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Wissenschaft
(Berlin) Patienten, die unter chronischen Hauterkrankungen wie der atopischen Dermatitis leiden, nehmen Reize früher wahr und reagieren auf Schmerzreize empfindlicher als gesunde Menschen. Ebenso sprechen die Patienten auf eine Scheinbehandlung besser an als Gesunde. Dabei scheint dieser Placeboeffekt hauptsächlich auf Lernprozessen zu beruhen, berichten Expertinnen auf dem deutschen Schmerzkongress in Berlin.
Die atopische Dermatitis, früher Neurodermitis genannt, ist eine chronische Hauterkrankung, bei der die Betroffenen unter einem quälenden Juckreiz leiden. Die Patienten zeigen bei Untersuchungen im Vergleich zu gesunden Menschen eine reduzierte Wahrnehmungs-schwelle für Reize und nehmen Reize früher als schmerzhaft wahr. Dies gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Herausgefunden haben dies die Wissenschaftlerinnen Stephanie Soost und Priv. Doz. Dr. Margitta Worm von der Hautklinik der Berliner Charité zusammen mit Dr. Regine Klinger vom Psychologischen Institut der Universität Hamburg.
Darüber hinaus hat das Expertinnen-Team mit Hilfe eines komplizierten Versuchsaufbaues untersucht, ob die Patienten auf eine Scheinbehandlung (Placebobehandlung), bei der die Ärztinnen eine unwirksame Salbe als wirksam bezeichneten, besser ansprechen als gesunde Probanden. Dies war in der Tat der Fall. Alleine schon die Aussage der Ärztinnen, die Salbe sei schmerzlindernd, veränderte die Schmerzwahrnehmung: Patienten und Probanden stuften die nachfolgenden Schmerzreize am eingecremten Finger als schwächer ein als jene, die ohne Salbe verabreicht wurden. Die Patienten gaben darüber hinaus deutlich geringere Schmerzwerte an als die Gesunden, obwohl sie gleich starke Reize erhalten hatten.
In einem zweiten Schritt konnte das Wissenschaftlerinnen-Team diesen Placeboeffekt durch einen Lernprozess, eine "klassische Konditionierung", deutlich verstärken. Erneut erhielten Patienten und Probanden Schmerzreize, nachdem eine wirkungslose Salbe aufgetragen worden war. Doch nun reduzierten die Forscherinnen die Intensität der Schmerzreize deutlich. Das Ziel: Patienten und Probanden sollten die Salbe mit der Erfahrung "Schmerzlinderung" verbinden, d.h. regelrecht lernen. Resultat: Der "schmerzlindernde" Effekt der unwirksamen Salbe ließ sich deutlich steigern.
"Aufgrund dieser Ergebnisse", so das Fazit der Wissenschaftlerinnen, "sollte der Placeboeffekt nicht mehr als zufälliges Anhängsel belächelt werden, sondern als systematischer Lernprozess zur Steigerung der medikamentösen Effizienz gezielt mit in die Behandlung aufgenommen werden."
Pressestelle Deutscher Schmerzkongress
Bis 7. 10.
Barbara Ritzert
Tel. 030/314-22800
Mail: ritzert@proscientia.de
Rückfragen an:
Stephanie Soost und Priv. Doz. Dr. Margitta Worm
Hautklinik Charité, Abteilung: Allergologie, Schumannstraße 20/21, 10117 Berlin
Tel.: 030-450-518 058, Fax: 030-450-518 958, e-mail: stephanie.soost@charite.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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