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Die Sklerodermie oder auch Systemische Sklerose (SSc) ist eine seltene Erkrankung und zählt unter den „rheumatisch entzündlichen Erkrankungen“ zu der Gruppe der Kollagenosen. Dabei kommt es zu einer vermehrten Ablagerung von Bindegewebsbestandteilen, so dass die Haut und die betroffenen Organe verhärten (Fibrose). Als Folge dessen kommt es zu Funktionsausfällen, die zur hohen Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität beitragen. Neben diesen fibrotischen Veränderungen leiden die Patienten an einem fortschreitenden Verlust kleiner Blutgefäße.
Warum es zum Ausbruch dieser komplexen und seltenen Erkrankung kommt, ist bisher noch nicht bekannt. Ungeklärt ist auch, ob der Verlust der Blutgefäße zum Fortschreiten der Fibrose bei Patienten mit SSc beiträgt. Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe von PD. Dr. med. Jörg Distler an der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, Direktor Prof. Dr. Georg Schett, konnten zeigen, dass Serotonin, vor allem als Neurotransmitter (chemischer Botenstoff von Nervenzellen) bekannt, eine Schlüsselfunktion innerhalb der Fibroseentstehung bei Patienten mit SSc innehat. Diese Arbeit ist bereits im Journal of Experimental Medicine publiziert worden (J Exp Med. 2011 May 9;208(5):961-72. Epub 2011 Apr 25).
Die Gefäßveränderungen bei SSc-Patienten führen zu einer vermehrten Aktivierung von Blutplättchen. Hierbei werden große Mengen Serotonin von den Blutplättchen ausgeschüttet und der Spiegel von Serotonin im Blut und im Gewebe steigt an.
„Wir konnten mittels Zellkulturversuchen und in experimentellen Modellen zeigen, dass das von Blutplättchen freigesetzte Serotonin die Synthese von Bindegewebsbestandteilen stark steigert. Die stimulierenden Effekte von Serotonin werden dabei ausschließlich über einen einzelnen Rezeptor, den Serotonin-Rezeptor 5HT2B, vermittelt. Eine Hemmung der Freisetzung von Serotonin aus Blutplättchen oder eine selektive Hemmung des 5HT2B-Rezeptors konnte der Fibroseentwicklung in mehreren experimentellen Modellen vorbeugen“, erläutert PD. Dr. Jörg Distler.
Somit haben die Erkenntnisse der Erlanger Wissenschaftler direkte klinische Implikationen. „Die pharmakologischen Hemmer des 5HT2B, die wir in unserer Studie eingesetzt haben, sind bereits im klinischen Einsatz und werden gut vertragen“, sagt Jörg Distler. Damit könnte die Hemmung des Serotonin-Rezeptors ein viel versprechender neuer therapeutischer Ansatz zur Behandlung der SSc sein. Die erste Machbarkeitsstudie läuft bereits in der Medizinischen Klinik 3 des Erlanger Universitätsklinikums, die die anti-fibrotischen Effekte der Hemmung des Serotonin-Rezeptors bei Patienten mit SSc evaluiert.
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gegründet 1743, ist mit 29.000 Studierenden, 590 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.
Weitere Informationen für die Medien:
Sandra Jeleazcov
Tel.: 09131/85-39109
sandra.jeleazcov@uk-erlangen.de
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