idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.11.2000 07:52

Vermächtnis eines goldenen Zeitalters

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Die heilende Wirkung des Ginkgobaumes ist in der westlichen, vor allem aber in der chinesischen Medizin anerkannt. In der traditionellen und der Volksmedizin Chinas werden seit Jahrhunderten Extrakte von Nüssen und Samen des Ginkgobaumes z.B. bei Erkrankungen der Atemwege, des Unterleibes und der Verdauung angewendet. Auszüge der Blätter helfen bei Wunden, Hautflecken und Frostbeulen. Auch in der europäischen Schulmedizin gewinnt seine heilende Wirkung an Bedeutung. Nachgewiesen werden konnten zwei Inhaltsstoffe in den Blättern, die bei Störungen der Hirnleistung, z.B. Vergeßlichkeit, und bei Gefäßverengung Abhilfe schaffen. Darauf hat Dr. Eva-Maria Schneider, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität zu Köln, hingewiesen.

    195/2000

    Vermächtnis eines goldenen Zeitalters
    Der Ginkgobaum in Medizin und Gesellschaft

    Die heilende Wirkung des Ginkgobaumes ist in der westlichen, vor allem aber in der chinesischen Medizin anerkannt. In der traditionellen und der Volksmedizin Chinas werden seit Jahrhunderten Extrakte von Nüssen und Samen des Ginkgobaumes z.B. bei Erkrankungen der Atemwege, des Unterleibes und der Verdauung angewendet. Auszüge der Blätter helfen bei Wunden, Hautflecken und Frostbeulen. Auch in der europäischen Schulmedizin gewinnt seine heilende Wirkung an Bedeutung. Nachgewiesen werden konnten zwei Inhaltsstoffe in den Blättern, die bei Störungen der Hirnleistung, z.B. Vergeßlichkeit, und bei Gefäßverengung Abhilfe schaffen. Darauf hat Dr. Eva-Maria Schneider, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität zu Köln, hingewiesen.

    Ginkobäume können sich gut an verschiedene Wetterverhältnisse anpassen. Auch gegen Feuer, Schädlinge und Schadstoffe sind sie relativ resistent. In Hiroshima waren Ginkgobäume die ersten Pflanzen, die ein Jahr nach dem Atombombenabwurf trotz der verheerenden Brände wieder Leben zeigten und damit ein Zeichen der Hoffnung setzten.

    Symbolischen oder integrativen Wert als "Vermächtnis eines goldenen Zeitalters" hat der Ginkgo zuweilen bei gesellschaftlichen Anlässen. Sein Blatt wird z.B. als Ehrenzeichen verliehen, oder Ginkgobäume werden bei wichtigen Anlässen gepflanzt.

    Von dem Wunderbaum aus dem fernen Osten kamen gegen Ende des 17. Jahrhunderts zunächst nur Berichte in die westliche Welt. Die ersten Pflanzen erreichten Europa dann in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit dem botanischen außergewöhnlichen Ginkgobaum beschäftigen sich seitdem Wissenschaftler wie Schriftsteller.

    Einer der ältesten Bäume Deutschlands (1796) steht z.B. im Schloßpark Dyck im Rheinland. Heute werden Ginkgobäume vor allem an städtischen Straßen angepflanzt. Dabei werden männliche Bäume bevorzugt, da die weiblichen Ginkgobäume im Herbst übelriechende, weiche Früchte abwerfen.

    Charles Darwin nannte den Ginkgo ein "lebendes Fossil". Im Grunde ist er seit 7 Millionen Jahren ausgestorben. In China konnte eine einzige Art überleben. Der Ginkgo hat in der Holzstruktur Merkmale von Nadelbäumen, pflanzt sich aber auf dieselbe Art fort wie Farne. Die häufig gelappten, gespaltenen oder herzförmigen Blätter haben sich seit Urzeiten kaum verändert, wie Funde von Blattfossilien zeigen.

    In der Literatur ist Johann Wolfgang von Goethe der bekannteste deutsche Dichter, der den Ginkgo verewigt hat. Das Gedicht "Gingo biloba" (1815) widmete er Marianne von Willemer. Goethe fügte dem Gedicht zwei Ginkgo Blätter eines Baumes aus dem Park des Heidelberger Schlosses bei. Dort waren sich beide vorher begegnet. Das Gedicht beschreibt das Ginkgo Blatt als Symbol für die Doppelsinnigkeit allen Seins, ein Motiv aus der antiken Mythologie, das auch häufig in der modernen Literatur verwendet wird. Außerdem sieht Goethe das zweilappige Blatt als Symbol für seine Beziehung zu Marianne und ihre Trennung. Das Gedicht erschien im Band "Westöstlicher Divan", den Goethe nach dem Vorbild orientalischer Dichtung schrieb.

    Ein modernerer deutscher Schriftsteller, der sich mit dem Ginkgo befaßte ist Peter Härtling. In seinem Gedicht "An den Ginkgo vor der Tür" thematisiert er den Doppelsinn und das Wachstum des Baumes. In der Literatur dient der Ginkgo einerseits dekorativen Zwecken, andererseits als Symbol für Mahnung und Erinnerung an menschliche Vernunft, für besondere Naturkräfte oder allgemein für den fernen Osten.

    Der Ginkgo, auch Entenfußbaum, oder Fächerblattbaum genannt, bekam seinen Namen durch einen Schreib- oder Lesefehler bei der Wiedergabe des japanischen Wortes "ginkyo". Versuche diesen Fehler durch Umbenennen zu beheben, waren wegen der botanischen Prioritätsregel erfolglos.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Klaus Bergdolt unter der Telefonnummer 0221/478-5266, der Fax-Nummer 0221/478-6794 und der Email-Adresse bergdolt@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden sie auch im Internet unter: http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html
    Für die Übersendung eines Belegexemplars sind wir Ihnen dank-bar.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).