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Wissenschaft
upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 401/97 - 20. Oktober 1997
Auswirkungen des globalen Wandels in einzelnen Regionen Wissenschaftler der WWU forscht an der Barents-See
Der Strom kommt aus der Steckdose, das Kraftwerk vor der Haustuer hat einen Filter und die schmelzenden Pole sind weit weg. Nicht ganz so weit weg sind sie allerdings an der Barents-See, in der Arktis gelegen. Hier ist in den vergangenen 30 Jahren die Durchschnittstemperatur um etwa drei Grad gestiegen und der Permafrost schmilzt. Welche Auswirkungen der CO2-Ausstoss und die damit verbundene Erwaermung der Erdatmosphaere hat, laesst sich hier hautnah miterleben. In der aktuellen Ausgabe der "muz - Muensters Universitaets-Zeitung" ist ein Projekt eines Wissenschaftlers der Westfaelischen Wilhelms-Universitaet beschrieben, der eben jene Auswirkungen auf der lokalen Ebene beobachten und beschreiben will.
Der Geophysiker Prof. Manfred Lange hat ein internationales Expertenteam zusammengespannt, um zu berechnen, welche oekologischen und soziooekonomischen Perspektiven die Region in den naechsten 20 bis 50 Jahren hat. Knapp zwei Millionen Ecu hat die Europaeische Gemeinschaft fuer die breit angelegte Studie BASIS (Barents Sea Impact Study) bewilligt, moeglich war dies mit Hilfe einer Anschubfinanzierung durch das Rektorat. In diesen Tagen findet im russischen St. Petersburg die erste internationale BASIS-Konferenz statt.
"Dass sich das Klima der Erde aendert und eine globale Erwaermung damit einhergeht, ist unbestritten", sagt Lange, "aber den meisten Menschen ist nicht bewusst, was diese AEnderungen fuer sie selber bedeutet". Deshalb sei es wichtig, die globalen AEnderungen in ihren Auswirkungen auf regionaler Skala genauer zu erfassen.
Die Region um die Barents-See ist dazu praedestiniert, wie Lange erlaeutert: "Zum einen konnte hier mit einem Grad in zehn Jahren mit die hoechste Erwaermung in der Arktis nachgewiesen werden. Zum anderen ist das Gebiet relativ dicht besiedelt, Klimaaenderungen haben dort also fuer den Menschen eine besonders grosse Relevanz." Gas und Erdoel, Fischfang, Holzwirtschaft und in geringerem Mass die Rentierwirtschaft sind in den an die Barents-See grenzenden Laendern - Russland, Finnland, Schweden, Norwegen - die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren.
"Es reicht nicht, eine Erklaerung fuer die globalen Klimaveraenderungen zu finden, und zu versuchen, die Ursachen zu aendern", meint Lange. Er glaube nicht, dass die Prozesse, die zur Klimaaenderung beitragen, umkehrbar seien. Die Studie sei der Versuch, den Menschen in den betroffenen Regionen zu zeigen, worauf sie sich in 20 bis 50 Jahren einzustellen haben.
Zu diesem Zweck erarbeiten die Wissenschaftler Szenarien zur moeglichen Veraenderung regionaler Klimabedingungen. Im naechsten Schritt werden die oekologischen Folgen fuer die Barents-See abgeschaetzt. Das Gebiet ist auch deswegen fuer die Studie interessant, weil ein Abzweig des Golfstroms fuer ein gemaessigtes Klima sorgt, das Fisch- und Holzwirtschaft ermoeglicht. In einem dritten Schritt werden die Auswirkungen, die ein geaendertes OEkosystem fuer die einzelnen Wirtschaftszweige hat, berechnet. Erwaermt sich beispielsweise der Golfstrom, koennte dies der Fischerei abtraeglich sein. Andererseits werden Vegetationsgrenzen verschoben, was guenstige Auswirkungen fuer die Holzwirtschaft haben koennte.
Im vierten Schritt werden die Erkenntnisse fuer die gesamte Region zusammengefuehrt und die moeglichen sozialen Auswirkungen beleuchtet. AEnderungen in der Wirtschaft bedingen AEnderungen zum Beispiel im Arbeitsmarkt, in den Siedlungsstrukturen und im Migrationsverhalten.
Grossen Wert legt Lange auf die Information und Beteiligung der Bevoelkerung in dem betroffenen Gebiet: "Wir ueberlegen nicht nur, welche Veraenderungen eintreten, sondern auch welche Steuerungsmechanismen genutzt werden koennen - sowohl, um die soziooekonomischen Auswirkungen abzufedern als auch, um die oekologischen AEnderungen so gering wie moeglich zu halten". Dazu sei der Kontakt mit den Kollegen in den jeweiligen Laendern unerlaesslich, die wiederum die Erkenntnisse an die Bewohner der jeweiligen Region weitergeben muessten.
Laechelnd meint Lange: "Mit Geophysik hat das nicht mehr allzuviel zu tun." Aber nur in der Zusammenarbeit ueber die Faechergrenzen hinweg liessen sich so komplexe Fragen wie die nach den Folgen des globalen Wandels beantworten und damit Wege aufzeigen, wie diese bestmoeglich bewaeltigt werden koennen. Natur-, Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler aus acht Laendern hat Lange fuer das BASIS-Projekt gewonnen.
Es ist im uebrigen nicht das einzige in der Arktis. Gerade haben Kanadier eine aehnliche Studie auf ihrer Seite der Arktis im Bereich des Mackenzie-Beckens fertiggestellt. Spaeter sollen die einzelnen Untersuchungen einmal zu einer umfassenden Darstellung der Folgen des globalen Wandels fuer die gesamte Arktis zusammengefasst werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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