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Wissenschaft
Vortrag von Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach/Uni Greifswald am 13. Dezember
Die Neurasthenie oder Nervenschwäche war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nicht nur eine Erkrankung, sondern auch eine Chiffre für die Folgen der modernen, von Schnelligkeit und Unruhe gekennzeichneten Lebensweise. Ursächlich wurde sie mit einer Überreizung des Nervensystems und mit einer Überlastung durch geistige Tätigkeit in Verbindung gebracht.
Als typische Erkrankung der Mittelschicht erhielt sie in dem Wochenmagazin "Gartenlaube" eine gewisse Aufmerksamkeit, das zwischen 1880 und 1920 pro Jahr drei bis vier Artikel zu diesem Thema veröffentlichte. Viele der Autoren benutzten die Nervenschwäche, um soziale und kulturelle Reformen, wie Verkürzung der Unterrichtszeit in der Schule, Abschaffung der Sonntagsarbeit oder das Recht auf einen Kuraufenthalt als wichtige Mittel zur Wiederherstellung der Nervenkraft zu verlangen. Im Unterschied zur "Gartenlaube" veröffentlichte der "Simplicissimus" keine Aufsätze zu diesem Thema, jedoch eine Unzahl von Anzeigen, in denen alle möglichen Mittel gegen die Nervenschwäche zum Verkauf angeboten wurden.
Die Analyse dieser Anzeigen zeigt, welch große Vielfalt von Störungen unter diesen Begriff subsumiert wurden. Die in vielen Anzeigen adressierte "vorzeitige Männer-Nervenschwäche" betraf z.B. eine Schwäche der Sexualorgane, gegen die verschieden exotische Medikamente helfen sollten.
Ort und Zeit: Institut für Geschichte der Medizin, Klingsorstr. 119, 12203 Berlin; 13. Dezember 2001, 19.00 Uhr c.t.
Informationen: Institut für Geschichte der Medizin, Tel. 030/830092-20, Fax: 830092-37
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Personalia, Studium und Lehre
Deutsch
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