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17.09.2008 14:15

Städtische Brachflächen füllen sich mit Leben

Ute Missel Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Fürth, München und Selb haben eines gemeinsam: Alle drei siegten im Jahr 2006 beim Wettbewerb "Stadt recyceln" in Bayern. Das macht diese Städte zu Vorbildern für die Neugestaltung von innerstädtischen Flächen, die nach dem Abzug von Militäreinheiten oder nach Fabrikschließungen zunächst ungenutzt blieben. Das Institut für Lerninnovation der Universität Erlangen-Nürnberg nahm die drei Sieger für einen Bericht unter die Lupe, der "best-practice-Beispiele" aus den Partnerländern eines europaweiten Forschungsprojekts versammelt. Die Europäische Union will damit zur Wiederbelebung möglicher Konversionsflächen ermuntern.

    Das Projekt "Mister - Umgestaltung von vormals militärisch oder industriell genutzten Flächen" (Military and Industrial Shapes Recycling) hat im März 2006 begonnen und wurde im Sommer dieses Jahres abgeschlossen. Partner aus Italien, Ungarn, der Slowakei, Tschechien und Deutschland arbeiteten gemeinsam an der Entwicklung eines transnationalen, innovativen Modells. Mit dem Projekt förderte die Europäische Union die Entwicklung von tragfähigen Konzepten und Leitlinien in diesem Bereich und den Austausch über gängige Praxis bzw. neue Entwicklungen in verschiedenen europäischen Ländern.

    Chance zum Flächensparen
    Das ausufernde Wachstum der Städte und die damit verbundende Zersiedelung der Landschaft gerade in den Ballungsräumen hat seit einigen Jahren das Bewusstsein für die Problemlage geschärft und die Bereitschaft zum Flächensparen erhöht. Eine sehr effiziente Möglichkeit dazu bietet sich durch eine konsequente Nutzung von industriellen oder militärischen Brachflächen.

    Die Sanierung solcher Flächen bedeutet eine spannende Herausforderung für die Stadtplanung in Europa und eröffnete viele Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Dabei werden andere Planungsinstrumente, -strategien und -vorgehensweisen als bei der Entwicklung vorher nicht genutzter Flächen benötigt. Investoren befürchten häufig uneinschätzbare Risiken und damit hohe Sanierungskosten, weshalb die Potenziale von Konversionsflächen hinsichtlich ihrer zentralen Lage, historischen Bausubstanz und günstigen Infrastruktur oft nicht gesehen werden. Im Projekt "Mister" sollte ein Paket neuer Maßnahmen entwickelt und getestet werden, um die Entscheidung zugunsten von Konversionsflächen zu erleichtern.

    Vorteilhafte Partnerschaft
    Mit den Vorteilen und den Problemen der Sanierung von Konversionsflächen gibt es in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern bereits einiges an Erfahrung. In Fürth wurde das Gelände der William O. Darby Kaserne in ein Wohnareal verwandelt. Im Arnulfpark in München wurde aus der Fläche eines ehemaligen Containerbahnhofs ein Standort für Unternehmen und moderne Eigentumswohnungen. Die Stadt Selb verwendet mehrere frühere Industriebrachen teils für wirtschaftliche, teils für kulturelle Zwecke. Das Institut für Lerninnovation stützte seine Analyse auf diese nachahmenswerten Beispiele.

    In anderen Ländern Europas wurden Machbarkeitsstudien durchgeführt, um die Rahmenbedingungen und die erforderlichen Investitionen bei der Wiedernutzung von Konversionsflächen exemplarisch zu beleuchten. Eine weitere Studie galt der Entwicklung neuer Modelle von öffentlich-privaten Partnerschaften, die oft die einzige Möglichkeit bieten, die Wiedernutzung von Brachflächen zu finanzieren. Die Sanierung erfordert sowohl einen hohen Planungs- als auch Kostenaufwand. Baufällige Gebäude, Denkmalschutzauflagen, schwierige Besitzverhältnisse und vor allem die schwer einschätzbare mögliche Kontamination durch frühere Nutzer komplizieren die Sachlage. Erfolg stellte sich allen Analysen zufolge dann ein, wenn die öffentliche Hand einen großen Einfluss auf die Planung und Wiedernutzung solcher Flächen genommen hatte. Beinahe alle beschriebenen Beispiele guter Praxis wurden außerdem von einem oder mehreren nationalen, in vielen Fällen auch von europäischen Infrastruktur-Programmen unterstützt.

    Ökologische Architektur
    Umgestaltung bedeutet auch die Möglichkeit, neue bauliche Ansätze zu verwirklichen. Auf den Konversionsflächen hat die "Bio-Architektur" bessere Chancen, in die Städte einzuziehen. Ein Teilprojekt von "Mister" befasste sich mit diesen Aspekten, etwa der Verwendung von ökologischen Baumaterialien, der Nutzung von Sonnenenergie und verstärkten Maßnahmen zum Energiesparen.

    Die Zusammenarbeit im internationalen Projektteam erwies sich als sehr befruchtend. Die Forschungsergebnisse machen Mut, Brachflächen zu attraktiven und innovativen Wohn- und Gewerbeflächen umzuwandeln und dadurch dem zunehmenden Flächenverbrauch in Europa Einhalt zu gebieten.

    Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.200 Studierenden, 550 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

    Weitere Informationen für die Medien

    Dipl.-Psych Gabriele Kluge
    Tel.: 09131/85-26878
    gabriele.kluge@fim.uni-erlangen.de
    www.mister-cadses.org
    www.fim.uni-erlangen.de


    Bilder

    Als sich nach dem Ende des Kalten Krieges die politischen Verhältnisse änderten und die amerikanischen Truppen abzogen, hinterließen sie in Fürth nicht nur große Flächen, die es galt, für eine zivile Nutzung umzuwandeln:Die Grüne Halle im Südstadtpark entstand aus einer Turnhalle der US-Army.
    Als sich nach dem Ende des Kalten Krieges die politischen Verhältnisse änderten und die amerikanisch ...
    Foto: Stadt Fürth/Erich Malter
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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