idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Der eine ist orthodoxer Christ, der andere Muslim. Zusammen singen die beiden Freunde nach uralter lokaler Tradition und hüten ihre Ziegen und Schafe in den albanischen Bergen. Die Geschichte dieser zwei Berghirten erzählen Björn Reinhardt und Eckehard Pistrick in ihrem Dokumentarfilm „Polyphonia - Die vergessenen Stimmen Albaniens“. Der Film über die albanische Gesangstradition feiert im September in Dresden und Leipzig Premiere. Er entstand während Pistricks Feldforschungen als Musikethnologe und Doktorand an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).
„Gesang gehört in Albanien zum Alltag. Er ist eine Art Urform der Kommunikation. Selbst beim Ziegenhüten wird er eingesetzt, um mit dem Tieren zu kommunizieren", erzählt der Musikethnologe. Seit 2004 reist er für Feldaufnahmen regelmäßig nach Südosteuropa. Mittlerweile spricht er albanisch und ist mit vielen der traditionellen Sänger befreundet. Der Film von ihm und dem Dokumentarfilmer Björn Reinhardt ist eine Hommage an die langsam verschwindenden Gesangstraditionen Albaniens. Seit 2005 ist diese spezielle Art der mehrstimmigen Volksmusik von der UNESCO als mündlich überliefertes Weltkulturerbe anerkannt.
In eindrucksvollen Bildern dokumentiert „Polyphonia" auch das alltägliche Überleben im postsozialistischen Albanien. Mit ihrer Kamera sind die beiden Deutschen überall dabei - beim Ziegenhüten in den Schirokko-Bergen ebenso wie beim geheimnisvollen orthodoxen Osterfest. „In Albanien herrscht eine sehr ausgeprägte Gastfreundschaft und jeder, dem wir begegnet sind, war der Kamera gegenüber sehr aufgeschlossen", erzählt Pistrick. „Auch der Impuls, einen Film über die Freundschaft zwischen den beiden Hirten Arif und Anastas zu drehen, ging von den beiden selbst aus", betont der Doktorand.
Der 90-minütige Film ist am 18. September im Societaetstheater in Dresden und am 19. September in der naTo in Leipzig zu sehen. Beide Vorstellungen werden von einem Konzert der albanischen Ethnojazz-Sängerin Elina Duni begleitet. Für 2012 sind Vorführungen des Films in Klagenfurt, Rudolstadt und Olomouc geplant. Dann werden auch die Protagonisten des Films, die Schäfer von Shpati, auf der Bühne zu hören sein und weitergeben, was für sie zum Lebensalltag gehört: die Magie des Singens.
„Polyphonia - Die vergessenen Stimmen Albaniens" ist auch Ergebnis des Drittmittelprojekts „Aural and Visual Representations of Albanian Identity" am seit 1999 an der MLU bestehenden Lehrstuhl für Musikethnologie. Mit Unterstützung der Fritz-Thyssen-Stiftung wurde in diesem Projekt von 2007 bis 2010 die Rolle von Fotografie und Klang bei Identitätsbildungsprozessen im Sozialismus und Postsozialismus untersucht.
Die Autoren:
Eckehard Pistrick promoviert zurzeit an der MLU und an der Universität von Paris-Nanterre über Nostalgie und Erinnerung in traditioneller Musik. In Griechenland und Albanien untersucht er insbesondere die vielfältigen Verbindungen zwischen Musik und Migration. 2008 erschien sein literarisches Reisetagebuch "Versteckte Stimmen", das als Anregung für den Film diente.
Björn Reinhardt drehte in den letzten Jahren über 30 international ausgezeichnete Dokumentarfilme, in denen er sich besonders europäischen Randregionen und Randgruppen widmet. Neben mehreren Filmen in Rumänien filmte er zuletzt in Nordgriechenland, Kreta und Georgien.
Ansprechpartner:
Eckehard Pistrick
Musikethnologie
Telefon: auf Anfrage über Pressestelle
E-Mail: eckehard.pistrick@musikwiss.uni-halle.de
http://www.maramures.de/ - Webseite von Björn Reinhardt
http://www.destinatio.de/verlag/eckehard-pistrick-versteckte-stimmen.html - Webseite zum Buch "Versteckte Stimmen"
Ostergesang in der Kirche von Selta, Shpati, Mittelalbanien (Aufnahme aus "Polyphonia")
None
Eckehard Pistrick
Foto: Nils-Christian Engel
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).