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Krebspatienten, die bei einer Chemotherapie das Medikament Oxaliplatin erhalten, leiden häufig unter schmerzhaften Nervenstörungen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Ludwigs-Maximilians-Universität München haben nun den Grund für diese gravierende Nebenwirkung herausgefunden. Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht und die Deutsche Schmerzgesellschaft zeichnete sie zudem mit dem ersten Preis im Bereich Grundlagenforschung aus.
Oxaliplatin ist ein Medikament, das unter anderem zur Behandlung von Darmkrebs eingesetzt wird. Eine häufige Nebenwirkung ist eine akute sowie chronische Form von Nervenschädigung, die sogar dazu führen kann, dass die Therapie abgebrochen werden muss. Diese äußerst unangenehmen Muskelkrämpfe und Missempfindungen – eine Art Kribbeln – treten auf, sobald die Patienten einen kalten Gegenstand berühren, wie beispielsweise eine Cola-Dose. Dies führt dazu, dass die Patienten kalte Getränke oder niedrige Zimmertemperaturen meiden, da die Effekte, die am ganzen Körper auftreten können, unerträglich sind. In der Studie zeigten die FAU-Wissenschaftlerin PD Dr. Angelika Lampert, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, und ihre Münchner Kollegin Dr. Ruth Sittl mit ihren Teams, welcher Baustein der Nervenzellen dafür verantwortlich ist.
In den menschlichen Nervenzellen werden Informationen in Form von Stromimpulsen unter anderem über Natriumkanäle weitergeleitet. An einem dieser Kanäle, dem spannungsabhängigen Natriumkanal Subtyp 1.6 (kurz Nav1.6), führt das Medikament dazu, dass fälschlicherweise Impulse weitergegeben werden – so entstehen die Symptome unter denen die Patienten leiden. Verstärkt wird dies noch, wenn die Nervenfasern während der Oxaliplatin-Behandlung abgekühlt werden. Das heißt, berühren die Patienten einen kalten Gegenstand, sinkt also die normale Hauttemperatur von 32 Grad kurzzeitig auf 22 Grad, werden noch mehr Impulse weitergegeben – die schmerzhaften Symptome werden stärker. Im Experiment untersuchten die Forscherinnen Mäuse, die keinen funktionierenden Nav1.6-Kanal besitzen – weder bei Wärme noch bei Kälte führte Oxaliplatin zu mehr Stromimpulsen. Daraus folgerten sie, dass mit einem Wirkstoff, der den Natriumkanal blockiert, die Symptome effektiv behandelt werden könnten.
Gelingt es den Forschern, einen solchen Wirkstoff zu entwickeln, müsste auch die häufig lebensrettende Chemotherapie nicht mehr auf Grund dieser schweren Nebenwirkung abgebrochen werden. Derzeit untersuchen die Wissenschaftler die molekularen Grundlagen dieser Natriumkanal-Eigenschaft, um so eine bessere Basis für mögliche neue Therapeutika zu schaffen.
Weitere Informationen für die Medien:
PD Dr. Angelika Lampert
Tel.: 09131/85-22888
lampert@physiologie1.uni-erlangen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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