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18.10.2001 15:52

Internet als "virtuelles Gesetzbuch"

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Was haben der Vertrag zum Bau des Kanaltunnels zwischen England und Frankreich und ein einfacher Importvertrag über wertvollen Granit zwischen einem deutschen Händler und einem chinesischen Exporteur gemeinsam? In beiden Fällen konnten sich die Parteien nicht auf ein nationales Recht einigen, das auf diese Verträge Anwendung finden soll. Ab dem 26. Oktober 2001 bietet das Internet eine Lösung für diese und ähnliche Fälle: Das "Center for Transnational Law" (CENTRAL) an der Universität Münster stellt an diesem Tag die erste Online-Datenbank zum transnationalen Wirtschaftsrecht vor.

    Bisher war das Internet nur als Datenhighway bekannt, nun wird es auch zum Gesetzbuch für die internationale Wirtschaft. Im Zeitalter der Globalisierung ist die unübersehbare Zahl nationaler Gesetze oft nur noch bedingt geeignet, sachgerechte Regelungen für internationale Handelsbeziehungen anzubieten. Demnächst können sich Anwälte, Unternehmensjuristen und international tätige Kaufleute über das Internet darüber informieren, welche "transnationalen" Rechtsgrundsätze auf die von ihnen geschlossenen Verträge anzuwenden sind. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt hat das "Center for Transnational Law" (CENTRAL) an der Juristischen Fakultät der Universität Münster unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Peter Berger die Online-Datenbank zum transnationalen Wirtschaftsrecht entwickelt. Die Forschungen wurden vom Ministerium für Schule, Bildung und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

    Das weltweit erste Projekt seiner Art beruht auf der Idee, das Internet nicht nur als Informationsmedium, sondern auch als Mittel zur Rechtssetzung einzusetzen. Obwohl die Datenbank wie in einem Gesetzbuch gesetzesähnlich formulierte Rechtsgrundsätze enthalte, darf diese "schleichende Kodifizierung" nach den Worten von Prof. Berger nicht mit dem Erlass normaler Gesetze, etwa durch den Deutschen Bundestag, verwechselt werden. Die Nutzer der Datenbank erhalten Zugang zu über 800, zum großen Teil im Volltext-Format verfügbaren Dokumenten aus der ganzen Welt. Vielfach handelt es sich um sehr seltene Materialien, an die sonst nur mit großem Aufwand heranzukommen ist. Dies gilt etwa für die erste wissenschaftliche Arbeit aus diesem Rechtsbereich, ein englisches Buch aus dem Jahre 1622. In der Datenbank ist dieses Buch mit seinem Original-Frontispiz abgebildet.

    Die Datenbank wird im Rahmen einer internationalen Konferenz am 26. Oktober 2001 in Münster der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Prof. Berger, erwartet, dass die Datenbank nach ihrer Vorstellung von internationalen Vertragsjuristen und internationalen Schiedsgerichten auf der ganzen Welt für die tägliche Arbeit genutzt werden wird. Es ist beabsichtigt, die Datenbank weiter auszubauen und so langsam zu einem echten "Gesetzbuch der internationalen Wirtschaft" werden zu lassen.


    Weitere Informationen:

    http://www.transnational-law.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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