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27.05.1998 00:00

Spielend lernen

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Die Planungsfähigkeit von Grundschulkindern aus sozialen Brenn-punktgebieten läßt sich durch ein spielorientiertes Training deutlich verbessern. Wie eine unter der Leitung von Professor Walter Hussy und Dr. Annemarie Fritz am Psychologischen Insti-tut der Universität zu Köln angefertigte Studie belegt, waren Kinder, die ein spielbasiertes Trainingsprogramm absolviert hatten, in ihrer Planungsfähigkeit Kindern einer Kontrollgruppe weit überlegen.

    Da der allgemeine Aufbau der Förderung vor allem darauf ausge-richtet ist, die Kinder zur selbständigen Planungsfähigkeit an-zuleiten, folgt die Förderung einem systematischen Aufbau kom-plexer werdender Spielhandlungen. In einer ersten Phase geht es zunächst um die Förderung von Neugier und Explorationsfreude; hier findet noch keine eigenständige Planung der Kinder statt. Die Kinder sollen lernen, sich aktiv ihre Umgebungsbedingungen zu erschließen und dabei Erfahrungen über die Dinge und zu-gleich Fertigkeiten im Umgang mit den Dingen erwerben. Im An-schluß an diese Phase werden Spielthemen zur Ausführung von Rollen-Phantasie- und Bauspielen vorgegeben. Eingekleidet in eine Geschichte werden das Handlungsziel und der Handlungsab-lauf in strukturierter Form vorgegeben. Gestützt auf die Erfah-rungen aus der ersten Phase gelingt es den Kindern allmählich, nach einem ersten Nachspielen die Spielhandlungen selbständig weiter auszugestalten. Von hier aus wird eine Verselbständigung der Kinder angestrebt, so daß sie letztlich eigenständig - in Absprache miteinander - ein Ziel formulieren, dessen Realisie-rung planen und den Plan in eine Spielhandlung umsetzen können. Um die metakognitiven Prozesse der Planerstellung und Plankon-trolle über das Spiel hinaus zu vertiefen und die Kinder zur Verbalisation anzuleiten, wird der Ablauf der Stunden durch Kreisgepräche strukturiert, in denen die Kinder gestützt auf eine Planungsvorlage ihr Vorgehen verbalisieren und ausgeführte Handlungen evaluieren sollen.

    An der Studie nahmen 31 Erstkläßler teil, die eine Schule in einem sozialen Brennpunkt besuchten. Eine Gruppe (15 Kinder) erhielt das gezielte Spieltraining, während die parallelisierte Kontrollgruppe (16 Kinder) an einer allgemeinen Spiel- und Ba-stelförderung teilnahm. Das Ergebnis des Gruppenvergleichs er-laubt die eindeutige Aussage, daß die Spielförderung einen überzufälligen und sehr bedeutsamen Effekt auf die zur Opera-tionalisierung herangezogenen, nicht direkt trainierten Varia-blen ausgeübt hat.

    An der vorliegenden Untersuchung nahmen Kinder der ersten drei Klassen einer Kölner Integrationsschule teil. Es wurden sowohl ein "Rollen-" oder "Phantasiespiel" als auch ein "Bau-" bzw. "Konstruktionsspiel" hinsichtlich ihrer Verbesserung der plane-rischen Fähigkeiten der Kinder getestet. Während des "Phantasiespiels" wird den Kindern eine Abenteuergeschichte er-zählt, an deren Handlung sie anschließend als Mitwirkende teil-nehmen. Im "Bauspiel" haben die Kinder z.B. die Aufgabe, aus verschieden großen Bausteinen nach vorgegebene Regeln einen Turm zu bauen. Diese Spielthemen hatten sich in vorausgehenden Untersuchungen als vielversprechend erwiesen.

    Wie die Kölner Psychologen in ihrer Studie zeigen, läßt sich die Planungsfähigkeit der Kinder im allgemeinen zwar verbes-sern, in den konkreten Spielformen wurden aber gravierende Un-terschiede im Trainingserfolg festgestellt. So sind die Kinder nicht in der Lage, Spielobjekte außerhalb des kennengelernten Zusammenhanges einzusetzen. Während des "Rollenspiels" zeigte sich außerdem, daß es den meisten Kindern schwer fällt bzw. un-möglich ist, sich in die Rolle anderer zu versetzen. Die Kölner Psychologen weisen deshalb ausdrücklich darauf hin, daß das Trainingsprogramm, insbesondere bei "Rollen-" oder "Symbolspielen" exakt an die Entwicklungsvoraussetzungen der Kinder angepaßt sein muß.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Walter Hussy am 28. Mai 1998 bis 13.00 Uhr unter der Telefonnummer 0221/470-3428, Fax-Nummer 0221/470-5002 und der Email-Adresse hussy@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.htm).

    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dank-bar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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