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Wissenschaft
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eröffnet heute ihr neues Department Islamisch-Religiöse Studien (DIRS). Das groß angelegte Wissenschaftsprojekt wird von der Bundesregierung über fünf Jahre mit 4,4 Millionen Euro gefördert und geht mit vier Professuren an den Start. Zum Jahreswechsel sollen dann vier Nachwuchsgruppen für Doktorandinnen und Doktoranden eingerichtet werden, um Spitzenforschung in diesem Feld hervorzubringen. Die FAU wird damit künftig eines von vier Zentren in Deutschland sein, in denen Islamisch-Religiöse Studien angeboten werden.
Bereits zum Wintersemester können sich Interessenten auch für den neuen Bachelor-Studiengang „Islamisch-Religiöse Studien“ einschreiben.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier begrüßten am heutigen Donnerstag, den 27. September 2012, zahlreiche namhafte Redner aus Politik und Wissenschaft die rund 120 geladenen Gäste im Wassersaal der Orangerie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
„Der Islam ist im deutschen Alltag längst Realität. Nun müssen wir als Gesellschaft – nicht zuletzt vor dem Hintergrund aktueller Debatten – auch Plattformen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem theoretischen Fundament schaffen – und wo könnte dies besser geschehen als in Forschung und Lehre?“, so Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), anlässlich der feierlichen Eröffnung des DIRS. „Die FAU hat schon lange die grundsätzliche Entscheidung getroffen, dass der Islam auch als gelebte und geglaubte Religion in seiner religiösen Praxis in den Bildungseinrichtungen unseres Landes einer akademischen Reflexion bedarf.“
Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, nennt die Einrichtung des Departments „ein herausragendes Wissenschaftsprojekt, das ausstrahlt auf die gesamte deutsche Universitätslandschaft“. Dabei hebt er auch den Pionierstatus der FAU in diesem Feld hervor: „Am neu eingerichteten Department werden Lehrkräfte für den Islam-Unterricht ausgebildet – in bewährter Qualität. In diesem Bereich ist die FAU ein echter Pionier. Denn sie hat bereits im Jahr 2003 diese Ausbildung angeboten. Und die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Einrichtung von Islamischen Studien in Deutschland basieren in mancher Hinsicht auch auf den Erfahrungen des so genannten ‚Erlanger Modells‘.“
Thomas Rachel, Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, betonte die Bedeutung von Forschungsexzellenz und theologischem Diskurs an deutschen Hochschulen: „Deutschland ist weltweit das Land mit der längsten und umfassendsten Erfahrung mit der Theologie als universitärem Fach. In dieser Tradition wollen wir mit der Förderung Islamischer Theologie an Hochschulen in Deutschland zuallererst Forschung unterstützen und hervorbringen. Zugleich aber bieten die neuen Zentren hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs in den Hochschulen und mehr sichtbare religiöse Vielfalt. Kulturelle und religiöse Vielfalt ist auch eine Quelle, eine Chance, Initiator und Begleiter gesellschaftlicher Erneuerung.“
Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, verweist vor allem auf den Beitrag zur Integration, die das neue Department leisten kann: „Es ist ein entscheidendes Ziel unserer Integrationspolitik, dass unsere muslimischen Mitbürger, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben, auch eine kulturelle und religiöse Heimat finden; nicht außerhalb unserer Gesellschaft, sondern mitten drin und als Teil von ihr. Sich zu einer Religion zu bekennen, sie auszuüben, sie gleichzeitig aber auch wissenschaftlich zu erforschen und zu lehren – dieses in unserem Grundgesetz gewährleistete Recht gehört zu den wesentlichen Errungenschaften unseres Verfassungsstaates. An der FAU mit ihrer langen islamwissenschaftlichen Tradition weiß ich den neuen Bachelor-Studiengang in den besten Händen.“
Um eine möglichst breite inhaltliche Ausrichtung des Studiengangs zu ermöglichen, arbeitet das DIRS eng mit dem Erlanger Zentralinstitut „Anthropologie der Religion(en)“ der FAU zusammen, das als wissenschaftliche Plattform für disziplinen- und fakultätsübergreifende religionsbezogene und anthropologische Forschung gegründet wurde. Hier arbeiten derzeit 38 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus vier Fakultäten bzw. Fachbereichen mit. Entsprechend wird der Bachelor-Studiengang Islamisch-Religiöse Studien durch Lehrangebote von Vertretern anderer Wissenschaften ergänzt – wie etwa Orientalistik und Islamwissenschaft, Politologie, Soziologie, Psychologie, Theologie etc. Mit der Gründung des DIRS möchte die FAU die traditionelle akademische Islamwissenschaft ins Gespräch bringen mit der aktuellen wissenschaftlich reflektierten Glaubenspraxis.
