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Wissenschaft
Jena (21.08.01). Historiker der Universität Jena nehmen nun "Sozialistische Helden" ins Visier einer substanziellen kulturhistorischen Analyse. Auf einer internationalen Tagung vom 13. bis 16. September in Krakau untersucht eine interdisziplinäre Wissenschaftler-Gruppe, wie in Osteuropa und in der ehemaligen DDR Propagandafiguren zu Ikonen eines vorbildlichen Sozialismus stilisiert wurden und wie die Bevölkerung diese annahmen: zum Beispiel der Arbeiterführer Ernst Thälmann, der tschechische Widerstandskämpfer Julius Fucik, die Kosmonauten Juri Gagarin und Valentina Tereschkowa, der Aktivist und "Held der Arbeit" Adolf Hennecke oder das Radfahrer-As "Täve" Schur.
Gefördert wird die Veranstaltung, die die Jenaer in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Leipzig und der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn ausrichten, durch die Fritz Thyssen Stiftung Köln und die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin.
"Anfang des 20. Jahrhunderts gebar die ,Große Sozialistische Oktoberrevolution' ungezählte neue Helden", beschreibt Dr. Rainer Gries die Ausgangssituation. "Kämpferisches Pathos durchdrang die Publizistik der Partei wie die staatliche Monumentalpropaganda, die Poesie der proletarischen Dichter und die Bilder und Plakate sowjetischer Künstler." Zum gemeinsamen ideologischen Ziel wurde es, mit Hilfe neuer Vorbilder den "sozialistischen Übermenschen" zu schaffen. Eine Hegemonie der "Heiligen" des Sozialismus war aber nicht ohne weiteres durchzusetzen: Denn spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg konkurrierten diese Helden der Sowjetmacht in den ost- und mittelosteuropäischen Ländern mit überlieferten und lieb gewordenen nationalen Vorbildern - etwa aus der christlichen Tradition.
"Der internationale Vergleich solcher Heldenerzählungen und ihrer Wirkungen kann Aufschlüsse über den beabsichtigten und den realen Transfer propagandistischer wie kultureller Muster innerhalb des ,sozialistischen Weltsystems' geben", erläutert die Jenaer Historikerin Dr. Silke Satjukow das Erkenntnisziel der Tagung. "Außerdem interessiert es uns, wieviel Eigenständigkeit, etwa aus althergebrachten Erzähltraditionen, in Polen, Ungarn, oder Ostdeutschland bei dieser Adaption sowjetischer Kulturmuster erhalten blieb." Am Ende möchten die Wissenschaftler den Versuch wagen, eine erste "Theorie des sozialistischen Helden" zu formulieren.
Ansprechpartner:
Dr. Silke Satjukow, Tel. 03643/401539
E-Mail: Satjukow@t-online.de
und Dr. Rainer Gries, Tel. 0341/9015230
E-Mail: Rainer.Gries@t-online.de
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
D-07743 Jena
Telefon: 03641 · 931030
Telefax: 03641 · 931032
E-Mail: roe@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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