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Wissenschaft
Zeitarbeiter gelten als Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs. Als relativ junges Phänomen ist die Intensivnutzung von Leiharbeit kaum untersucht. Wie stark deutsche Unternehmen auf Leiharbeit zurückgreifen, erforschen jetzt Wissenschaftler am Lehrstuhl für Soziologie I der Universität Erlangen-Nürnberg in Kooperation mit dem Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen in Berlin. Ziel der qualitativen Studie ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Strategien der Intensivnutzung von Leiharbeit in der Bundesrepublik. Auftraggeber ist die Hans-Böckler-Stiftung, die das Projekt vier Monate lang mit insgesamt 40.000 Euro finanziert.
Während sich Leiharbeiter in der weitgehenden Deregulierung der Einsatzbedingungen ein Sprungbrett zu regulärer Beschäftigung erhoffen, nutzen die Betriebe einschlägigen Studien zufolge Leiharbeit bislang vor allem als Flexibilisierungsinstrument. So kommt Leiharbeit immer dann zum Einsatz, wenn Auftragsspitzen abgearbeitet werden müssen. Dementsprechend wurde Zeitarbeit vorwiegend im Bereich des so genannten "Jedermann-Arbeitsmarktes" eingesetzt. Wie die Untersuchungen der Wissenschaftler Judith Schuberth, Christian Sandig und des Projektleiters Prof. Dr. Gert Schmidt jetzt zeigen, nimmt nicht nur die Zahl der Leiharbeiter in den Betrieben zu. Zeitarbeit kommt auch in Beschäftigungsbereichen zum Einsatz, in welchen höher qualifizierte Arbeitskräfte gefragt sind. "Insbesondere Mittel- und Großbetriebe setzen Leiharbeit systematisch zur Verstärkung der Stammbelegschaft ein", sagt Christian Sandig, Mitarbeiter des Lehrstuhls für Soziologie I an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Um die Motivlagen, Strategien und Praktiken der Intensivnutzung von Leiharbeit in der Bundesrepublik Deutschland zu erforschen, führen die Wissenschaftler Betriebsfallstudien durch. Dazu interviewen sie anhand eines Leitfadens Vertreter aus dem Personalbereich mittlerer und größerer Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Das Forschungsprojekt untersucht die Intensivnutzung der Leiharbeit vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in West- und Ostdeutschland und der politischen Deregulierung des Arbeitmarkts. Daneben spielen auch die Professionalisierung des Dienstleistungsbereichs sowie neue Managementstrategien der Unternehmen eine Rolle bei der Befragung der Experten. Weitere Informationen unter: http://www.soziologie.phil.uni-erlangen.de
Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.100 Studierenden, 83 Instituten, 550 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Gert Schmidt
Tel.: 09131/85-22378, -22084
Gert.Schmidt@soziol.phil.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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