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12.01.2011 10:38

Studie: Liebe macht Meerschweinchen dümmer

Alexander Dworzak Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien

    Verliebtheit beschränkt sich nicht nur auf Menschen, sondern ist auch bei Meerschweinchen möglich. Gemeinsam ist beiden auch, dass Zuneigung zu tiefgreifenden Veränderungen im Organismus führt. Ein Forschungsteam um Ivo Machatschke vom Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien untersuchte das räumliche Lern- und Erinnerungsvermögen bei verpaarten und einzeln gehaltenen Meerschweinchen. Die Ergebnisse erschienen kürzlich online in der Fachzeitschrift "Physiology & Behavior".

    Verliebtheit führt zu tiefgreifenden Veränderungen im Organismus: "Durch die gesteigerte Ausschüttung und das Zusammenspiel verschiedenster Hormone und Neurotransmitter werden Verhalten und Kognition stark beeinflusst", erklärt Ivo Machatschke vom Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien. Diese Prozesse sind nicht nur auf Menschen beschränkt; sie finden sich auch beim Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus) wieder.

    Weg durch das Labyrinth

    Bereits in einer früheren Studie konnten Machatschke und sein Team nachweisen, dass als Paare gehaltene Meerschweinchen deutlich höhere Mengen des vom Gehirn produzierten "Liebes- und Glückshormons" Oxytocin aufweisen als einzeln gehaltene Tiere. In der aktuellen Untersuchung analysieren sie, ob einzeln bzw. als heterosexuelles Paar gehaltene Meerschweinchen unterschiedliche Lern- und Erinnerungsvermögen aufweisen. Die Haustiere wurden mehrere Wochen alleine bzw. gemeinsam gehalten. Im Anschluss untersuchten die ForscherInnen an fünf aufeinander folgenden Tagen den Lernerfolg anhand eines Labyrinths, das es für Meerschweinchen zu überwinden galt. Als Lernanreiz diente ein an jeweils gleicher Stelle platzierter Leckerbissen.

    Schwächere Lernleistung bei Paaren

    Dabei verbesserten einzeln gehaltene Tiere ihre Lernleistung deutlich. "Sowohl die Zahl der Fehler als auch die Zeit, die die Tiere benötigten, um zum Köder zu gelangen, verringerte sich. Hingegen gab es bei verpaarten Meerschweinchen keine Verbesserung", so Machatschke. Trost für verpaarte Tiere: Auch wenn Lernleistung und Erinnerungsvermögen unter den Werten einzeln gehaltener Tiere liegen, sind sie ebenso in der Lage, räumliche Informationen zu erarbeiten und auch zu behalten. "Die Leistung der als dumm verschrienen Meerschweinchen entspricht jener der vermeintlich klügeren Ratten", stellt Machatschke fest.

    Unterschiedliche Stressbelastung

    Eine der möglichen Ursachen für das schlechtere Abschneiden der Paare liegt in der unterschiedlichen Stressbelastung, gemessen anhand des Nebennierenhormons Kortisol: "Einzeln gehaltene Meerschweinchen wiesen vor dem Experiment wesentlich geringere Werte als Paare auf. Dies deutet auf einen weniger stark belasteten Hippocampus – den Ort im Gehirn, an dem Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammenlaufen – und damit bessere Verarbeitung räumlicher Information hin", so Machatschke.

    Langfristiger Nachteil der Einsamkeit

    Trotz der Forschungsergebnisse sehen die WissenschafterInnen auch langfristige Nachteile einzeln gehaltener Tiere gegenüber Verpaarten. So haben frühere Untersuchungen an Ratten und Mäusen gezeigt, dass ein intaktes soziales Umfeld die räumliche Lern- und Gedächtnisleistung verbessert. Tiere, die isoliert aufgewachsen waren, lagen dagegen in ihrer Leistung deutlich darunter.

    Publikation
    "Spatial learning and memory differs between single and cohabitated guinea pigs". Ivo H. Machatschke, Barbara Bauer, Lisa M. Glenk, Eva Millesi und Bernard Wallner. In: Physiology & Behavior, Volume 102, Issues 3-4, 1 March 2011, Seiten 311-316.
    Volltext (online ahead of print) unter http://dx.doi.org/10.1016/j.physbeh.2010.12.001

    Kontakt
    Mag. Dr. Ivo Machatschke
    Department für Verhaltensbiologie
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA I)
    T +43-1-4277-544 69
    ivo.machatschke@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexander Dworzak
    Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Wien
    1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
    T +43-1-4277-175 31
    M +43-664-602 77-175 31
    alexander.dworzak@univie.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://univie.ac.at/175 - Presseportal der Universität Wien mit Bildern in printtauglicher Auflösung


    Bilder

    Meerschweinchenpaar
    Meerschweinchenpaar
    (Foto: Ivo Machatschke)
    None

    Meerschweinchen
    Meerschweinchen
    (Foto: Ivo Machatschke)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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