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Die nasskalte Jahreszeit ist immer auch die Hochzeit für Erkältung, Schnupfen & Co. – und wen die Virusinfektion einmal heimgesucht hat, der kann nur noch an Symptomen kurieren und warten, dass es vorbeigeht. Vorbeugen ist daher die beste Medizin. Beim Immuncheck hilft Prof. Dr. Roland Lang, Professor für angeborene Immunität und Pathogenerkennung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Unser Immunsystem schützt uns im Normalfall sehr wirksam gegen gefährliche Krankheitserreger. Das gilt vor allem für den jungen, ansonsten gesunden Menschen. Wer dennoch jeden Herbst und Winter wieder von Schnupfen, Husten und Heiserkeit geplagt wird, der wünscht sich einen noch besseren körpereigenen Schutz vor Viren und Bakterien – kurz: ein besseres Immunsystem.
Präparate zur Steigerung der Abwehrkräfte überschätzt
Die „Stärkung des Immunsystems“ freilich ist ein weites Feld, auf dem eine Vielzahl von Mitteln und Maßnahmen angeboten und empfohlen wird – meist sind sie käuflich zu erwerben oder verlangen irgendeine Art finanzieller Investition. Mit dem Hinweis auf eine immunstimulierende Wirkung lassen sich eben auch gut Geschäfte machen. Die Evidenz für eine Wirksamkeit bei den meisten Maßnahmen, Nahrungsmitteln und Präparaten ist leider gering bis nicht vorhanden. Ich persönlich würde deshalb kein Geld für Vitaminpräparate, Pilzextrakte und Ähnliches ausgeben. Besonders unsinnig ist der – immer noch verbreitete – Mythos, Antibiotika könnten Erkältungskrankheiten wirkungsvoll bekämpfen. Wichtig zu wissen: Antibiotika wirken NICHT gegen Viren und sollten bei einer einfachen Erkältung definitiv nicht eingesetzt werden, weil sie hier mehr schaden als nutzen.
Stattdessen ist es sinnvoll, fünf grundlegende Regeln zu beachten, die wenig aufwendig und vor allem weitgehend kostenlos sind.
1) Ernährung als wichtiger Faktor
Deutlich erfolgversprechender ist es beispielsweise, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten: Das stellt sicher, dass kein Defizit an Vitaminen, Spurenelementen etc. entsteht. Wichtig ist es gerade bei trockener Kälte ausreichend zu trinken, um die Schleimhäute feucht zu halten.
2) Vermeiden immunschwächender Einflüsse
Wichtiger und wirksamer als das Immunsystem zu stärken ist es, alles zu vermeiden, was das Immunsystem schwächt – dazu zählen Dinge wie Rauchen, Schlafentzug oder ein Zuviel an Alkohol. Das heißt nicht, dass man auf den wärmenden Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt verzichten muss – aber insgesamt im Winter etwas kürzer zu treten, tut dem Immunsystem gut.
3) Vorbeugen durch Hygiene
Mit jedem Nieser werden Erkältungsviren in feinen Tröpfchen in der Luft verteilt, weshalb dichte Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen das Risiko für eine Ansteckung erhöhen. Die in asiatischen Ländern gerne benutzten Mundschutzmasken senken hier das Risiko. Erkältungs- und Grippeviren werden aber auch durch Schmierinfektion übertragen, zum Beispiel durch einen Händedruck nach dem Niesen mit vorgehaltener Hand oder über kontaminierte Oberflächen. Regelmäßiges Händewaschen schützt deshalb erwiesenermaßen auch vor Erkältungen und der Grippe.
4) Vorbeugen durch Impfen
Impfungen lassen das Immunsystem den Ernstfall trainieren und bauen ein schützendes Gedächtnis gegen bakterielle und virale Erreger auf. Es gibt zwar keine Impfung, die vor Schnupfen schützt – dazu ist die Vielfalt der ursächlichen Viren zu groß. Aber Impfungen sind eine wirksame Schutzmaßnahme gegen eine Reihe von schweren Infektionskrankheiten, zum Beispiel gegen die Grippe, Influenza. Die Entwicklung von neuen Impfstoffen wurde lange vernachlässigt, hat in den letzten Jahren aber viele Impulse durch Fortschritte in der Grundlagenforschung erfahren. Auch die Impfung gegen Pneumokokken – Bakterien, die Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und Blutvergiftung hervorrufen können – oder gegen Keuchhusten wird von der ständigen Impfkommission des Robert Koch Instituts als sinnvoll empfohlen.
5) Besondere Umsicht während der Einnahme bestimmter Medikamente
Eine Reihe von Medikamenten, zum Beispiel für die Behandlung von Tumoren bzw. Autoimmunerkrankungen, hat immunsuppressive Wirkung und kann auch die Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen erhöhen. Menschen, die eine Behandlung mit Cortison oder Chemotherapeutika erhalten, sollten mit ihrem behandelnden Arzt über geeignete Vorbeugungsmaßnahmen sprechen.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Roland Lang
Tel.: 09131/85-22979
Roland.Lang@uk-erlangen.de
Prof. Dr. Roland Lang, Lehrstuhl für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie
Foto: privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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