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Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben ein Protein entdeckt, das für die Bildung des tumorfördernden Botenstoffs Interleukin-6 (IL-6) verantwortlich ist. Die Entdeckung könnte zu einem neuen Therapieansatz zur Verhinderung von Darmtumoren führen. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ veröffentlicht.
Colitis ulcerosa ist eine chronische und meist in Schüben verlaufende Erkrankung des Dickdarms. In Deutschland wird die Zahl der betroffenen Patienten auf etwa 168.000 geschätzt. Typische Beschwerden sind häufige blutig-schleimige Durchfälle, Bauchschmerzen im linken Unterbauch, ständiger Stuhldrang, Fieber und allgemeine körperliche Schwäche. Je weiter die Entzündung im Dickdarm fortgeschritten ist, desto ausgeprägter treten die Symptome auf und desto höher ist das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs. Die genaue Ursache für die Darmerkrankung und die hohe Wahrscheinlichkeit der Krebsentwicklung sind trotz weltweiter Forschungsbemühungen bis jetzt jedoch unklar.
Eine Arbeitsgruppe um Dr. Benno Weigmann an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen erforscht seit Jahren die molekularen Zusammenhänge, die zum Entstehen von Colitis ulcerosa führen. „Wir versprechen uns davon ein besseres Verständnis des Krankheitsverlaufs. Insbesondere möchten wir wissen, warum in späteren Krankheitsphasen häufig Darmtumoren entstehen“, sagt Benno Weigmann. „Wenn uns das gelingt, dann bestehen auch gute Chancen, eine wirksame Therapie zu entwickeln.“
Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe sind spezielle Proteine, sogenannte NFAT-Transkriptionsfaktoren. Eine besondere Rolle spielt der Transkriptionsfaktor NFATc2: Er ist für die Aktivierung von T-Zellen wichtig und wurde schon früher in Zusammenhang mit der Colitis ulcerosa gebracht. Nun konnten die Erlanger Mediziner zeigen, dass NFATc2 auch an der späteren Tumorentwicklung im Darm beteiligt ist. „Zunächst haben wir in den Darmtumoren von Patienten eine erhöhte Konzentration von NFAT2c nachgewiesen“, erklärt Benno Weigmann. „In späteren Experimenten konnten wir dann die tumorfördernde Wirkung von NFATc2 bestätigen.“
NFATc2 steuert die Apoptose – eine Art programmierter Zelltod – und die Proliferation, die Vermehrung von Zellen. Fehlt dieses Protein, sterben viel mehr Zellen ab, und entartete Zellen werden schneller aus dem Körper entfernt. Tumore können dann gar nicht erst entstehen. Im Besonderen steuert NFATc2 die Entwicklung des entzündungsfördernden Botenstoffs Interleukin-6. Dieses Interleukin spielt bei Krebserkrankungen eine wichtige Rolle und fördert zudem die Entstehung von Metastasen. Mit steigender IL-6 Konzentration im Patientenserum steigt auch die Wahrscheinlichkeit für eine Tumorerkrankung. Dies konnte ebenfalls in Experimenten gezeigt werden.
Die Identifizierung von NFATc2 als wichtigen Regulator des tumorfördernden Botenstoffes IL-6 ist ein entscheidender Schritt bei der Aufklärung der bei chronischen Entzündungsprozessen ablaufenden Kanzerogenese. Weigmann und seine Mitarbeiter hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse zu einem neuen Therapieansatz führen, der die Bildung von Tumoren bei Patienten mit chronischer Darmerkrankung verhindert.
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gegründet 1743, ist mit 33.500 Studierenden, 630 Professuren und rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Und sie ist, wie aktuelle Erhebungen zeigen, eine der erfolgreichsten und forschungsstärksten. So liegt die FAU beispielsweise beim aktuellen Forschungsranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf Platz 8 und gehört damit in die Liga der deutschen Spitzenuniversitäten. Neben dem Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ (EAM) und der im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichteten Graduiertenschule „School of Advanced Optical Technologies“ (SAOT) werden an der FAU derzeit 31 koordinierte Programme von der DFG gefördert
Die Friedrich-Alexander-Universität bietet rund 160 Studiengänge an, darunter sieben Bayerische Elite-Master-Studiengänge und über 30 mit dezidiert internationaler Ausrichtung. Keine andere Universität in Deutschland kann auf ein derart breit gefächertes und interdisziplinäres Studienangebot auf allen Qualifikationsstufen verweisen. Durch über 500 Hochschulpartnerschaften in 62 Ländern steht den Studierenden der FAU schon während des Studiums die ganze Welt offen.
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Benno Weigmann
Tel.: 09131/85-35885
benno.weigmann@uk-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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