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14.11.2007 14:46

Blauzungenkrankheit jetzt deutschlandweit

Rolf Willhardt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Die Blauzungenkrankheit hat sich deutschlandweit ausgebreitet. Das geht aus Untersuchungen hervor, die von dem Düsseldorfer Parasitologen Prof. Dr. Heinz Mehlhorn im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung koordiniert wurden und auf hiesige Gnitzenfängen sowie Blutuntersuchungen des Friedrich-Löffler-Instituts zurückgehen.

    Mittlerweile sind in der Bundesrepublik weit über 100.000 Schafe und Rinder gemeldet, die mit dem Virus infiziert sind, allein in NRW über 10.000. Die Zahl der tatsächlich erkrankten Nutztiere schätzt Mehlhorn weit höher ein.

    Weitergegeben wird das erstmals 2006 in Holland, Belgien und dem Aachener Raum aufgetretene Blauzungenvirus durch Stechmücken, sg. "Gnitzen". Die nur 0,8 mm große Gnitzenart Culicoides obsoletus konnten Mehlhorn und sein Team damals als Überträger des Krankheitsauslösers identifizieren.

    Die Hoffnung war nun, dass das Virus im Winter 2006/07 abstarb. Die Untersuchungen zeigten jedoch, dass auch im Jahr 2007 die Gnitzenart Culicoides obsoletus Überträger des Virus ist und die Krankheit sich rasant über das Bundesgebiet ausgebreitet hat. Waren ursprünglich nur Höfe rund um Aachen, dann in ganz NRW betroffen (ca. 800 Betriebe), sind jetzt auch Viehbestände in Bayern, im Berliner Raum und in Sachsen befallen.

    Die Krankheit ist für den Menschen nicht ansteckend, der Erreger greift bei Schafen, Rindern und Ziegen die Schleimhäute und viele andere Organe an und verursacht Fieber.

    Die Todesrate der befallenen Schafe liegt bei bis zu 30 Prozent, die der Rinder bei vier Prozent. Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm, da die Tiere nicht transportiert werden dürfen und die Milchleistung rapide sinkt.

    Die bundesweite Ausbreitung der Krankheit führt der Düsseldorfer Parasitologe hauptsächlich darauf zurück, dass offenbar Tiere transportiert wurden, die äußerlich nicht krank erschienen, jedoch bereits das Virus trugen.

    Leitfrage für Mehlhorn und sein Team war dabei: Was ist der Grund für die rasante Ausbreitung des Virus in Zentral-Europa: die globale Erwärmung oder die Globalisierung?

    Hintergrund: Ursprünglich glaubte man, dass der Überträger des Virus im wesentlichen die Art Culicoides imicola sei, die im Süden Afrikas beheimatet ist und auch am Nordrand des Mittelmeeres vorkommt. War diese nun durch die globale Erwärmung nach Norden gezogen und mit ihr das Virus? Die Antwort lautet: nein.

    Es erwies sich in den vom Monitoring - Team bundesweit durchgeführten Fängen von 2006 und 2007, dass die in Mitteleuropa wichtigste Art, die dort schon immer in großen Mengen vorhanden war und von März bis Dezember fliegt, dafür verantwortlich ist. Also ist das Virus offenbar durch globalisierten Tiertransport nach Zentraleuropa gekommen, denn Culicoides imicola war in Deutschland, Belgien und Holland in keinen Fängen dabei.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Heinz Mehlhorn
    Institut für Zoomorphologie, Zellbiologie und Parasitologie
    Heinrich-Heine-universität Düsseldorf
    Tel. 0211-8113052, Fax 0211-8114499, mail: mehlhorn@uni-duesseldorf.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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