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Wissenschaft
Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universitaet zu Koeln stellt Sammlung Max Skladanowsky vor
Unbekanntes aus dem Nachlass eines Filmpioniers
Vom 8. September bis 24. Oktober zeigt die Theaterwissenschaftliche Sammlung Materialien aus dem Nachlass des Filmpioniers Max Skladanowsky. Das Material der Sammlung Skladanowsky ist erst im Jahre 1995 in den umfangreichen Bestaenden der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Koeln wiederentdeckt worden, in den Wirren des Krieges und durch den Umzug der Sammlung in der Nachkriegszeit war dieses Material vollstaendig in Vergessenheit geraten. Der Bestand der Sammlung Max Skladanowsky wurde 1996/97 katalogisiert und mit Hilfe der EDV erfasst. Diese Nachlassbestaende des Filmpioniers sind bis zum jetzigen Zeitpunkt weder der Fachoeffentlichkeit, noch der ansonsten interessierten OEffentlichkeit bekannt. Die Sammlung Max Skladanowsky besteht aus groesstenteils bisher unbekanntem und unveroeffentlichtem, und auch nur exklusiv in der Koelner Sammlung erhaltenen Materialien (etwa 400 Autographen, eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln und eine Reihe von Photographien zur Person und zu den Erfindungen Skladanowskys). Schwerpunkt der Sammlung ist die Korrespondenz, darunter auch zahlreiche, bisher unbekannte Autographen des Filmpioniers selbst. Der zeitliche Rahmen des gesamten Materials erstreckt sich auf Dokumente vom Jahre 1890 bis zum spaetesten Dokument aus dem Jahre 1941.
Die Sammlung ist zum ueberwiegenden Teil in der ersten Haelfte der dreissiger Jahre vom Koelner Theaterwissenschaftler Carl Niessen (1890-1969), dem Begruender des Instituts fuer Theaterwissenschaft der Universitaet Koeln zusammengetragen worden und muss im unmittelbaren Zusammenhang gesehen werden mit den Bestrebungen des deutschen Filmpioniers Max Skladanowsky (1863-1939), der seit Mitte der zwanziger Jahre und dann verstaerkt seit Beginn der dreissiger Jahre um seine Anerkennung als "alleiniger Erfinder der Kinematographie auf der Erde" kaempfte. Diesen Bestrebungen des schnell wieder in Vergessenheit geratenen Filmpioniers, der am 1.November 1895 mit seinem selbst entwickelten Projektor "Bioscop" im Berliner Varieté Wintergarten erstmals selbst aufgenommene Filme projiziert hatte, wurde vom Grossteil der damaligen Fachkreise vehement widersprochen, da die Ansprueche Skladanowskys nach genauer Pruefung speziell der technischen Details von Skladanowskys damaligen Erfindungen als nicht gerechtfertigt, ueberzogen und letztendlich als nicht haltbar angesehen wurden. Da Skladanowsky dennoch auch weiterhin auf der alleinigen Erfinderschaft der Kinematographie beharrte, eskalierten die Streitigkeiten immer mehr und fuehrten schliesslich in den Jahren 1934 und 1935, also im unmittelbaren Vorfeld der Feierlichkeiten zum vierzigsten Jubilaeum des Films, bei denen Skladanowsky sich als "Vater des Films" feiern lassen wollte, zum sogenannten Erfinderrechtsstreit, der zunaechst in der deutschen Presse ausgefochten wurde, dann aber nach einer entsprechenden Weisung der Reichsfilmkammer und den damit in Verbindung stehenden Zensurbestimmungen ("Maulkorberlass") nicht mehr oeffentlich diskutiert werden durfte. Offiziell war mit dieser Entscheidung der Reichsfilmkammer der Erfinderrechtsstreit um die Person Max Skladanowskys beendet, weiteres durfte nicht veroeffentlicht werden.
