idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.02.2013 13:00

Neue Studie: Mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Die Landwirtschaft verursacht rund 10 bis 12 Prozent aller vom Menschen produzierten Treibhausgase. Wie lassen sich diese Emissionen verringern? Eine Studie hat erstmals in einer vollständigen Bilanz alle Faktoren untersucht, die zur Freisetzung von Klimagasen beitragen: die Boden- und Klimabedingungen sowie die Art und Intensität der Produktion – also ökologischer oder konventioneller Landbau. Als Ergebnis entstand ein neues Modell, mit dem Landwirtschaftsbetriebe ihre Klimabilanz ermitteln und verbessern können.

    In der jetzt vorgestellten Studie(*) untersuchten Wissenschaftler je 40 ökologische und 40 konventionelle Landwirtschaftsbetriebe in vier Agrarregionen Deutschlands. Diese Pilotbetriebe erzeugen pflanzliche Produkte und Milch. Die Wissenschaftler erfassten alle relevanten Klimagasflüsse – Methan, Lachgas und Kohlendioxid – für den gesamten Produktionsprozess. Für die Milcherzeugung rechneten sie auch den Zukauf von Sojaschrot aus Südamerika und alle damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen ein.

    Strategien für eine bessere Klimabilanz

    CO2-Emissionen entstehen durch den Einsatz fossiler Energien – vor allem Dieselkraftstoff – in der Landwirtschaft. Treibhausgase fallen aber auch bei der Herstellung von Mineraldüngerstickstoff, Pflanzenschutzmitteln, landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten an.

    „Es gibt verschiedene Wege, um die Klimabilanz zu verbessern“, erklärt Prof. Kurt-Jürgen Hülsbergen von der Technischen Universität München (TUM). „Eine wirksame Strategie ist, Futter selbst anzubauen statt Soja zuzukaufen. Außerdem können Betriebe ihre Produktionsverfahren verbessern und moderne Technik einsetzen, um die Erträge bei gleichem Energieaufwand zu steigern.“

    Im Pflanzenbau ist vor allem die Erhöhung der Stickstoffeffizienz bedeutsam. Besonders hohe Lachgasemissionen treten auf, wenn die Kulturpflanzen den Düngerstickstoff ungenügend verwerten. Da seine Herstellung viel Energie kostet, belastet nicht genutzter Stickstoff die Klimabilanz zusätzlich.

    Das Treibhausgas CO2 verschwindet aus der Klimabilanz, wenn es durch Humusaufbau langfristig im Boden gebunden wird. „Dies lässt sich erreichen, wenn Bertriebe vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen anbauen“, erklärt Prof. Gerold Rahmann vom Thünen-Institut. „Auch eine weniger intensive Bodenbearbeitung und organische Düngung wirken sich günstig aus.“

    Wer liegt vorn: bio oder konventionell?

    Der Biolandbau zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz und geringe flächenbezogene CO2-Emissionen aus. Allerdings sind auch die Erträge im ökologischen Landbau deutlich geringer, daher relativiert sich dieser Vorteil. Die ertragsbezogen Emissionen im Ackerbau betragen etwa 80 Prozent der Emissionen der konventionellen Pilotbetriebe.

    Öko-Milchviehbetriebe nutzen mehr selbst angebautes Weidefutter und kaufen kein Sojaschrot zu. Dies zahlt sich aus, wie Hülsbergen erläutert: „Bei gleicher Milchleistung liegen die CO2-Emissionen in den ökologischen Pilotbetrieben im Mittel um 200 Gramm je Kilogramm Milch niedriger als in den konventionellen Betrieben.“

    Die Untersuchungen zeigen, dass vor allem zwischen den einzelnen Ökobetrieben Erträge und Treib-hausgas-Emissionen stark schwanken, teilweise mehr als zwischen den Anbauformen ökologisch oder konventionell. Demzufolge ist auch das individuelle Können der Betriebsleiter ein wichtiger Faktor bei der Treibhausgasbilanz der Höfe: Es gibt ein erhebliches innerbetriebliches Optimierungspotenzial.

    Schneller Transfer in die Praxis

    Die Untersuchung liefert eine erstmals eine vollständige Übersicht von klimarelevanten Faktoren, die alle Emissionen in Tierhaltung und Anbau berücksichtigt. „Wir haben jetzt ein praxistaugliches Modell, um Ursachen geringer Energieeffizienz oder hoher Treibhausgas-Emissionen aufzuklären“, so Hülsbergen. „Wir arbeiten daran, unser Modell so zu optimieren, das es unmittelbar in der Klimaschutzberatung von Betrieben eingesetzt werden kann.“

    (*) Die Studie ist ein Verbundprojekt der Technischen Universität München, des Thünen-Instituts, der Universität Bonn, der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg sowie der Bioland Beratung. Die Studie wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie vom BÖLN (Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft) gefördert.

    Kontakt: 
    Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen
    Technische Universität München
    Lehrstuhl für Ökolandbau
    T: +49.861.71.3033
    E: kurt.juergen.huelsbergen@mytum.de
    W: http://www.wzw.tum.de/oekolandbau

    Prof. Dr. Gerold Rahmann
    Thünen-Institut für Ökologischen Landbau
    Trenthorst
    T: +49.4539.8880.201
    E: gerold.rahmann@ti.bund.de
    W: http://www.ti.bund.de/ol


    Bilder

    Standorte der an der Studie beteiligten Pilotbetriebe
    Standorte der an der Studie beteiligten Pilotbetriebe
    Grafik: H. Frank/TUM
    None

    Öko-Milchviehbetriebe verursachen 20 Prozent weniger Klimagas-Emissionen als konventionelle Höfe.
    Öko-Milchviehbetriebe verursachen 20 Prozent weniger Klimagas-Emissionen als konventionelle Höfe.
    Grafik: H. Frank/TUM
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).