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Wissenschaft
Bisher unbekannte Fotos des Nobelpreisträgers zu sehen
Zum Dies academicus am 3. Dezember 2001, um 10.00 Uhr, wird im Großen Hörsaal der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, in der Linnestraße 5, anlässlich des 100. Geburtstages von Werner Heisenberg durch Prof. Dr. Dieter Michel, eine Ausstellung feierlich eröffnet.
Bisher unbekannte Fotos des Nobelpreisträgers zu sehen
Zum Dies academicus am 3. Dezember 2001, um 10.00 Uhr, wird im Großen Hörsaal der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, in der Linnestraße 5, anlässlich des 100. Geburtstages von Werner Heisenberg durch Prof. Dr. Dieter Michel, eine Ausstellung feierlich eröffnet. Thema der Ausstellung ist "Werner Heisenberg - Mensch und Forscher". Den Festvortrag hält Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Nachfolger von Heisenberg am Max-Planck-Institut für Physik in München (heute: Werner-Heisenberg-Institut). Dürr war vorher auch lange Zeit Mitarbeiter von Heisenberg. Ansprachen halten auch der Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, Prof. Dr. Gerd Tetzlaff, und der Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. Volker Bigl.
Die Organisatoren der Ausstellung, Heisenberg-Prmovend Dr. Helmut Rechenberg (München) und Universitätsarchivar Dr. Gerald Wiemers (Leipzig), haben neben Bekanntem auch Material zusammengetragen, das zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Darunter eine Reihe von Fotos, vor allem aus dem persönlichen Bereich. Eine dicke Filmrolle dazu fand H. Rechenberg in der Schublade des Heisenberg'schen Institutsschreibtisches. Wiemers und Rechenberg haben alle Ausstellungsstücke auch in einem Katalog veröffentlicht, der unter dem Titel "Werner Heisenberg, 1901 bis 1976, Schritte in die neue Physik" für 10 Euro zu haben ist.
Die Ausstellung erinnert an die Lebensleistung des Physikers, der in jungen Jahren zuerst den Schritt zur Quantenmechanik vollzog und gemeinsam mit seinem Lehrer Niels Bohr 1927 ihre physikalische Deutung entwickelte, die unter dem Namen Kopenhagener Deutung noch heute gültig ist. Für diese grundlegenden Arbeiten erhielt Heisenberg 1933 den Physiknobelpreis des Jahres 1932.
Von 1927 bis 1942 lehrte und forschte Heisenberg in Leipzig. Es ist dem Mut und der Weitsicht der Leipziger Physiker Otto Wiener und Theodor Des Coudres zu danken, dass Heisenberg nach dem Angebot einer außerordentlichen Professur dann wenig später doch den Lehrstuhl für Theoretische Physik erhielt und hier in einer Traditionslinie mit Friedrich Zöllner im 19. Jahrhundert und Ludwig Boltzmann im 20. Jahrhundert steht.
Die wissenschaftlich durchaus erfolgreichen, aber auch schwierigen Jahre in Leipzig, nur unterbrochen durch erfolgreiche Vortragsreisen in die ganze Welt, wirkten prägend auf Heisenbergs Persönlichkeit. Immer wieder schlug Heisenberg die Brücke zu Nachbarwissenschaften in der grossen Leipziger Philosophischen Fakultät: zur Philosophie, Religions- oder Geschichtswissenschaft. Ein physikalisches Forum bildete das berühmte Seminar zur Struktur der Materie, das er gemeinsam mit seinem Freund Friedrich Hund abhielt.
Bis zu dem politischen Einschnitt 1933 gehörten er und sein Schülerkreis zur internationalen Gemeinschaft der Physiker. Dann verlor er aus sogenannten rassischen und politischen Gründen bedeutende Schüler, darunter Felix Bloch, Edward Teller und Rudolf Peierls. Kollegen aus den Natur- und Geisteswissenschaften verloren ihre Ämter und mussten Deutschland verlassen, so Heisenbergs Freund, der Religionswissenschaftler Joachim Wach. Andere, wie der Jurist Erwin Jacobi, Heisenberg lebenslang freundschaftlich verbunden, aber auch Hans Driesch und Theodor Litt, schieden unter Zwang aus der Universität.
In Leipzig musste sich Heisenberg selbst gegen schwere politische Vorwürfe verteidigen. Bereits 1934 hatte er sich geweigert, eine Ergebenheitsadresse für Hitler zu unterschreiben. Das haben ihm die NS-Machthaber nicht vergessen. Aber es kam noch schlimmer. Die theoretische Physik war der sogenannten Deutschen Physik ein Dorn im Auge. Heisenberg wurde öffentlich wegen seiner physikalischen Theorien als "Einstein-Jünger" und "Weißer Jude" beschimpft. Die Nachfolge seines akademischen Lehrers Arnold Sommerfeld in Münschen blieb ihm 1937 verwehrt. Er wird zum Spielball der konkurrierenden Machtinteressen von Diadochen des Dritten Reiches. Auch in seiner späteren Tätigkeit als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Physik in Berlin und im Heereswaffenamt bleibt er nicht ungefährdet. In der berühmten Berliner Mittwochsgesellschaft trifft er mit einigen führenden Angehörigen des Widerstandes vom 20. Juli 1944 zusammen, deren Schweigen ihm über die Verhaftungswelle hinweghilft.
Heisenbergs Leipziger Jahre gehören zu den wichtigsten in seinem Leben und bilden den Mittelpunkt der Ausstellung am Physikalischen Institut, seiner alten Wirkungsstätte.
Werner Heisenberg (li) im Gespräch mit Gustav Hertz (ganz rechts)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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