Der Koelner Theaterwissenschaftler Carl Niessen wurde in den dreissiger Jahren zum engagierten Hauptvertreter der Interessen Skladanowskys und er hat es sich schnell zum persoenlichen Anliegen gemacht, den Erfinderrechtsanspruch Max Skladanowskys gegenueber der OEffentlichkeit und gegenueber der Fachwelt durchzusetzen. Durch Niessens erstaunliches und nahezu unermuedliches Engagement in dieser Angelegenheit wurde der relativ umfangreiche Bestand zusammengetragen, der nun erstmals als Koelner Sammlung Skladanowsky vorgestellt wird. Alle vorhandenen Materialien sind in erster Linie unter dem Aspekt zusammengetragen und gesammelt worden, sozusagen als "Beweismaterial" im Skladanowsky-Streit der dreissiger Jahre zu dienen. Fuer zahlreiche Vortraege und Artikel, in denen Niessen den Erfinderrechtsstreit zur "deutschen Ehrenfrage" stilisierte, speziell aber auch fuer die im Jahre 1934 von Niessen verfasste Broschuere "Der Film = eine unabhaengige deutsche Erfindung", in der es in erster Linie darum geht, die Bedeutung Max Skladanowskys fuer die Fruehzeit der Kinematographie darzustellen, fuehrte Niessen eine umfangreiche Korrespondenz nicht nur mit Max Skladanowsky selbst, sowie mit seinen Mitstreitern, dem Skladanowsky-Sohn Erich und dem Skladanowsky-Privatsekretaer und -Vertrauten Richard Ohrtmann, sondern gerade auch mit den zahlreichen Gegnern, die den Anspruechen Skladanowskys mit Nachdruck entgegentraten, allen voran der Begruender der deutschen Filmindustrie Oskar Messter.
Das herausragende und einzigartige wissenschaftliche und kulturhistorische Potential der Koelner Sammlung Skladanowsky liegt gerade in der schwierigen Quellenlage zum Leben und zum Werk Skladanowskys begruendet. Der Gesamtnachlass des Filmpioniers Max Skladanowsky ist sehr verstreut, Nachlassteile befinden sich heute im Bundesarchiv-Filmarchiv in Koblenz, in der Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin und im Deutschen Institut fuer Filmkunde in Frankfurt am Main. Dabei handelt es sich jeweils immer nur um Teilbestaende, grosse Teile des Nachlasses Skladanowskys - speziell viele Autographen - gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Nach dem Tode Skladanowskys im Jahre 1939 wurden Teile der in Berlin verbliebenen Nachlassbestaende an die Reichsfilmkammer uebergeben, wo ein Teil dieser Unterlagen, speziell familiengeschichtliche Dokumente und persoenliche Aufzeichnungen, durch einen Bombentreffer auf das Gebaeude der Berliner Reichsfilmkammer unwiederbringlich verlorengingen. Im Bundesarchiv in Koblenz, das im Jahre 1995 ein Findbuch zu den Bestaenden des Nachlasses Max Skladanowskys herausgegeben hat, ist keine Korrespondenz des Filmpioniers ueberliefert, die aber gerade den Hauptteil der Koelner Sammlung ausmacht. So duerften gerade im Bereich der Autographen und Typoskripte (speziell auch von Skladanowsky selbst) viele Unikate vorhanden sein, die nicht in anderen Archiven und Nachlassbestaenden erhalten sein duerften.
Die Ausstellung in Schloss Wahn will erstmals einen Einblick in die bisher unbekannte Sammlung Skladanowsky der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universitaet Koeln ermoeglichen. Anhand von etwa 60 repraesentativ ausgewaehlten Exponaten soll mit Hilfe von Autographen, Beispielen aus der Artikelsammlung und einer ganzen Reihe von Photos ein UEberblick ueber den umfangreichen Bestand und die vorhandenen Materialien der Sammlung gegeben werden.
Das von Dr.Juergen Trimborn bearbeitete und zusammengestellte Begleitbuch will nicht nur das speziell fuer die Filmforschung interessante Bestandsverzeichnis der Sammlung Max Skladanowsky praesentieren, sondern darueber hinaus zugleich auch eine Einfuehrung in das Leben Max Skladanowskys und in den Erfinderrechtsstreit der dreissiger Jahre geben. Dem professionellen Forscher wie dem interessierten Laien will das Buch eine sinnvolle Ergaenzung zum bisherigen Schrifttum zum fruehen Film sein.
Ausstellung: 8.September bis 24. Oktober 1997 (Ausstellungseroeffnung am 7.Sept. 1997, 11:30 Uhr)
Veranstalter: Theaterwissenschaftliche Sammlung des Instituts fuer Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft der Universitaet zu Koeln
Ort: Schloss Wahn in Koeln-Porz-Wahn, Burgallee 2
OEffnungszeiten: Mo.-Fr. 10.00 - 16:30 Uhr, Eintritt frei
Gestaltung und Organisation der Ausstellung: Dr.Juergen Trimborn (Medienwissenschaftler)
Zur Ausstellung erscheint im Verlag Ralf Leppin das von Juergen Trimborn bearbeitete Begleitbuch "Sammlung Max Skladanowsky. Aus dem Nachlass eines Filmpioniers. Ein Bestandsverzeichnis der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universitaet zu Koeln." DM 12,80. ISBN: 3-9804380-8-2
Verantwortlich: Dipl. Pol. Frank Krabbe
Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Juergen Trimborn unter der Telefonnummer 02203/64185 und der Fax-Nummer 02203/61038 zur Verfuegung.
Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.
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