrittmachern einer qualitativ hochwertigen Versorgung von Schlaganfallpatienten, erläutert Professor Dr. med. Manfred Kaps, Direktor der Neurologischen Klinik an der Justus-Liebig-Universität, Gießen. Die Einrichtung von Stroke Units sei gesundheitspolitisch früh gefördert worden. Aktuell konzentriere sich die Diskussion auf die Frage, wie in Hessen die Schlaganfallversorgung weiterentwickelt werde solle (Hessisches Ärzteblatt Heft 6/2007, Seite 373-377). Besondere Aufmerksamkeit komme dabei der Tele(stroke)medizin zu, die Anfang 2006 in Bayern in die Regelversorgung übernommen wurde. Man überlegt, dass Ärzte aus kleineren Kliniken ohne Stroke Unit ihre Schlaganfallkompetenz durch Telekonsile erweitern, um sich auf diese Weise das nötige Expertenwissen zu verschaffen.
"Telemedizin ist eine Hilfestellung für Regionen, in denen die Einrichtung von Stroke Units aufgrund fehlender Bettenkapazitäten nicht möglich ist, sie kann Stroke Unit-Behandlung jedoch keinesfalls ersetzen", sagt Kaps. Schlaganfälle sind nach neuen epidemiologischen Erhebungen mittlerweile häufiger als Herzinfarkte. Für die Volkskrankheit Schlaganfall ist nach Auffassung der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft ein geringerer Versorgungsstandard als für Herzinfarkte nicht akzeptabel. Priorität habe die Verbesserung der Versorgung mit Kompetenz direkt vor Ort, zu der nicht nur eine Telediagnose gehöre, sondern vor allem eine multidisziplinäre Behandlung mit speziell geschultem und qualifiziertem Personal. Es kann daher im Einzelfall sinnvoller sein, etwas längere Wege in Kauf zu nehmen und den Patienten direkt in ein Schlaganfallzentrum zu transportieren. "Eine erfolgreiche Schlaganfallbehandlung setzt qualifizierte Strukturen und ein eingespieltes Team voraus, die nicht einfach durch Telemedizin ersetzbar sind", erläutert Kaps, der befürchtet, dass die Telemedizin als "Feigenblatt für eine zweitklassige Schlaganfallversorgung" von politischen Entscheidungsträgern missbraucht werden könnte.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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