idw - Informationsdienst
Wissenschaft
06.12.2000
93/2000
Sperrfrist: 11.12.2000, 23 Uhr
Presse-Information
Tauchen beeinträchtigt Hirnfunktionen bei Einhaltung
der Sicherheitsregeln nicht
Kieler Forschergruppe legt Untersuchung vor
In der renommierten neurologischen Fachzeitschrift "Neurology" (Ausgabe vom
12. Dezember 2000) erscheint ein Bericht über Forschungsergebnisse zu den Gefahren des Tauchens, die aus einer Kieler Arbeitsgruppe stammen. Kann das Berufs- und Hobbytauchen unter gewissen Umständen zu gesundheitlichen Schäden führen? Dieser Frage ging die Forschergruppe unter Leitung von Prof. Günther Deuschl (Direktor der Klinik für Neurologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) in einer Studie nach. Das Ergebnis: Wer sich an die bisher bekannten, teilweise strengen Sicherheitsregeln hält, ist als Taucher nicht mehr gefährdet als andere Sportler auch.
Gerade weil in den letzten Jahren in der neurologischen Fachliteratur immer öfter auf die Gefahren des Tauchens - darunter auch Zustände mit schweren Schlaganfallsymptomen - hingewiesen wurde, wollten die Kieler Wissenschaftler weitere Erkenntnisse sammeln. Drei Jahre lang führte eine Arbeitsgruppe der Neurologischen Klinik (Prof. Dr. Günther Deuschl) in Kooperation mit der Uniklinik für Radiologische Diagnostik (Prof. Dr. Martin Heller) und dem Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine in Kronshagen (Dr. Eycke Bettinghausen) Untersuchungen zu diesem Thema an 50 Versuchspersonen durch, darunter 25 Berufstaucher der Bundeswehr und eine gleiche Anzahl von Soldaten, die selbst nicht tauchen.
Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Tauchern neurologische Ausfälle nicht häufiger auftreten als bei der nicht-tauchenden Kontrollgruppe. Gleiche Ergebnisse gab es bei den gezielten bildgebenden Untersuchungen des Gehirns. Dazu wurden alle 50 Taucher und Nichttaucher zusätzlich mit der hochsensitiven Kernspintomographie auf Schlaganfallfolgen untersucht. Auch hier ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Tauchern und Nicht-Tauchern.
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Prof. Deuschl stellt in der gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeit fest: "Wir schließen aus dieser Untersuchung, dass Tauchen ein sicherer Sport ist! Voraussetzung ist aber, dass die Sicherheitsregeln, die bei der deutschen Marine gelten, beachtet werden. Insbesondere müssen niedrige Tauchtiefen angestrebt werden, und für jede gewählte Tiefe müssen die Regeln für sicheres Tauchen beachtet werden. Das Auftauchen muss entsprechend den Sicherheitsregeln sehr langsam erfolgen. Nur so kann den eventuell im Blut gebildeten Luftbläschen Gelegenheit zur Auflösung gegeben werden. Zwischen zwei Tauchgängen müssen lange Pausen eingehalten werden."
Die schweren neurologischen Ausfälle, von denen andere Untersuchungen berichten, sind nach Prof. Deuschls Ansicht wahrscheinlich dadurch entstanden, dass die bekannten Tauch-Regeln nicht eingehalten wurden. Eine mögliche Ursache für die schweren, schlaganfallähnlichen Störungen mag auch darin begründet liegen, dass viele Taucher kurz nach den Tauchgängen ins Flugzeug steigen, um nach Hause zu fliegen. Durch den Unterdruck im Flugzeug können die gefürchteten Luftbläschen im Blut sogar erst beim Fliegen in großer Höhe auftreten. "Dieses Risiko muss durch entsprechend lange Wartezeiten nach dem Tauchen (mindestens 24 Stunden) unbedingt vermieden werden", so Prof. Deuschl weiter.
Zwischen der Kieler Universität und dem Schifffahrtsmedizinischen Institut in Kronshagen bei Kiel besteht eine langjährige Zusammenarbeit. Die Voraussetzungen für innovative Forschung sind hier besonders gut, denn Kiel ist in Deutschland der einzige militärische Standort mit einem tauchmedizinischen Zentrum, das solche Forschungsarbeiten überhaupt erst ermöglicht.
Die beteiligten Institute in Kronshagen und an der Neurologischen Klinik der
Christian-Albrechts-Universität bieten für interessierte Sporttaucher tauchmedizinische Beratung an.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Günther Deuschl, Klinik für Neurologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,
Tel. 0431 597-2610; FAX 0431 597-2712; e-mail: g.deuschl@neurologie.uni-kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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