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21.09.2007 19:39

"Wir müssen nicht alles verstehen"

Brigitte Nussbaum Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Dalai Lama diskutierte mit Doktoranden der sieben nordrhein-westfälischen "Graduate Schools"

    "Wir glauben nicht um des Glaubens willen, sondern wir glauben, weil die Vernunft es uns gebietet." Bei der Diskussion mit Doktoranden der sieben nordrhein-westfälischen "Graduate Schools" heute (21. September 2007) betonte der Dalai Lama den Vorrang von Verstand und Vernunft und traf damit den Nerv der Nachwuchswissenschaftler. 30 von ihnen hatten die Gelegenheit bekommen, live mit dem religiösen Oberhaupt zu diskutieren, rund 350 weitere verfolgten das Gespräch in der angrenzenden Aula im münsterschen Schloss. Dort hatte der Dalai Lama gestern (20. September 2007) bereits die Ehrendoktorwürde des Fachbereiches Chemie und Pharmazie der Universität Münster entgegengenommen.

    Verantwortung für die Gesellschaft, aber auch verantwortlicher Umgang mit wissenschaftlicher Erkenntnis waren die Hauptthemen der jungen Wissenschaftler. "Wir müssen erst die lokalen Ökonomien stärken", sagte der 72-Jährige und forderte: "Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind nicht durch Kharma festgelegt. Wir müssen etwas dagegen tun." Deshalb sollten beispielsweise die Erkenntnisse der Wissenschaft an die armen Länder weiter gegeben werden, damit diese ihre eigenen Industrien aufbauen könnten. "Armut führt zu Frustration und Eifersucht und die zu Gewalt. Demokratisierung und wissenschaftliches Know-How können dagegen helfen. Diese Länder brauchen kein Geld, sondern fundierte Ausbildung".

    Getreu dem Prinzip, der Vernunft zu folgen, lehnte der Dalai Lama die Forschung an embryonalen Stammzellen nicht grundsätzlich ab, betonte aber zugleich die Unverletzlichkeit allen, nicht nur des menschlichen Lebens. "Wenn es wirklich keinen anderen Weg gibt und der Nutzen für die Menschheit groß ist, dann sollte auch die Forschung an Embryonen erlaubt sein", so der Dalai Lama. Hier wie auch bei der Frage von Tierversuchen dürfe nicht pauschal geurteilt werden: "Wir müssen immer von Fall zu Fall entscheiden." Wenn aber Tiere schon für die Wissenschaft sterben müssten, dann sei es wichtig, sie schnell zu töten und sie nicht leiden zu lassen.

    "Es ist unmöglich, alles zu verstehen, aber es ist auch nicht notwendig, alles zu verstehen", skizzierte der Dalai Lama die Grenzen der Wissenschaft. Aber er ermunterte die jungen Wissenschaftler auch: "Wir leben am Anfang des digitalen Jahrhunderts und das gehört Ihnen und nicht mir. Ich bin bereit, Bye bye zu sagen. Von Ihnen erhoffe ich mir neue Ideen."

    Der Dalai Lama ist auf Einladung der sieben nordrhein-westfälischen "Graduate Schools" nach Münster gekommen. Sie wurden 2001 durch das Land Nordrhein-Westfalen in einem neu gegründeten Netzwerk zur Förderung der Ausbildung exzellenter Nachwuchsforscher in der Promotion initiiert. Die Arbeitsgebiete der verschiedenen Standorte reichen von der Genetik bis zur Produktionstechnologie, wodurch die Stärken der Forschung an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen auf der Ebene der Doktorandenförderung gezielt unterstützt werden sollten. Die Ziele der "NRW Graduate Schools" sind eine Begrenzung der Promotionszeit auf etwa drei Jahre, eine Internationalisierung im Bereich der Promotionsausbildung und die Vermittlung berufsrelevanter Zusatzqualifikationen. Die erfolgreiche Arbeit der "NRW Graduate Schools" hat dazu geführt, dass sie für die Ausschreibung der Exzellenzinitiative in der Förderlinie "Graduiertenschulen" allgemein als Vorbild gelten.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-muenster.de/journalisten/dalai_lama.html Der Dalai Lama in Münster


    Bilder

    Der Dalai Lama bei der Diskussion mit Doktoranden
    Der Dalai Lama bei der Diskussion mit Doktoranden
    Foto: upm/jri
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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