Anders als andere Standorte, an denen Islamisch-Religiöse Studien angeboten werden, hat sich die FAU zur Aufgabe gemacht, nicht eine spezielle Ausrichtung des Islam zum Gegenstand des Studiums zu machen, sondern die verschiedenen in Bayern vorhandenen Ausrichtungen aufzugreifen und im Studium zu berücksichtigen. Entsprechend ist auch der Beirat – der die Universitätsleitung im Hinblick auf Ausrichtung des Studiengangs und die Besetzung der Professuren beraten wird – mit Muslimen internationaler Herkunft und verschiedener Richtungszugehörigkeit besetzt. Die Zusammenarbeit mit dem Beirat ist über eine Satzung geregelt. Als Geschäftsführer des Beirats und Vermittler zwischen Beiratsmitgliedern und Universitätsleitung ist Prof. Dr. Mathias Rohe bestellt, der als Leiter des Erlanger Zentrums für Islam und Recht (EZIRE) und Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung auf Islam und Islamisches Recht spezialisiert ist.
Im DIRS sind gegenwärtig vier Professuren eingerichtet: Die Professur für Islamische Religionslehre, vertreten durch Prof. Dr. Harry Harun Behr, der auch Sprecher des DIRS sein wird, bestand bereits und wird ins DIRS integriert. Die Professur für Islamisch-Religiöse Studien mit praktischem Schwerpunkt übernimmt zum Wintersemester Prof. Dr. Maha El-Kaisy Friemuth. Die Wissenschaftlerin kommt von der Katholieke Universiteit Leuven, wo sie zuletzt zu den Themen Islam und christlich-muslimische Beziehungen lehrte. Für die Professur für Islamisch-Religiöse Studien mit systematischem Schwerpunkt konnte die Universität Prof. Dr. Reza Hajatpour gewinnen. Er lehrte zuletzt als Privatdozent am Lehrstuhl für Iranistik in Bamberg und am Orientalischen Seminar der Universität Tübingen. Eine Professur für Islamisch-Religiöse Studien mit textwissenschaftlichem Schwerpunkt
schließlich ist im Augenblick ausgeschrieben; sie wird im Wintersemester 2012/13 zunächst vertreten.
Nachdem nun die Besetzung der Professuren feststeht und die Einschreibefrist läuft, sollen das Department und der Studiengang in den kommenden Wochen und Monaten sukzessive ausgebaut und vervollständigt werden. Zu den für das Wintersemester angebotenen Lehrveranstaltungen zählen beispielsweise eine Einführungsvorlesung Glaubenslehren des Islams sowie eine Einführungsvorlesung Koran. Zum Jahreswechsel werden dann auch vier Nachwuchsgruppen für Doktorandinnen und Doktoranden eingerichtet, um auf eine Universitätslaufbahn im Feld Islamisch-Religiöse Studien vorzubereiten und Spitzenforschung an diesem Department zu ermöglichen. Ein Graduiertenkolleg für Islamische Theologie unter Beteiligung der FAU wurde von der Stiftung Mercator ebenfalls bereits bewilligt.
Die Einschreibung für den Bachelor-Studiengang Islamisch-Religiöse Studien ist zum Wintersemester 2012/13 noch möglich. Informationen zum Studiengang und zur Einschreibung sind auf der Website der Universität zu finden unter: http://tinyurl.com/buxzeyr.
Ansprechpartner für die Medien:
Vizepräsidentin
Prof. Johanna Haberer
Tel.: 09131/85-29313
johanna.haberer@fau.de
http://blogs.fau.de/news/2012/09/27/department-islamisch-religiose-studien-in-er... Pressemappe
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Religion
überregional
Organisatorisches, Studium und Lehre
Deutsch
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