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Wissenschaft
Bundesaußenminister a. D., Dr. Hans-Dietrich Genscher, hob bei seiner Gastvorlesung an der Universität Leipzig die internationale Dimension der Wende vor 20 Jahren hervor. Das "Vermächtnis der Freiheitsrevolution 1989" wirke auch heute noch. Er präzisierte: "Wenn die internationale Gemeinschaft eng zusammensteht, können wir bestehende politische Konflikte gemeinsam lösen". Genscher hielt am Abend die Oskar-Halecki-Vorlesung 2009 des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO). Er gab damit zugleich den Auftakt für die Konferenz "1989 in einer globalen Perspektive", die vom 14. - 16. Oktober vom Global and European Studies Institute ausgerichtet wird.
Zeit: 14. bis 16. Oktober
Ort: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Grimmaische Straße 6, 04109 Leipzig
Dr. Hans-Dietrich Genscher referierte zum Thema "Auf dem Wege zum und im Epochenjahr 1989" und schlug dabei einen Bogen von den revolutionären Ereignissen um 1989 zur heutigen Welt- und Wirtschaftsordnung. Genscher machte deutlich, dass die deutsche Vereinigung 1989/90 das Ergebnis eines politischen Aufeinanderzugehens in Ost und West war. Am Beispiel der westlichen Entspannungspolitik habe sich gezeigt, so Genscher, dass kluge Politik das Verhalten anderer ändern könne. Zum Abschluss der GWZO-Jahresvorlesung mahnte er: "Man kann aus den Fehlern der Geschichte lernen. Ich wünsche mir, dass die Regierungen, insbesondere der EU-Mitglieder, nicht wegschauen, sondern sich verantwortungsvoll in die Gestaltung der neu entstehenden Weltordnung einbringen." Genscher ergänzte: "Yes, wie do, yes, we can - wir können das."
Mit seiner persönlichen Einschätzung der internationalen Situation im Umfeld der Friedlichen Revolution 1989/90 in den damaligen beiden deutschen Staaten eröffnete Genscher die Leipziger Konferenz "1989 in einer globalen Perspektive".
Der Kongress behandelt erstmals die Epochenwende von 1989 in einer globalen Perspektive. Aus Sicht von Prof. Dr. Matthias Middell, Tagungsleiter und Direktor des Global and European Studies Institute (Universität Leipzig) ist 1989 viel zu lange vor allem aus einem deutsch-deutschen und europäischen Blickwinkel betrachtet worden: "Wir gehen davon aus, dass 1989 zwar für Zentral- und Osteuropa eine entscheidende Zäsur war, aber weit darüber hinaus eine Bedeutung hatte." Die Kongressteilnehmer machen es sich zur Aufgabe, die Ereignisse von 1989 in einem neuen Licht zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen bisher wenig beachtete Folgephänomene der Friedlichen Revolution und die Frage nach globalen Mustern der Veränderung. Der Bogen spannt sich vom Pekinger Tiananmen-Platz über den Leipziger Ring bis nach Südafrika und dem Ende der Apartheid.
Am Beispiel Afrikas werden die Ausmaße der globalen Transformation besonders deutlich. Das Ende des Kalten Krieges bedeutete, dass der Zwang für die Staaten des Kontinents entfiel, sich für eines der beiden globalen Lager zu entscheiden. Dies bot neue Chancen, die Verkrustung politischer Regime, die Stagnation ökonomischer Entwicklung in vorrangig als Rentenökonomien ausgebeuteten Volkswirtschaften und die Apartheid in Südafrika und Namibia zu überwinden. Binnen weniger Jahre erfolgten in über 35 Staaten Afrikas südlich der Sahara mehr oder minder erfolgreiche Demokratisierungen.
Neben der Rolle von 1989 für Asien und Europa fragt die Konferenz auch nach den Auswirkungen der Zäsur von 1989 auf die beiden Amerikas. Damit gerät zuerst die neue weltpolitische Rolle der USA als verbliebene Supermacht in den Blick. Zugleich sind grundlegende Transformationsprozesse in Mittel- und Südamerika und die wachsende globale Rolle Kanadas zu betrachten.
Prominente Geschichts-, Politik-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler aus Europa und Übersee bringen Detailkenntnisse über die verschiedenen Weltregionen ein und fügen ihre theoretischen Überlegungen zum Stellenwert des Jahres 1989 zusammen.
Die Konferenz wird vom Global and European Studies Institute der Universität Leipzig ausgerichtet.
Interviews mit Referenten werden gerne vermittelt.
Ansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias Middell
middell@uni-leipzig.de
Tagungsbüro: +49 341 30228
http://www.uni-leipzig.de/gesi/ Zusammenfassungen der Vorträge
Genscher im Gespräch mit Publikum
Pressestelle/Fotograf: Mila Kononova
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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