idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.08.2010 12:09

Charité und LKA Berlin erproben Zusammenarbeit

Stefanie Winde GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Schnelle medizinische Behandlung nach Vergewaltigung angestrebt

    Im Rahmen eines bundesweit einmaligen Pilotprojekts wollen die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Landeskriminalamt Berlin bei der Betreuung von Opfern sexualisierter Gewalt kooperieren. Bis zum Jahresende werden ab sofort die betroffenen Frauen und Männer von der Polizei direkt in die Rettungsstellen der Charité gebracht. Rechtsmedizinisch und psychologisch speziell geschulte Ärzte und Pflegekräfte nehmen sich der Opfer dort an. Sie suchen besonders nach Verletzungen, die für sexuelle Gewalteinwirkung typisch sind und nehmen Abstriche, um im Labor die DNA des Täters isolieren zu können. Dazu erfolgt eine gerichtsverwertbare Dokumentation mittels eines Ärztlichen Befundsberichts für Opfer nach sexualisierter Gewalt.

    „Ein Ziel ist, später vor Gericht eine geschlossene Beweissicherungskette zu präsentieren,“ erklärt Hedwig François-Kettner, Pflegedirektorin der Charité und eine der Initiatorinnen des Projekts. „Bislang werden mutmaßliche Täter trotz starker Verdachtsmomente leider häufig frei gesprochen, weil eindeutige Beweise fehlen. Ein Mensch, der miterleben muss, wie der Angreifer straflos davonkommt, wird zum zweiten Mal Opfer. Das wollen wir mit diesem Projekt verhindern.“

    „Wir möchten durch die Kooperation mit der Charité die Betroffenen ermutigen, sich so schnell wie möglich in geschulte Hände zu begeben“, betont Peter-Michael Haeberer, Leiter des Landeskriminalamts Berlin. Spurensicherung sei nur in engem Zusammenhang mit der Tat erfolgreich. „Unsere Aufklärungsquote liegt derzeit bei 73 Prozent. Hinzu kommt, dass auf jede angezeigte Tat im Schnitt fünf Verbrechen kommen, bei denen das Opfer sich nicht an die Polizei wendet“, fährt er fort. „Ich kann nur schwer mit dem Gedanken leben, dass vier Fünftel aller Täter weiter unbehelligt frei herumlaufen. Deshalb ist der Schritt der Charité so wichtig.“

    Gynäkologen, Rechtsmediziner und Pflegekräfte der Charité haben während der intensiven Vorbereitungsphase spezielles Untersuchungsmaterial als so genanntes Kit zusammengestellt, das einheitlich für alle drei Rettungsstellen der Charité bereitgehalten wird. Unmittelbar nach ihrer Ankunft werden die Opfer von Ärztinnen oder Ärzten - untersucht, die nach Möglichkeit dem gleichen Geschlecht angehören. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in intensiven Schulungen auf die sensible Aufgabe vorbereitet. Sie behandeln Verletzungen, dokumentieren diese, beraten die Patienten in Fragen der HIV-, Hepatitis- und Schwangerschaftsprophylaxe und übergeben danach den vor der Tür wartenden Polizisten sofort das Untersuchungskit mit den versiegelten Proben.

    Dieses wird in die Asservatenkammer des LKA gebracht und dient als Grundlage weiterer Ermittlungen. „Unser medizinisches Personal handelt hier nicht als Erfüllungsgehilfe der Polizei“, betont Dr. Joachim Seybold, der stellvertretende Ärztliche Direktor der Charité. „Denn die Bewertung der Beweise bleibt Sache der Behörden. Aber wir als Mediziner haben die Pflicht, die seelische und körperliche Gesundheit der Opfer nach Möglichkeit wiederherzustellen. Das gehört zur gesellschaftlichen Verantwortung der Charité in Berlin und deshalb werden wir alles für den Erfolg dieser Kooperation tun.“

    Kontakt:
    Stefanie Winde
    Leiterin des Geschäftsbereichs Unternehmenskommunikation
    Charité – Universitätsmedizin Berlin
    T: +49 30 450 570 400
    stefanie.winde@charite.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).