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Wissenschaft
Auszeichnung für einen Pionier der Wissenschaft: Die Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) zu Münster e.V. hat den mit 20.000 Euro dotierten Ernst-Hellmut-Vits-Preis an Prof. Dr. Stefan W. Hell vergeben. Der Physiker und Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen wurde damit für seine herausragende Arbeit im Bereich der optischen Mikroskopie ausgezeichnet. Die von ihm entwickelte Methode macht es möglich, Prozesse im Inneren von lebenden Zellen zu beobachten.
"Prof. Dr. Stefan W. Hell hat mit der Erfindung und der Entwicklung der 'Stimulated Emission Depletion'- (STED-) Mikroskopie wissenschaftliche Pionierarbeit geleistet", so die Begründung. Es habe als unmöglich gegolten, die begrenzte Auflösung im Fluoreszenzmikroskop zu überwinden. Stefan Hell sei sowohl der theoretische als auch der praktische Nachweis gelungen, die Auflösung von der Beugung zu entkoppeln und auf Bruchteile der Lichtwellenlänge zu steigern. Dadurch ließen sich feinste Details der Vorgänge in lebenden Zellen sichtbar machen. Der weitere wissenschaftliche Fortschritt in den Lebenswissenschaften und in der medizinischen Grundlagenforschung werde durch diese Technologie erst möglich.
Nach einer Begrüßung durch Jochen Herwig, Vorsitzender des Förderkreises der Universität Münster, hielt der Physiker und Nobelpreisträger Prof. Dr. Erwin Neher bei einer Feierstunde im münsterschen Schloss am 4. November die Laudatio. Auch er erinnerte daran, dass in der Mikroskopie mehr als 100 Jahre lang das auf den deutschen Wissenschaftler Ernst Abbe zurückgehende Dogma herrschte, strukturelle Details, die kleiner als etwa ein viertausendstel Millimeter sind, könnten mit dem Lichtmikroskop nicht aufgetrennt werden. Stefan Hell jedoch habe die sogenannte Beugungsbegrenzung überwunden.
Besonders faszinierend sei, so Erwin Neher, dass durch Stefan Hells grundlegend neuen Ansatz nicht nur eine Grenze verschoben, sondern "eine Tür aufgestoßen" wurde. Die neue Technik biete nicht nur in der biomedizinischen Forschung völlig neue Möglichkeiten, sondern habe auch das Potenzial, die Halbleitertechnologie durch einen "gewaltigen Innovationsschub" voranzubringen. Stefan Hell erklärte in seinem Festvortrag, die von ihm entwickelte Technik mache eine Auflösung auf der molekularen Skala möglich. Dabei böte sie die Schärfe eines Elektronenmikroskops, habe aber die Vorteile eines Lichtmikroskops, welches das Innere lebender Zellen abbilden könne, ohne die Zellen zu verletzen.
Prof. Dr. Stefan W. Hell, geboren am 23. Dezember 1962 in Arad, Rumänien, studierte Physik an der Universität Heidelberg. Sein Studium schloss er 1987 mit Diplom ab, drei Jahre später promovierte er. Was dann folgte, sei ein "beeindruckender und außerordentlicher wissenschaftlicher Werdegang", so der Förderkreis: Von 1991 bis 1993 arbeitete er am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg, danach ging er an die Universitäten Turku, Finnland (1993-1996) und Oxford, England (1994). 1997 wurde er zum Leiter einer selbstständigen Max-Planck-Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen benannt. Dort war es auch, wo er seine Forschung zur optischen Mikroskopie jenseits der Beugungsgrenze etablierte. Nach mehreren Rufen in die USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich wurde Stefan Hell im Oktober 2002 zum Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut berufen.
Stefan Hell hat rund 200 Originalarbeiten veröffentlicht, die sich vor allem auf das Durchbrechen der von Ernst Abbe 1873 formulierten Beugungsgrenze in der fokussierenden Lichtmikroskopie richten. Seine Leistungen gelten auf diesem Gebiet als Pionierarbeit und wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Karl-Heinz-Beckurts-Preis, dem Carl-Zeiss-Forschungspreis, dem Preis der "International Commission for Optics", dem "10. Deutschen Zukunftspreis-Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation" (2006), dem Julius-Springer-Preis (2007), dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis (2008), dem Niedersächsischen Staatspreis (2008), dem Otto-Hahn-Preis für Physik (2009) - und nun auch mit dem Ernst-Hellmut-Vits-Preis der WWU.
Der Laudator Erwin Neher ist seit 1983 als Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen tätig. Er ist ebenfalls Träger einer Vielzahl hoher Ehrungen. So hat er unter anderem 1990 nicht nur selbst den Vits-Preis verliehen bekommen, sondern ein Jahr später sogar den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie zusammen mit Bert Sakmann für die bahnbrechenden Entdeckungen zur Funktion von einzelnen Ionenkanälen in Zellen erhalten.
Der Ernst-Hellmut-Vits-Preis wird in einem zweijährigen Turnus an in der Regel deutschsprachige Beiträge aus dem Bereich der Naturwissenschaften beziehungsweise Medizin oder aus den Geisteswissenschaften verliehen. Der Preisträger kann sowohl für eine einzige Leistung als auch für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, jeder Fachbereich der Universität Münster sowie der Vorstand und das Kuratorium der Gesellschaft zur Förderung der WWU sind berechtigt, preiswürdige Beiträge vorzuschlagen. Der Preis ist benannt nach Ernst-Hellmut Vits, langjähriger Vorsitzender des Förderkreises der WWU.
Prof. Dr. Stefan W. Hell (Mitte) nahm die Auszeichnung von WWU-Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein u ...
Foto: WWU - Holtkötter
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Personalia
Deutsch
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