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06.05.2002 16:33

Ausstellung über Maria Montessori: Pädagogik zum Begreifen

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Kinder lernen selbstorganisiert - wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Das fand Maria Montessori (1870 - 1952) in ihrer Arbeit mit behinderten und sozial benachteiligten Kindern heraus. Dabei hatte sie so großen Erfolg, dass ihre Konzepte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit anerkannt wurden. Bis heute arbeiten zahlreiche Kindergärten und Schulen nach ihren pädagogischen Erkenntnissen.

    Am 6. Mai 2002, dem 50. Todestag der Anthropologin und Ärztin, würdigte das Montessori-Zentrum der Universität Münster ihr Lebenswerk in Form von Vorträgen und einer Ausstellung im Foyer des Schlosses. Die Veranstaltung war eingebettet in ein Symposium, das unter der Fragestellung "Brauchen Europas Schulen einen Erziehungskonsens?" stattfand. Das Institut für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik hatte es anlässlich der Europawoche organisiert und Erziehungswissenschaftler aus sieben europäischen Ländern dazu eingeladen.

    Die Montessori-Ausstellung, die noch bis zum 10. Mai 2002 besichtigt werden kann, wurde mit Vorträgen eröffnet: Prof. Dr. Harald Ludwig, Leiter des Montessori-Zentrums der Universität Münster, sprach zu dem Thema "Europäische Internationalität in der Pädagogik Montessoris", Dr. Christian Fischer, Experte in der Erforschung der Förderung Hochbegabter, informierte über die Montessori-Ausstellung.

    Besucher bekommen noch bis Ende der Woche durch zahlreiche Poster und Schaukästen Einblicke in Schulen und Kindergärten in Nordrhein-Westfalen, die nach den pädagogischen Erkenntnissen Maria Montessoris lehren und arbeiten. Mit dabei ist etwa das Kinderhaus Pötterhoek aus Münster, das von Kindern zwischen zwei- und sechs Jahren besucht wird. Zahlreiche Materialien, die im Schulalltag zum Einsatz kommen, werden ebenfalls vorgestellt.

    Montessori-Schüler können ihre Erkenntnisse auf anschauliche Weise entwickeln: In einer "Apotheke" werden "Pillen" gerecht auf Flaschen verteilt - auf diese Weise lässt sich spielerisch das Dividieren, auch großer Zahlen, erlernen. Montessori erkannte: Vom Greifen gelangt das Kind zum Begreifen. Den Satzbau lernen die Kinder nicht trocken an der Tafel - was Subjekt, Prädikat und Objekt sind, verinnerlichen sie mit Hilfe einer Sternentabelle.

    Ein wichtiges Element der Montessori-Pädagogik ist die Freiarbeit, bei der Kinder die Möglichkeit haben, ihre individuellen Lernfähigkeiten einzubringen und das Lerntempo ihren Bedürfnissen anzupassen. Sie treffen eigenständige Entscheidungen, müssen Projekte aber auch durchhalten. Altersgemischte Gruppen, bekannt als "family grouping", unterstützen diese Prozesse. Kinder helfen sich untereinander, ältere Kinder dienen als Vorbild. Auch behinderte Kinder werden in dieses System problemlos integriert. Unterschiedliche Sozialformen wie Einzel- Partner- und Gruppenarbeit fördern eine intensive Kooperation und die soziale Kompetenz.

    Zu diesen Erkenntnissen kam Maria Montessori, die 1896 als erste Ärztin Italiens das Medizin-Studium absolviert hatte, durch ihre Arbeit mit behinderten und sozial benachteiligten Kindern. Die engagierte Akademikern entdeckte bei ihrer Arbeit als Assistenzärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Rom, dass geistig behinderte Kinder weniger medizinische, als pädagogische Hilfe benötigen. Durch ein von ihr entwickeltes Förderprogramm, das sie auch in Vorträgen vorstellte, gelangt es, das geistige Potenzial der Kinder anzusprechen und zu entwickeln. Nach einem Zweitstudium der Anthropologie, lehrte Montessori ab 1904 an der Universität Rom und führte ihre praktische Arbeit mit sozial benachteiligten Kindern weiter. Zu dieser Zeit wurde das erste "Casa dei Bambini" für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren gegründet, dessen Konzept in den heutigen Kinderhäusern weiterlebt.

    Montessori suchte nach Übungsgegenständen, mit denen die Konzentration der Kinder gesteigert wurde und nach einer Umgebung, die sich begünstigend auf ihre Entwicklung auswirkte. Es kam zur Bildung weiterer Kinderhäuser. Durch Vorträge, Publikationen und Kongresse überzeugte sie Pädagogen im In- und Ausland. Am 6. Mai 1952, als sie über eine Reise nach Ghana nachdachte, um beim Aufbau des dortigen Bildungswesen mitzuwirken, starb Maria Montessori. Ihr Lebenswerk wurde, nicht nur durch ihren Sohn Mario, sondern auch von Erziehungswissenschaftlern auf der ganzen Welt weitergeführt.


    Weitere Informationen:

    htt://www.uni-muenster.de/Montessorizentrum


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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