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Wissenschaft
Das Fach Religionspsychologie hat in Wien Tradition. Sigmund Freud, Karl und Charlotte Bühler, Karl Beth: Sie alle haben sich mit dem religiösen Seelenleben beschäftigt und - ausgehend von Wien - weltweite Netzwerke geknüpft. Diese fanden nach 1938 mit der Zwangsemigration der WissenschafterInnen ein jähes Ende. Der Kongress der Internationalen Gesellschaft für Religionspsychologie (IAPR), der von 23. bis 27. August 2009 erstmals in Wien stattfindet, hat zum Ziel, diese abgebrochene Tradition wieder aufzunehmen und ReligionspsychologInnen aus aller Welt zu vernetzen.
Was geht in einem religiös motivierten Selbstmordattentäter vor? Wie lässt sich die Bindung zu einer transzendenten Instanz wie Gott psychologisch erklären? Warum fühlen sich gerade Jugendliche häufig zu okkulten Sekten hingezogen? Diese und weitere Fragen diskutieren internationale Fachleute vom 23. bis 27. August 2009 auf dem Kongress der International Association for the Psychology of Religion (IAPR). Die fünftägige Konferenz findet in Kooperation mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät und der Fakultät für Psychologie im Hauptgebäude der Universität Wien statt.
Aktuelle Fragen zu Religion und Religiosität
Die Religionspsychologie hat sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts als eigenständige, psychologische Disziplin herausgebildet und beschäftigt sich, so Kongressveranstalterin Susanne Heine, "mit dem Seelenleben des Menschen, insofern es religiös ist." Religiosität muss aber nicht unbedingt an eine bestimmte Glaubensrichtung gebunden sein: "Immer mehr durchaus säkulare Menschen schneidern sich ihr eigenes, individuelles Sinnsystem zurecht", so Heine, die Vorständin des Instituts für Praktische Theologie und Religionspsychologie der Universität Wien: "Auch diese modernen Formen, die Religiosität heute annimmt, werden auf dem Kongress diskutiert."
Weitere Inhalte der insgesamt 42 thematisch breit gefächerten Panels, die von Montag bis Mittwoch in fünf Hörsälen im Hauptgebäude parallel stattfinden, sind Religion und Adoleszenz, Religion und Trauma, Gottesbilder, Spiritualität und mentale Gesundheit, Religion in der Populärkultur oder Religiosität und Schizophrenie. Die Interdisziplinarität der Veranstaltung kommt schon in den Begrüßungsworten zum Ausdruck: Neben Vizerektor Heinz Engl wird die Universität Wien auch von Germain Weber, Dekan der Fakultät für Psychologie und James Alfred Loader, Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät vertreten.
Fundamentalismus und Psyche
Ein wichtiger Themenschwerpunkt der internationalen Veranstaltung, zu der nächste Woche etwa 250 TeilnehmerInnen erwartet werden, ist der religiöse Terrorismus. Ihm widmet sich nicht nur das Panel "Fundamentalism, integration and radicalization" am Montag, 24. August um 16 Uhr, bei dem WissenschafterInnen aus Belgien, Großbritannien, Italien und der Türkei länderspezifische Forschungsergebnisse präsentieren und diskutieren, sondern auch die "Opening Lecture" von James W. Jones bei der Eröffnungsveranstaltung am Sonntag, 23. August im Kleinen Festsaal: Der amerikanische Experte für religiös motivierte Gewalt spricht zum Thema "Sacred Values, Sacred Terror: Motivation, Psychology and Religious Terrorism".
Überraschungspreis
Spannend wird die Eröffnungsveranstaltung aber noch in ganz anderer Hinsicht: Nach den Begrüßungsworten von Vizerektor Heinz Engl, den Dekanen der Evangelisch-Theologischen Fakultät und der Fakultät für Psychologie sowie dem Präsidenten der IAPR wird der "André-Godin-Preis" für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Religionspsychologie an exzellente JungforscherInnen verliehen.
Vernetzen, austauschen, Ideen entwickeln
Als älteste Religionspsychologische Gesellschaft Europas verfolgt die IAPR nun schon seit dem Jahr 1914 das Ziel, die Disziplin zu etablieren und junge WissenschafterInnen für die religionspsychologische Forschung zu motivieren. Bisher im Drei-Jahres-Takt veranstaltet, soll der Kongress künftig alle zwei Jahre organisiert werden und die internationale Vernetzung, den wissenschaftlichen Austausch und neue Forschungskooperationen fördern.
Weitere Information und Programm unter: http://www.iapr.at.vu/
Kontakt
O. Univ.-Prof. Dr. Susanne Heine
Vorständin des Instituts für
Praktische Theologie und Religionspsychologie
1010 Wien, Schenkenstraße 8-10
M: +43-664-602 77-328 02
E-Mail: susanne.heine@univie.ac.at
Rückfragehinweis
Lisa Hellmann, Bakk.
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 35
lisa.hellmann@univie.ac.at
www.univie.ac.at/175
http://www.iapr.at.vu - Information und Programm
http://www.univie.ac.at/175 - Presseportal der Universität Wien
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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