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Wissenschaft
Jean-Claude Juncker, Premierminister des Großherzogtums Luxemburg, ist von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität zum Ehrendoktor ernannt worden. Verliehen wurde die Auszeichnung im Rahmen einer Promotionsfeier der Fakultät am 6. Juli im Schloss zu Münster. Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten des kleinsten EU-Staates erhielten 53 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ihre Doktorurkunden.
Die Fakultät würdigte nach den Worten ihres Dekans Prof. Dietrich Thränhardt mit der Verleihung der Ehrendoktor-Würde die besonderen Verdienste von Juncker "um die europäische Einigung, die europäische Bildungspolitik und die Weiterentwicklung der europäischen Traditionen der sozialen Marktwirtschaft". Münsters Universitäts-Rektor Prof. Dr. Jürgen Schmidt lobte den Politiker aus dem Großherzogtum als "Mann mit vielseitiger intellektueller Begabung, umfassendem gestalterischem Anspruch und ungewöhnlicher Produktivität", der eindrucksvolle Beiträge zum politischen Denken und Handeln der Gegenwart geliefert habe.
In seiner Laudatio würdigte der münsterische Politikwissenschaftler und Europa-Forscher Prof. Dr. Wichard Woyke den luxemburgischen Premierminister als "einen der wichtigsten Gestalter der europäischen Integration", dem die Europäische Union wichtige Denkanstösse auch in der europäischen Bildungs- und Forschungspolitik verdanke. Beharrlich habe Juncker mit hoher Kompetenz, Sachkenntnis und Glaubwürdigkeit an der europäischen Integration gearbeitet und die Interessen seines Landes mit der europäischen Idee verbunden. In vier Sprachen, mit diplomatischem Geschick und hintergründigem Humor, stelle Juncker europäische Öffentlichkeit her und setze sich für die Schaffung eines europäischen Universitäts-Netzwerkes und für die "Vision eines Europas als gemeinsamer Wissensraum" ein.
Juncker, Jahrgang 1954, trat schon vor seinem Jura-Studium in Straßburg in die Christlich-Soziale Partei Luxemburgs ein und übernahm bereits mit 28 Jahren als Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium erstmals Regierungsverantwortung in seinem Heimatland. Mit 30 wurde er Arbeits- und Finanzminister und 1995
mit 40 Jahren als jüngster Ministerpräsident in der Geschichte Luxemburgs vereidigt. Als Präsident des Europäischen Rates und bei verschiedenen EU-Gipfeln hat sich der luxemburgische Premierminister seitdem als Vermittler und Brückenbauer zwischen den europäischen Großmächten profiliert und als engagierter Europäer bewährt. Er gehört zu den Initiatoren der "European University Foundation" (EUF), unter deren Dach sich große europäische Universitäten zusammenfinden sollen. Öffentlich gewürdigt wurden Junckers große politische und politikwissenschaftliche Verdienste bisher unter anderem mit dem Titel "Europäer des Jahres 1997", dem Ehrendoktor der Universität Miami/USA und dem Preis "Vision von Europa" der Edmond-Israel-Stiftung.
Bei der feierlichen Promotion am Freitag (6. Juli 2001) in der Aula des Schlosses zu Münster bedankte sich Jean-Claude Juncker für die Ehrenpromotion mit einer Festansprache zum Thema "Europa - eine Architektur und ihre Folgen". Dabei sprach er sich dafür aus, der europäischen Währungs- und Finanzpolitik eine europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik folgen zu lassen: "Wir brauchen in Europa eine europäische Sozialpolitik, die diesen Namen auch verdient!" Dazu gehörten soziale Mindeststandards und ein einheitlicher "Mindestsockel" an gemeinsamen arbeitsrechtlichen Bestimmungen in Europa.
Auch im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung müsse Europa endlich zu einer einheitlichen Politik kommen. "Wir benötigen eine wirkungsvolle europäische Polizei, ein europäisches FBI, anstelle der bisherigen kleinkarierten Verbrechensbekämpfung in den einzelnen Mitgliedsländern", forderte Juncker. Zur Frage der Ost-Erweiterung der Europäischen Union äußerte der Luxemburger zurückhaltend: "Ich bin gegen eine Erweiterung im Galopp, das muss sehr sorgfältig vorbereitet sein".
Premierminister Jean-Claude Juncker (rechts)erhielt von Dekan Prof. Dr. Dietrich Thränhardt (links) ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Sprache / Literatur, Wirtschaft
überregional
Personalia, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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