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FRANKFURT. In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober sind aus dem Casino-Gebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität sieben Farb-Holzschnitte des Frankfurter Malers und Grafikers Georg Heck gestohlen worden. Der Diebstahl wurde bei einem Wach-Rundgang in den frühen Morgenstunden entdeckt. Zurück blieben die zum Teil gravierend beschädigten Rahmen der Kunstwerke.
Die Bilder sind Originale expressionistischer Kunst, von denen es keinen Abdruck gibt. Im Casino waren sie seit 2006 als Dauerleihgabe des Kulturkreises Georg Heck ausgestellt. Erst 2010 hatte die Universität die Rahmen restaurieren lassen, nachdem diese im Winter 2009 während der Casino-Besetzung – einer Protestaktion von Studierenden gegen die Bologna-Reform – stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Über die Höhe des Schadens konnten bislang keine Angaben gemacht werden. Die Polizei nahm am Vormittag des 11. Oktober die Ermittlungen auf; am Nachmittag war die Spurensicherung noch in vollem Gange.
Das Präsidium der Universität reagierte schockiert auf die unverfrorene Tat. „Wir sind zutiefst betroffen und werden alles in unserer Macht stehende tun, um zur zügigen Aufklärung des Falles beizutragen“, sagte Prof. Rainer Klump, Vizepräsident der Goethe-Universität. Umgehend wurde auch der Kulturkreis Georg Heck informiert, dessen Vorsitzender, Klaus Schulz, ebenfalls fassungslos war: „Ich weiß nicht, wer so etwas tut. Im Prinzip ist doch ein solcher Diebstahl völlig unsinnig, da er sofort auffliegt, wenn die Werke verkauft werden.“
Georg Heck wurde am 24. Mai 1897 in Frankfurt-Sachsenhausen geboren und starb am 1. Dezember 1982 in Frankfurt-Nied. Heck, dessen Werke dem Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zuzurechnen sind, war von 1928 bis 1932 Meisterschüler Max Beckmanns an der Städelschen Kunstschule. 1933 wurden seine Werke als „entartete“ Kunst auf dem Römerberg verbrannt und er erhielt Ausstellungsverbot.
Nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Gefangenschaft 1946 widmete sich Heck vor allem der Darstellung von Nachkriegsproblematiken in Form von Holzschnitten. Ausgehend von Landschaftsdarstellungen wandte er sich dann jedoch bis etwa 1960 abstrakteren Darstellungsformen zu.
Zu Georg Hecks bedeutendsten Werken zählt das Wandgemälde „Musizierende“ im so genannten „Heck-Raum“ des Casino-Gebäudes auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Das Kunstwerk entstand zwischen 1930 und 1940 im Auftrag von Frau Geheimrat Direktor von Schnitzler, deren Familie mit Max Beckmann befreundet war und „entartete“ Künstler aus einem Font der I. G. Farben zur Unterstützung notleidender Künstler bezahlte. Von den Nazis übertüncht, wurde das großformatige Bild ab 2005 freigelegt und restauriert. Die Mittel stellten die Stiftung Denkmalschutz, der Kulturkreis Georg Heck und private Kunstliebhaber zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurden auch die sieben Farb-Holzschnitte als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Dass die einst von den Nazis verfemten Werke nun erneut durch einen Diebstahl der Öffentlichkeit entzogen wurden, nannte das Präsidium fatal.
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Informationen: Dr. Albrecht Fester, Leiter des Kanzlerbüros, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-22429, fester@ltg.uni-frankfurt.de
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Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen.
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Herausgeber: Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Redaktion: Stephan M. Hübner, Pressereferent / stv. Abteilungsleiter, Abteilung Marketing und Kommunikation, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-23753, Fax: (069) 798-28530, huebner@pvw.uni-frankfurt.de
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