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Wissenschaft
AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 39 - 2000
Epidemiologische Untersuchungen stellen seit Jahren eine Zunahme der Häufigkeit von Asthma im Kindesalter fest. Die Gründe dafür sind bisher nicht gefunden, gleichwohl wurden immer wieder Umweltfaktoren als Verursacher angeschuldigt. Besonders verdächtig erschienen Hausstäube, Milben und Katzenhaare. Außerdem war die Vorstellung verbreitet, die Höhe der Belastung in Innenräumen bestimme die Häufigkeit von Asthma.
Tatsächlich jedoch hängt es nicht von der Menge an Hausstaub oder Katzenhaaren in der Umgebung von Säuglingen und
Kindern ab, ob sie an Asthma erkranken.
Dies hat eine an fünf deutschen Städten durchgeführte Studie (German Multicenter Allergy Study) ergeben, bei der sieben Jahre lang rund tausend Kinder beobachtet und untersucht wurden.
Dr. Susanne Lau von der "Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Allergologie und Immunologie" der Charité, wo die Studie koordiniert worden ist, konnte die Ergebnisse jüngst in der Fachzeitsschrift "Lancet" veröffentlichen (Band 356, [2000], Seite 1392-97).
Im Rahmen dieser großen, prospektiven Untersuchung wurde die Entwicklung der Kinder über die ersten sieben Lebensjahre
verfolgt und in festgelegten zeitlichen Abständen immer wieder die häusliche Belastung mit Hausstaub durch Probenentnahme aus Teppichen im Wohn- und Schlafbereich bestimmt. Außerdem dokumentierte man die Beobachtungen der Eltern zur Entwicklung von Atemwegserkrankungen ihrer Kinder bis hin zu Asthma und hielt fest, wie oft von ärztlicher Seite die Diagnose "Asthma" gestellt wurde. Zusätzlich wurden an Hand von Blutproben das Ausmaß der Antikörperentwicklung gegen Hausstaubmilben, Katzenhaar, Gräser- und Birkenpollen bestimmt. Im Alter von sieben Jahren unterzogen sich die Kinder auch einer (objektiven) Lungenfunktionsprüfung.
Es zeigte sich, dass Kinder durchaus auf Allergenbelastung in Innenräumen mit ihrem Immunsystem reagieren. Sie bilden -
individuell unterschiedlich stark - je nach Belastung - Antikörper dagegen. Aber, ob sich Asthma entwickelt, ist unabhängig von der Menge an Antikörpern und unabhängig vom Ausmaß der Exposition. Offenbar bedarf es noch anderer Faktoren, damit ein Kind in allergenreicher Umgebung Asthma entwickelt. (Ist indessen ein Kind tatsächlich an Asthma erkrankt, so wirkt sich eine allergenarme Umgebung günstig auf die Schwere der Erkrankung aus.)
Die Ergebnisse bestätigen in gewisser Weise auch Studien in Frankreich und Nordamerika, die zeigten, daß Schutz vor
Allergenen (Hausstaub oder Katzenhaar) nicht dazu führt, daß Kinder von Asthma verschont bleiben. Denn die Rate an
asthmatischen Kindern unter exponierten wird nicht geringer, wenn die Kinder in sehr allergenarmer Luft, in Wüstenklima oder in großen Höhen, aufwachsen.
Die Erkenntnisse von Dr. Lau und ihren Mitarbeitern dürften auch von ganz praktischer Bedeutung sein: Familien werden vom Vorwurf entlastet, wegen zu hoher Innenraumbelastung mit allergisierenden Stäuben an der Asthmaerkrankung des Kindes
mitschuldig zu sein. Ebenso kann man Eltern davor bewahren, ihre gesamte Wohnung zu kacheln, Matratzen ständig zu erneuern oder auf Teppiche zu verzichten, in der Absicht dadurch Schutz vor Asthma zu erzielen.
Silvia Schattenfroh
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Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin
Dekanat
Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
FON: (030) 450-70 400
FAX: (030) 450-70-940
e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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